Irre Wende: Klinsmann hatte einen Vertrag. Und Windhorst krasse Augenbrauen. Gegenbauer mit der Gegenrede und der einzige mit Value-Investment ist: der Ticker.
Um 11 Uhr geht’s hier richtig los. Dann kommen die Tränen auf Knopfdruck, aber das kennt ihr ja schon.
Axel Kruse sitzt übrigens tatsächlich bei Sky im Stadio. Lässt kein gutes Haar an Klinsmann. Gut, dass er normalerweise Mütze trägt.
Auch Lars Windhorst wünscht sich laut Axel Kruse einen gewissen Niko Kovac als neuen Trainer. „Ich würde die Schubkarre nehmen und ihn nach Berlin holen“, sagt Kruse. Harter Tobak: Seit der Piratenpartei sind wir immer etwas skeptisch, wenn Leute mit Schubkarren durch Berlin laufen.
So scharf, wie Axel Kruse hier gegen Klinsmann schießt, dürfte es nicht lange dauern und er hat eine Klage von Herthas Neuzugang Krzysztof Piatek im Briefkasten – wegen Verstößen gegen seinen patentierten Pistolero-Jubel.
Das Bild, das sich mir eingeprägt hat: Jürgen Klinsmann war wie das Quengelkind im Supermarkt, das wahllos in die Regale nach Schokoriegeln und Chipstüten greift, während Michael Preetz immer wieder alles einsortierte und gebetsmühlenartig wiederholte: „Wir haben noch genug Obst zu Hause.“ Doch an der Kasse zückte Lars Windhorst die Kreditkarte mit dem Satz: „Nun lass den Jungen doch, er muss sich mal austoben.“ Und natürlich die alles entscheidende Frage: Sammeln Sie Punkte? Nein.
Alle sitzen jetzt auf dem Podium. Windhorst und Gegenbauer mit Krawatte. Gegenbauer beginnt mit der Gegenrede.
Gegenbauer: „Meine einzige klare Aussage dazu: Klinsmann hat nicht nur Hertha BSC, sondern das gemeinsame Projekt verlassen.“ Damit ist endlich klar: Hertha BSC und das gemeinsame Projekt waren zwei verschiedene Paar Schuhe.
Gegenbauer sagt, Klinsmann habe einen gültigen Vertrag besessen. „Offensichtlich ist hier von außen der Eindruck entstanden, dass hier das Chaos ausgebrochen ist, aber hier wird sehr geordnet gearbeitet.“ Selbst das Training habe ordnungsgemäß stattgefunden. Allerhand. Wenn sie jetzt noch pünktlich in Paderborn zum Spiel erscheinen, ist alles in Butter.
Jetzt Windhorst. „Ich freue mich hier zu sein“, sagt er. Und guckt dabei so, als habe er gerade 240 Millionen Euro in den Wind geschossen. Oh wait…
Lars Windhorst spricht. Der erste (Zieh-)Sohn von Helmut Kohl, der in der Öffentlichkeit nicht direkt Maike Kohl-Richter kritisiert.
Windhorst spricht von Eigenkapital, das in die Hertha geflossen ist. „Eigenkapital ist nicht rückzahlbar. Uns war klar, dass ein Investment in den Fußballgeschäft nicht vergleichbar mit anderen Investments ist.“ Hören Sie dazu eine Einschätzung von Valerie Haller.
Und natürlich sagt er auch „committen“, der Lars. Klinsmanns Einfluss auf die Hertha wird noch auf Jahre hinaus spürbar sein, meine Meinung.
Windhorst dankt der guten Arbeit des Vereins bei den Wintertransfers, wo Hertha das größte Investment von „weltweit allen Bundesligaklubs“ getätigt hat. Was sagt der 1. FC Köln-Belgrad oder FC Augsburg-Los Angeles dazu?
Windhorst: „Eine weitere Zusammenarbeit mit Jürgen Klinsmann im Aufsichtsrat ist nicht vorstellbar.“ Die Art und Weise des Angangs sei „unakzeptabel“ gewesen.
Jetzt Preetz. Hat schon vieles erlebt im Fußball, sagt er. Klinsmanns Vorgehen habe keinen Austausch ermöglicht. Nun ja, was den Trainerposten angeht stimmt das ja so nicht.
Preetz: „Bin seit 1986 dabei. Das, was am Dienstag passiert ist, war mir auch neu.“ Ein heftiger Satz von jemanden, der schon Michael Skibbe und Otto Rehhagel als Trainer installiert hat.
Und irgendwo vor Berlin versucht Jürgen Klinsmann vergeblich, direkte Fragen über Facebook an Michael Preetz zu stellen.
Tonprobleme bei der Hertha. Das 11FREUNDE-Themenfrühstück damit derzeit besser aufgestellt als Hertha und Klinsmann zusammen.
