Pfanntastisch! Werder hält die Klasse und bestraft nervtötende Heidenheimer, die somit weiter in der zweiten Liga auf Sparflamme kochen müssen. Ließ nichts anbrennen: der Liveticker.
Kollege Nussdorfer schneidet gerade Elfmeterpunkte aus. Und auch ihr stimmt euch bitte schonmal ein. Hier geht’s dann um 20.15 Uhr los.
Guten Abend, wenn ihr denn hoffentlich bisher einen hattet. Ich zum Beispiel war gerade bei einem kleinen Laden um die Ecke, wollte mal was ausprobieren, genauer: Bibimbap. Also bestellte ich drinnen und setzte mich raus. Das Restaurant ist noch recht neu, ich wollte ihnen mal eine Chance geben. Ich wartete 10 Minuten.. 20… eine halbe Stunde. Was tun? Irgendwann ging ich rein. Was denn mit meinem Bibimbap wäre? Verblüffte, aber sofortige Retour: Wer ich denn überhaupt sei. Sie hatten mich schlicht vergessen. Ihren einzigen Gast! Und ungefähr so stelle ich mir das letzte halbe Jahr für Florian Kohfeldt in Bremen vor. In diesem Sinne: Guten Appetit. Beziehungsweise: Bibimbap.
Sargent und Vogt spielen. Bargfrede und Füllkrug hingegen beide auf der Bank. Ich finde: Noch ist es etwas früh, um auf einen soliden Beruf umzusatteln.
Aber genug des Quatsches! Denn: Es geht um sehr, sehr viel. Heidenheim will in die 1. Liga. Werder Bremen bloß nicht absteigen. Auch wenn viele sagen, so ein Abstieg würde den Bremern guttun, um sich neu zu sortieren und zu alter Stärke zu finden. Hier drei Gegenargumente: H. S. V.
Heidenheim mit einem Kracher! Marc Schnatterer soll von Beginn an spielen. Was auch heißt: Heute könnte zum allersten Mal ein Bezirksligaspieler seinen Verein auf direktem Wege in die Bundesliga schießen.
Im Deeptalk mit DAZN, was auch klingt wie ein Angebot, dass ich nie und höchstens im Privatmodus annehmen möchte, erklärt Florian Kohfeldt, dass Füllkrug nicht spielt, weil er nur so viel spielen soll, wie sein Körper zulässt. Was nach dieser Logik leider auch bedeutet: Claudio Pizarro kommt zur 90.+3.
Enttäuschung beim Verlesen der Heidenheimer Startaufstellung. Was die Spieler beruflich machen, wird leider nicht erwähnt.
Frage mich, wie Kohfeldt seine Truppe motiviert hat. Das übliche Argument zieht ja nicht, dass sonst in der kommenden Saison Heidenheim wartet.
Werder läuft hier übrigens nicht in Grün-Weiß auf, obwohl die rot-weißen Trikots der Heidenheim das durchaus zulassen würden. Aber vielleicht wissen sie auch einfach, dass sie hier heute möglicherweise zu Gast auf der eigenen Beerdigung sind. Von daher vielleicht auch einfach angemessen.
Lol. 1:0 Werder! Von wegen Beerdigung! Sargent macht den Sardeckel nochmal auf, und kuckuck! Da liegt mit Norman Theuerkauf ein ehemaliger Bremer und der ist sowas von quicklebendig, dass er einfach mal lebensrettende Sofortmaßnahmen für die Bremer einleitet. Aka: ins eigene Tor trifft.
Und irgendwo draußen vor dem Stadion stehen offenbar ein paar Hanseln mit Trommeln und Sirenen. Um auch den letzten da draußen von der Bezirkssportanlagenatmosphäre dieses Ortes zu überzeugen. Wie so Muttis auf einem Dorfturnier früher. Und wehe einer kommt dem eigenen Sohnemann zu nahe. Aber der Kartoffelsalat ist klasse, da kann man nix sagen.
Werder macht weiter Druck, Chance Rashica, Chance Klaassen nach Ecke, nächste Ecke. Mehr Möglichkeiten hier für Werder in der Anfangsphase als für Lisa nach dem Abi.
