Dortmund gegen Paris oder: Der große Auftritt des Erling Braut Haaland. Stand als Messdiener mit am Fußballaltar: der Liveticker.
Freunde, herzlich Willkommen zum 11FREUNDE-Loveticker. Warum Loveticker? Weil wir hier gleich die Scherben einer zerbrochenen Liebe aufkehren werden. Tuchel vs. BVB. Liebe. Intrigen. Böses Blut. Hach. Und wenn uns 2834 Folgen GZSZ, 1592 Folgen Marienhof, 1022 Folgen Verbotene Liebe und 4293 Folgen Lindenstraße eins gelehrt haben, dann dass es hier gleich abgeht. Dass sie gleich alle auf den Tisch kommen, die Vorwürfe, die Anwerfungen, die Fiesheiten, die Wut und Enttäuschung. Sehe Tuchel schon Schmelzer anschreien: „Du fußballspielst mit meinen Gefühlen“. Schnüff. Die Partie pfeifen wird übrigens Jo Gerner, Mutter Beimer ist Co-Kommentator. Kollege Behnisch und ich tickern heute live aus dem Popcorneimer.
Ha, Experte heute ist Per Mertesacker. Merte, Junge. Wir vermissen dich. Wie geht’s der Eistonne? Weißt du noch, damals, in diesem süßen Sommer 2014, nur du, wir, Poldi und die anderen 80 Millionen. Meld dich doch mal wieder, war doch schön.
Jetzt erstmal „You’ll never walk alone“ „genießen“, wie der Dazn-Typ mit Gänsehaut-Timbre in der Stimme sagt. Naja, gibt ja auch Leute, die es „genießen“, sich Dinge in die Harnröhre zu schieben. Jeder, wie er mag, I don’t judge.
Find’s einfach immer noch nicht ok, dass die Dortmunder den Mainzern den Song geklaut haben. Steh ich zu.
Erstmal Werbung für Bayern gegen Paderborn auf Dazn. Wusste nicht, dass Dazn auch Splatterfilme überträgt. Toll.
Geile Choreo, muss man sagen. Umfasst das gesamte Stadion, wenn ich das richtig sehe. Schwarz auf der Gegengeraden, Gold auf der Süd, echtes Gold und ein paar Fabergé-Eier in der Pariskurve. Toll.
Fußballer, die so heißen wie eine Floskel in einer Berliner Eck-Kneipe: Kurzawa. Der legt gleich mal Hakimi. Und ich sag mal: Auch das kommt in Berliner Eck-Kneipen genau so vor.
Per Mertesackers Stimme klingt wie die von Steffen Freund, der Jörg Schmadtke verschluckt hat.
Mehr Abtasten hier als bei meiner Musterung. Und ein genauso unklares Bild, wer denn jetzt einen Vorteil davon hat. Und dann geht Thomas Tuchel aus dem Sattel, brüllt in den Abend. Bin jetzt kein diplomierter Lippenleser oder so, aber ich müsste mich schon arg täuschen, wenn er da nicht gerade gerufen hat: „Komm raus und stell Dich, Aki!“
„Foul“ an Neymar. Mertesacker lacht. Und dann versucht der Brasilianer den folgenden Freistoß aus gefühlt Gelsenkirchen einfach mal direkt. Der wie die FDP in Thüringen: Daneben.
Aha! Konter! Aber dann steht Jadon Sancho am Ende da wie ein Lead-Gitarrist ohne Band. Schönes Solo. Kein Song.
Dortmund jetzt mit mehr Ballbesitz. Und wer verhindert, dass es gefährlich wird? Na? Ein Pariser.
Was ein Solo gerade von Jadon Sancho gegen gefühlt acht PSGler. Was ein unfassbar schneller Mensch das ist. Irre. Falls jemand die Szene verpasst hat, hier die Bilder.
Wenig los jetzt hier. Mittelfeldgeplänkel weitestgehend. Für mich auch kein großer Unterschied zu sehen zu, sagen wir, Paderborn gegen Mainz. Aber da gibt es wenigstens was für die Augen, weil Steffen Baumgart an der Seitenlinie steht.
Foul jetzt an Jadon Sancho. Unverschämtheit, den zu treten. Man steht ja auch nicht vor der Mona Lisa im Louvre und niest.
Freistoß Dortmund, segelt aber drüber. Favre anschließend klatschend in Großaufnahme. Kann mir nicht helfen, aber Favre klatscht wie andere Menschen ein zu fest verschraubtes Gurkenglas öffnen.
Eieiei, Konter Dortmund, Sancho mit dem Wackler, dann mit dem Schlenzer ins lange Eck DURCH die Beine seines Gegenspielers. Navas pariert gerade so. Und dennoch: Leute, guckt euch diesen Sancho ganz genau an. Der Junge hat in kleinen Zeh so viel Talent wie alle anderen zusammen insgesamt vereinen.
Und der Mbappé. Aber gut, die drei spielen ja auch nicht umsonst gemeinsam in der Kreisauswahl.
Konter BVB, und das muss es eigentlich sein, da Sancho butterweich auf Haaland flankt, aber dann ist die Frise nicht steif genug oder der Kopf zu weich, jedenfalls flutscht der Ball lustlos ins Aus. Und der Haaland? Ist baff:
Mertesacker rasiert die Leistung von Paris, sieht nur planloses Gegurke und einen Neymar, der „macht, was er will“. Ja, warum denn auch nicht, Merte?! Soll er machen, was er nicht will? Und überhaupt, Paris hat die Sache hier ziemlich gut im Griff, würde ich sagen. Aber wer bin ich schon? Gut, ich bin einen Zentimeter größer als Per. Dafür hat er 104 Länderspiele mehr als ich. Ich würde sagen: Unentschieden.
