Ja! Wirklich! Die SGE hat’s geschafft! Eintracht Frankfurt gewinnt das Europa-League-Finale gegen die Rangers im Elfmeterschießen und ist am Ziel einer epischen Reise. Durfte mitfahren: der Ticker.
Buenas Noches, Sevilla! Oder wie man heute Abend dort wohl eher sagt: Gude! Wobei wir als objektives Sportmedium natürlich der Neutralität verpflichtet sind. Aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass jemand unser Feierabendbier mit Ebbelwoi ersetzt hat. Und scheinbar hat uns auch jemand weiße T‑Shirts als Arbeitskleidung herausgelegt? Und hier im Hintergrund läuft „Im Herzen von Europa“? Naja, ein Erfolg der Eintracht wäre ja auch immerhin wichtig für die Fünfjahreswertung. In diesem Sinne: LoSGEhts in den Abend!
Die einen komplett Blau, die anderen bis zur Nasenspitze voll mit Weiß. Läuft hier auch nicht viel anders als in irgendeinem x‑beliebigen Kellertechnoschuppen irgendwo in Frankfurt.
Wäre Sebastian Rode ein Fußfetischist, hätte er das Einsteigen von John Lundstram gerade vielleicht ganz geil gefunden, so rustikal wischte der Glasgow-Mittelfeldmann dem Frankfurter mit dem Schuh durchs Gesicht. Sorgt allerdings für wenig Erregung die Szene. Dafür für eine blutige Stirn beim SGE-Kapitän.
Generell: Wenn es einer heute verdient hat mit dem Titel, dann ja wohl Sebastian Rode. Der Mann stand immerhin schon vor zehn Jahren für die Eintracht aufm Rasen. Siehe hier: 2. Bundesliga, Saison 2011/12, 34. Spieltag. Was ne Elf. Von einem Europa-League-Finale weiter entfernt als NRW von einer akzeptablen Wahlbeteiligung.
Erste dicke Chance für die Eintracht: Kamada tanzt und tanzt, aber ohne Erfolg. Man kennt’s. Djibril Sow dann aus der zweiten Reihe, doch hat auch kein Glück. Wie gesagt: Man kennt’s.
Die Eintracht derweil in den letzten 15 Minuten irgendwie in einen Power-Nap verfallen. Und Arbeitnehmer wissen: Das kann an manchen Tagen Wunder bewirken. Oder einen direkt ins Delirium katapultieren. In dem Sinne nochmal Sorry an meine ehemalige Chefin von der Eisdiele, bei der ich einen Sommer lang geackert habe. Ich gebe zu: Es waren drei Kugeln zu viel Schokolade.
Puuuuuh. Dickes Ding. Die Eintracht presst und gewinnt den Ball, Rode spielt einen Welt-Chip-Ball auf Kamada, den das anscheinend so sehr beeindruckt, dass der auch zum Lupfer greift – und den Ball aufs Tornetz streichelt. Damn it, wie sie in Hessen sagen.
Oliver Glasner coacht heute mit Hauge und bringt den Norweger in Spiel. Beste Aussichten für die SGE? Unser Fernglas meint: Ja!
Und dann aber direkt die Eintracht: Super-Borré erläuft den Ball nach einem Patzer der Rangers, stürmt auf das Tor zu. Aber der Winkel zum Tor am Ende wie besoffene Single-Typen in der Disse: Unangenehm spitz.
Kein Plan, aber diese erste Hälfte der Verlängerung muss extrem viele Kalorien haben, so schnell hat man sich an ihr satt gesehen. Aber dennoch ein Hoch auf die Physik. Denn ohne Spannung wär hier gar nichts los.
Ist das brutal, ey. Diese Geschichte, die die Eintracht in dieser Saison in Europa geschrieben hat, endet also in der Lotterie. Fußball kann so übel sein. Und so geil. Kevin Trapp wird derweil nochmal innig in den Arm der SGE-Trainer genommen. Und ganz ehrlich: Irgendwie umschlingen wir ihn doch alle gerade mit. Und flüstern ihm ins Ohr: „Das packst du, Junge.“ Ohne Zweifel in der Stimme. Und im Hintergrund stehen die Frankfurter Fans Arm in Arm und besingen ihr Team.