Muss mich übrigens pardonieren. Die Hanseln mit den Trommeln stehen nicht vor dem Stadion, sondern sind tatsächlich drin?! Und plötzlich halte ich das Stadionverbot vielleicht doch auch einfach für ein geeignetes Instrument?!
Schön auch, dass Felgenralle wieder als Experte mittut. Grüße an der Stelle, Gerüchten zufolge schaut er ja auch ab und zu mal hier rein. Und wenn du das liest, lieber Ralle: Die Einladung zum Bier vom Berliner Derby, die steht noch!
Bitte nicht verwechseln: Kleindienst spielt im Sturm, Bärendienst in der Innenverteidigung.
Ganz ehrlich, dass Bremen hier jetzt – abgesehen von der Führung – durch das Auswärtstor einen Vorteil hat, weil das zweite Geisterspiel beim Zweitligisten stattfindet, ist eine dermaßen bescheidene Idee, Kanye West würde eine Präsidentschaftskandidatur daraus basteln.
Irgendjemand im Stadion betätigt wieder diese elende Kuhglocke, die Vuvuzela eines Dorfvereins, sobald Heidenheim ins letzte Drittel kommt. Es macht einen ohrenbetäubenden, leicht fremdschämenden Lärm. Und so wird’s natürlich nicht einfacher – wenn’s zwei Fernschüsse zur Führung braucht.
Frage des Abends: Wird Niklas Dorsch in der kommenden Saison Bundesliga spielen, auch wenn Heidenheim nicht aufsteigt? Oder lassen sich die Erstligisten so einen dicken Fisch entgehen? ‚Tschuldigung.
Heidenheim wird jetzt immer besser. Ganz ehrlich: So wie die das erste Gegentor verarbeitet haben, würde es mich nicht wundern, wenn gleich diskutiert wird, ob sie das Fußball spielen einstellen sollen – ne, wieso, hat doch bisher super geklappt so!
Und doch spielen hier beide Mannschaften gerade so, als hätten sie die Hoffnung, dass sie auch zu zweit aufsteigen könnten. Warten alle darauf, dass die Schalke-Videos endlich bei der DFL ankommen.
Entschuldigt mich kurz, aber so wie es scheint, tritt Münchener Freiheit heute Abend in Würzburg auf.
Tolle Dinge, die man mit Pfannen machen kann: Pfannkuchen. Spiegelei. Rührei. Burger. Soja-Bratlinge. Einbrechern auf den Kopf hauen. Rodeln.
Dinge, die man mit Pfannen auf gar keinen Fall tun sollte: Mit zu einem Relegationsspiel nehmen.
Heidenheim jetzt mit mehr und mehr Ballbesitz, sucht die Lücke. Füllkrug sitzt aber noch auf der Werder-Bank.
Friedl im Zweikampf mit Schnatterer, Friedl siegt. Schon Georg Büchner sagte ja: Friedl den Hütten, Krieg den Palästen.
Werder steht hier weiterhin gut, Heidenheim noch ohne zündende Idee. Aber gut, das scheint heute bislang ohnehin nicht der Tag der besonders guten Ideen zu sein.
Lustig auch, wie sich Heidenheim hier innerhalb von zwei Spielen das Image vom sympathischen kleinen Dorfklub selbst einreißt. Und das alles mit doch eigentlich so bodenständigen Utensilien wie Kuhglocken und Pfannen. Tja. Ironie des Schicksals.
Wünsche mir die Fans, die vor Ort sind, wären mehr wie Niklas Dorsch. Also einfach stumm wie ein Fisch.
Und dann ist Halbzeit. Oder wie unsere Ohren sagen: Danke! Werder führt mit 1:0 und wenn ihr mich fragt, ist das auch einfach nur gerecht. Wer früher in der Schule genervt hat, musste vor die Tür. Wer heute nervt, steigt eben nicht auf. So.