Angel di Maria braucht, „um reinzukommen“, so der DAZN-Kommentator jetzt. Und auch hier muss ich widersprechen. Was Angel di Maria vor allem braucht, ist ein Friseur.
Halbzeit in Dortmund. Ein oftmals temporeiches, aber dann doch chancenarmes Spiel (Bild: Symbolbild) holt Luft. Der Liveticker Bier. Jeder wie er kann.
Weiter geht’s. Hoffe, dass Lucien Favre seine Mannschaft mit seiner Halbzeitanalyse nicht überfordert hat.
Mann, hab Merte ja echt lange nicht mehr gesehen. Aber ich mag die furztrockene, halb-wütende Expertenart, mit der er die Mannschaften in der Hälfte an die Wand genagelt hat. Tolles Meckerrenter-Potential, das er da mitbringt, Chapeau. Möchte mit ihm an einer holzvertäfelten Theke sitzen, kleine Bierchen trinken und über „die da oben“ meckern oder dass der Nachbar schon wieder in der Mittagsruhe den Rasen gemäht hat.
Konter Dortmund, Hakimi über rechts, aber das eigentliche Highlight ist die Art und Weise, wie sich in der Mitte Haaland freisprintet. Im Ernst, der Mann sprintet los wie sich sonst Lawinen vom Berg lösen. Muss auf den Schreck erstmal einen Schluck Cognac aus dem kleinen Fässchen nehmen, das ich immer um den Hals trage.
Hakimi auch so eine Rakete. Hakimi, Sancho, Haaland. Dortmund für mich auf jeden Fall der Topvaforit auf die A‑Jugend-Meisterschaft. Drücke alle Daumen.
Hui, Neymar mit Ellbogenschlag gegen Axel Witsel. Wäre das andersherum passiert, hätte sich Neymar schon eigenhändig ins Krankenhaus Dortmund-Mitte gerollt und würde sich gerade schreiend einen Tropf legen.
Neymar sieht inzwischen auch nur noch aus wie ein fetter Drogenboss, der seit 40 Jahren im Geschäft ist, der aus Langeweile aufgehört hat, sein Geld zu zählen, und der nur noch weitermacht, weil man das so macht, weil man ja irgendwas machen muss.
Zwei gute Chancen innerhalb von zwei Minuten jetzt für Paris. Erst Mbappé aus spitzem Winkel gegen Bürki, dann Neymar nach schöner Hacke-Spitze-di-Maria-Kombination mit einem satten Schuss aus 16 Metern. Aber sollen sie bei DAZN ruhig weiter mit der Idee schwanger gehen, Dortmund spiele hier überragend.
Schöner Angriff des BVB, über das halbe Spielfeld. Und dann ist am Ende Haaland da, reicht die Quittung ein, die Paris‘ schläfrige Abwehr verlangt hat, nachdem Guerreros Direktabnahme zunächst noch hängen bleibt. 1:0 für Dortmund. Was wohl Aki Watzke dazu sagt? Vermutlich wie immer: Tuchel raus.
Sancho hier, Sancho da, Sancho überall. Lassen ihn machen. Als hätten sie in Paris noch nie von ihm gehört. Und das bei der Scouting-Abteilung:
Tja. 1:1. Weil Mbappé einfach durch Zagadou hindurch läuft und dann auf Neymar querlegt, der freier steht als Superman am Waschtag und nur noch einzuschieben braucht.
Welcome to Ha-Ha-Land. Nach schöner Kombi über Hummels und Reyna und dann dieser Haaland, der aus 17 Metern abzieht, abstrahlt, ihn reinwemst, lasert, will, woll, wunderbar. Alter. Was für ein Strich. Vergesst alles, was ihr in der Schule gelernt habt: Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist ein Haaland.
Jungejunge, dieser Haaland. Also man muss mit sowas ja immer vorsichtig sein, der Bub ist ja noch jung und man sollte ihn jetzt nicht mit Erwartungen überfrachten. Aber einen so herausragenden Neunzehnjährigen hab ich seit Marco Reich nicht mehr gesehen.
Das Dortmunder Westfalenstadion jetzt so laut, die Jungs von AC/DC würden sich vor Schreck einpissen.
Sancho, Reyna, Hakimi, Haaland mit der nächsten Chance. Die beste Boyband seit Caught in the Act, meine Meinung. Klebe mir jetzt mein Zimmer mit Postern voll, schminke mir Haalands beste Laufwege auf die Wange und kann nachts nicht mehr schlafen. Schmacht.
Verrati sieht Gelb wegen Meckerns, fehlt deswegen im Rückspiel. Eine Dummheit. Für Tuchel quasi Verrati an der Sache.
Oha, Favre bringt Schmelzer. Also das find ich nicht ok. Man muss doch den Tuchel jetzt hier nicht noch verspotten.
Und das war’s. Was für ein wunderbarer Dortmunder Europacup-Abend. Bin nicht sicher, ob Reyna, Haaland und Sancho überhaupt so lange aufbleiben dürfen, aber hey, der drohende Hausarrest hat sich auf jeden Fall gelohnt. Belassen wir es dabei, gehen ins Bettchen und träumen davon, dass die Uefa-Finanzkontrolleure demnächst auch in Paris den Laden dicht machen. Hach, wäre das schön. In diesem Sinne…