Windhorst über Klinsmanns Abschied: „Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber nicht als Erwachsener.“ Jetzt fragt ein gewisser Max Dinkelaker irgendeinen Stuss. Die lassen auch wirklich jeden da rein.
Nun die Frage nach den Kompetenzbereichen an Michael Preetz. Da stellt sich mir die Frage: Wird er immer kleiner oder wächst seine Brille?
Laut Preetz war es nie ein Problem, dass er mit auf der Bank gesessen habe. Vielleicht meinte Klinsmann aber auch nur die Nationalmannschaftskarriere von Preetz. Da war es wirklich verwunderlich, dass er mit auf der Bank saß.
Klinsmann wird wohl aus dem Aufsichtsrat fliegen. Und irgendwo in Rheda-Wiedenbrück empört sich ein Schlachter: Was? Man kann aus einem Aufsichtsrat rausfliegen?
Preetz: „Schiller, Gegenbauer und ich haben das letzte Wort. Das war klar.“ Und meistens hieß das letzte Wort : „Geile Idee, Lars, so machen wirs.“
Windhorst offenbart nun, er sei in einem Bord-Meeting gewesen, als er die Nachricht von Klinsmanns Rücktritt erhalten habe. Hier exklusive Bilder:
Windhorst mit einem Hertha-Sticker am Revers. Erinnert mich ein wenig an diese Deutschland-Flaggen, die verzweifelte AfD-Abgeordnete vor sich her tragen. Wann wird Windhorsts nächster Antrag im Aufsichtsrat abgelehnt? Und lädt ihn Anne Will dann zur Talksendung ein, damit er die ganze Zeit „Unglaublich“ sagen darf?
Windhorst: „Habe erst am Dienstag vormittag vom Rücktritt erfahren. Ich war selbst in einer Sitzung und habe die Nachricht eine Viertelstunde zu spät gesehen.“ Außerdem: Er will die Kapitalmaßnahmen mindestens halten, wenn nicht sogar aufstocken. Will zehn Jahre bleiben. „Wir hatten bei Hertha keine Renditeerwartung.“ Und dann?
„Das war ein Value-Investment.“ Preetz schaut kurz in seine Unterlagen. Einen Value hat er noch nie gehört. Muss ein Franzose sein? Doch welche Position.
„Es gibt keinen Grund, warum Hertha nicht in Zukunft vorne mitspielen sollte“, sagt Windhorst. Hier einer:
Preetz: Sollten nicht vergessen, dass wir uns aktuell im Abstiegskampf befinden.
Keine Sorge, der fäusteballende Steffen Baumgart wird euch am Samstag auf seiner Ehrenrunde vorbei an der Hertha-Bank schon noch daran erinnern.
Was sich nach einer halben Stunde Pressekonferenz herauskristallisiert: Es ist nicht alles schlecht in Berlin. Auf der anderen Seite: Gegenbauers Krawatte.
So schnell wie Werner Gegenbauer spricht, wird mir langsam klar, warum Hertha bis vor kurzem dem Geschehen eher hinterherlief.
Michael Rosentritt vom Tagesspiegel fragt Werner Gegenbauer nach dessen Amtszeit und den Lehren aus der Amtszeit von Klinsmann. „Ob sie mit einer weiteren Amtszeit von mir rechnen MÜSSEN, so sehen Sie es ja, kann ich Ihnen nicht sagen. Die Kandidatur liegt vor.“
Windhorst: Und das ist auch noch ein Freund von mir. Hallo Werner.
Windhorst spricht in jedem zweiten Satz von Commitments. Muss man ihm aber lassen, guter Film!
Windhorst: „Wir stehen zum Commitment. Wir müssen uns committen… alle müssen sich ans Commitment halten.“
Und irgendwo singt Hartmut Engler dazu: Commit mir ins Abenteuerland.
Wir machen hier langsam fertig, und summen vergnügt:
Der triste Oly macht mich krank
Eine kleine graue Maus
Die die Sinne fast erstickt
Mainz und Augsburg zu Besuch
Lange nichts mehr aufgetankt
Die Batterien sind leer
In den Abstiegskampf verstrickt
Ooh, Ich seh‘ den Preetz nicht mehr
Ich will weg, ich will raus
Will Europacup
Und ein kleiner Jürgen nimmt mich an der Hand
Er winkt mir zu und grinst:
Komm hier weg, komm hier raus
Komm, ich zeig dir was
Das du verlernt hast am blau’n Seitenrand
Commit!
Commit mir ins Abenteuerland
Auf deine eigene Reise
Commit mit mir ins Abenteuerland
Transition kostet den Verstand
Commit mit mir ins Abenteuerland
Und tu’s auf deine Weise
Deine Performance schenkt dir ein Land
Das Abenteuerland