Frage mich, ob Claudio Pizarro wirklich nur noch wegen der Erfahrung mitfährt. Weil er den jungen Spunden etwas mitgeben soll. Sechsfacher Deutscher Meister, sechsfacher Pokalsieger, Weltpokalsieger, all das. Und nun in der Kabine sitzt. Neben Josh Sargent und Kevin Vogt. In Heidenheim. Bei seinem letzten Spiel, in dem gar nichts geht, außer Panik. Und Kohfeldt ihn bittet, dass er also was sagen soll. Und sich umguckt, an Chelsea und die Champions League denkt, und sagt: „Sorry, was für eine Sportart ist das?“
Heidenheims Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald erzählt nochmal im Interview, wie er Frank Schmidt in der Bezirksliga zurückholte. Und ich stelle mir vor, wie die beiden damals wohl gegen Nattheim III oder SG Feuchtwangen/Kreßberg spielten und sich sagten: „Du, irgendwann ne, dann Bundesliga. Jaha..“ Und dann lachten sie. Und tranken noch ein Bier, bevor sie sich um die kalte Dusche kümmerten. Holger hatte Werkzeug mitgebracht.
Bremen kommt spät aus der Kabine. Klar, wollen sehen, was auf den anderen Plätzen passiert.
O‑ha! Beziehungsweise: Schimmer. Der erst Pavlenka aus der Entfernung prüft und dann auch bei der nachfolgenden Ecke…
Und die nächste Chance für Heidenheim – Otto mit dem Kopf, einen halben Meter am Pfosten vorbei. Böser Verdacht: Hat Frank Schmidt erkannt, dass Werder ein Problem hat, sobald Fußball gespielt wird?
Frage nebenher: Wenn David Otto das Durchschnittsgehalt bekommt… ist er dann der Otto Normalverdiener?
Ob vor dem Stadion wohl die ganze Zeit ein vorbeikommender Familienwagen an der Kreuzung steht und darauf wartet, dass endlich die sich nahende Kuhherde die Straße passiert? „Gerd, nein, du fährst nicht! Da! Schon wieder..“
Heidenheim hat noch etwa 40 Minuten Zeit. Was beruhigend ist, wie ich weiß, weil ich ja heute genau so lange auf mein Bibimbap gewartet habe, ehe ich merkte, dass ich vergessen worden war. Wann geht Tim Kleindienst rein und fragt mal nach, wo die Bälle bleiben?
Als wir jung waren, gingen wir an den Wochenenden, vor allem am 1. Mai auf Zeltfeten in den Nachbardörfern. Organisiert von den Dorfjugenden, gesponsert von der lokalen Kornbrennerei. Und so sicher wie tränenreiche Trennungen von 15-jährigen Liebespaaren am Zelteingang und kotzenden Halbstarken am Zeltausgang: ein DJ, der seinen Namen nicht verdient hatte, und einen Mix aus Shaggy, Helene Fischer und den Pur-Partyhitmix auflegte. Aber naja: Seit heute nur noch die zweitbeschissenste Akustik auf einem Dorffest.
Uff. Veljkovic mit dem Schussversuch. Ein Heidenheimer rettet auf der Linie. Das wäre die Vorentscheidung gewesen. Beziehungsweise für Werder: Selke.
Werder mit zwei guten Chancen! Erst Augustinsson, dann Sargent. Und wenn ich das Bremer Spiel in dieser Saison richtig verstanden habe, dann steht’s hier gleich 1:1.
Kurze Frage zwischendurch: Müller, Busch, Beermann, Theuerkauf, Griesbeck, Dorsch, Kleindienst, Otto… Welche Gesellschaft soll das eigentlich abbilden?
Offenbar haben es 50 Heidenheim Fans ins Stadion geschafft. „Über einen VIP-Raum“, weiß Alex Schlüter. Relegation, Geisterspiel, Topfschlagen und die wahren Verbrecher kommen natürlich aus dem Schnittchen-Raum. Ein Spiel wie ein Mahnmal gegen den modernen Fußball.
Sorry übrigens an meine Kinder, die ich vielleicht, vielleicht auch nie haben werde. Aber leider werdet ihr auf euren Geburtstagen nie‑, nie- niemals Topfschlagen spielen dürfen. Das Thema ist seit heute sowas von durch. Bedankt euch beim FC Heidenheim.
Uli Hebel unterstellt Frank Schmidt einen „zuweilen militärischen Ton“. Ganz ehrlich: Der militärische Ton ist mir heute definitiv der liebste. Welche Tonoption muss ich dafür anwählen?
Heidenheim braucht noch immer zwei Tore. Und die Ideen dafür eher so Kreisklasse, wenn der Kapitän verzweifelt ruft: „Straffen, Männer!” und: „Raaaaaus”. Schmidt wechselt. Sein Rechtsverteidiger muss zur Arbeit und sein Chef versteht da keinen Spaß.
Noch elf Minuten, ansonsten wird es für Heidenheim 2024 in der Regionalliga Südwest sauschwer.
Ganz ehrlich, Auf- und Abstieg wird hier entschieden in einem leeren Stadion durch ein saubitteres Eigentor in der 2. Minute. Ich war mir eigentlich sicher, dass auf diese Weise nur der HSV eine Klasse halten könnte.
„Arbeit ist das beste Mittel gegen Verzweiflung.“ – Sir Arthur Conan Doyle. Und in Heidenheim verfluchen sie den Platz, der nur 100 Meter lang ist, und mehr ackern können sie gerade nun einmal nicht.
„An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln, an schweren nie.“ – Johann Wolfgang von Goethe. Oder auch: TOOR für Heidenheim. Weil Tobias Mohr auch nicht weiter weiß und den Ball an die Latte knallt. Von dort springt er auf den Fuß von Tim Kleindienst. Sein größter Dienst: Die Hoffnung ist zurück.
Leichte technische Defizite nun. Bei uns auf der Website. Und in Heidenheim ist Bremen am Ball.
Bremen, mit dem einen Auswärtstor, versucht jetzt die Zeit an der gegnerischen Eckfahne runterlaufen zu lassen. Und falls es keinen Zwangsabstieg für unredliches Verhalten gibt, er sollte jetzt erfunden werden.
Wie knapp über Auf- und Abstieg entschieden wird? Nun: Heidenheims Theuerkauf, der ausgerechnet heute Morgen ins Klo gegriffen hat, lässt sich von Fin Bartels den Ball abnehmen. Der legt rüber zu Augustinsson – und der hämmert den Ball exakt unter die Latte. TOOOR für Werder. Der Klassenerhalt unter Dach und Fach.
Elfmeter für Heidenheim! Weil Mohr bedrängt wird. Und Kleindienst tritt an. Haut den Ball in die Maschen. Mit aller Wut, die sich in seinem Bauch in den letzten, handgestoppten 87 Sekunden angestaut hat. Schießt Pavlenka mit ins Tor. Tor, oder auch: tor, denn größer ist es nicht.
Die Bremer Spieler feiern, und trösten ihre Gegner. So eng liegen Freud und Leid beinander. „Macht euch nichts draus, habt euch theuerka..“ – Hässliche Szenen.
„Herr Schmidt, wie enttäuscht ist ihre Mannschaft?“ „Was für eine bescheuert Frage?“ – Schmidts neuestes Projekt: der deutsche Sportjournalimus.
Nächste Frage: „Herr Schnatterer, woran hat’s gelegen?“ Es wird ein langer Weg für Schmidt.
Egal. Denn Bremens Spieler lassen Pizarro hochheben, der gar nicht mitgespielt hat. Vielleicht auch deshalb heute der beste Mann. Und auch sonst: Glückwunsch zum Klassenerhalt. Zwei Unentschieden, mehr Auswärtstore vor leeren Rängen. Werder wie ein voreiliges Sicherheitskonzept: wenig überzeugend. Vielleicht die Entscheidung, die diese Saison verdient hat. Wir machen es wie Pontius Pilatus: Desinfizieren unsere Hände. In Unschuld waschen werden sich noch andere. Wir sehen uns 2020/21 wieder. Werder wird dabei sein. Heidenheim nicht. Schalke schon. Verstehe noch einer den Fußball.