Borussia Dortmund gegen den MSV Duisburg – das klingt wie eine grandiose Wiederholung einer DSF-Bundesligaclassics-Folge. Direkt danach Baumstammwerfen und Lkw-Ziehen. Klingt gut, oder? Also, viel Spaß!
Thorsten Lieberknecht erklärt seine Taktik. Wir nutzen die Zeit für einen Gruß an Bachirou Salou, Uwe Weidemann und den einzig waren Hopp der Bundesligageschichte: Joachim. Der Zebra-Gott sei mit euch.
Zu diesem Spiel dürfen 300 Zuschauer ins Stadion. Was ein gutes Zeichen ist. Einige Leute haben sich hingegen über das heutige Pokalpiel in Dresden aufgeregt, wo 10.000 Fans im Stadion waren. Aber keine Sorge, am Eingang wurden die Daten der Zuschauer überprüft. Fazit: Sie waren alle aus einem Haushalt.
300 Zuschauer! Das klingt natürlich zunächst deprimiert, aber man sollte es positiv sehen. Denn auch in Corona-freien-Zeiten gibt es Veranstaltungen, zu denen weniger Zuschauer kommen. Zum Bespiel zu Konzerten von Matthias Reim. Oder zu Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnieren im Uralgebirge.
Die Aufstellungen. BVB-Neuzugang Reinier leider nur auf der Bank. Falls ihr es nicht wisst: Der Brasilianer trägt diesen Namen, weil seine Eltern Fans von Fürst Rainier aus Monaco waren. Der Clou: Damit man den Namen auch rückwärts lesen kann, haben sie aus Rainier Reinier gemacht. Wir hoffen, dass Max Herre davon nichts erfährt, sonst hören wir demnächst einen Freundeskreis-Kuschelrockrap: „Du bist von hinten wie von vorn: Reinier.“
Um mal eine Ahnung von der Stärke des BVB-Kaders zu bekommen: Julian Brandt und Marco Reus sitzen nur auf der Bank. Dafür lässt Favre mit einer Elf spielen, von denen die meisten so jung sind, dass sie in den USA nicht mal Mon Cheri oder essen dürften, ohne direkt im Gefängnis zu landen.
Ker, endlich geht dat Gebolze los. Getz ma Tacheles und nich so’n Pillepalle. Und damit lieben Gruß in den Pott.
Die 300 Fans scheppern hier gut los. Vorhin in Dresden waren es 10.000. Eben nicht nur der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze. Auch die Länder.
Die SPD in Duisburg mit 30 Prozent Stimmenanteil. Weit abgeschlagen hinter dem BVB, der hier bislang mit gut 80 Prozent Spielanteilen auftrumpft.
Schöner Spielzug der Dortmunder über Bellingham, Sancho und Meunier. Allerdings ohne Abschluss. Wie jeder Zweite in Duisburg-Marxloh.
Erling Haaland jetzt erstmals gefährlich im Strafraum der Duisburger. Dieser Haaland mit der Statur eines Großmuldenkippers wird vom vergleichsweise dürren Gegenspieler lässig abgeblockt. Und liegt am Boden. Nun sei nicht traurig, kleiner Riese.
Jetzt ist es passiert. Der BVB führt mit 1:0. Sancho. Handelfmeter. Regelkonform. Scheißregel.
Welche Liga Duisburg gerade spielt? Was weiß ich. Ich weiß nur, dass ich meinen selbst komponierten Schlager-Song gerne heute im Wedaustadion (oder wie das jetzt auch heißen mag) performen würde: „In der Liga der Herzen, gibt’s für uns keine Hiebe, kennen wir keine Schmerzen, sondern nur blau-weiße Liebe.“ DJ Hoppi, bitte übernehmen Sie den Rest.
Zwischenfazit DFB-Pokal. Hamburg hat drei Teams im Wettbewerb gehabt – alle sind raus. Der FC Bayern spielt irgendwann 2034, in Dresden dürfen 10.000 Fans ins Stadion. Und der BVB führt 1:0. Wirklich glücklich sind wir aber nur über eine Sache: Garmisch-Partenkirchen nimmt nicht am DFB-Pokal teil.
Freistoß Dortmund. Circa 40 Meter Entfernung. Can läuft an – und hämmert den Ball mit mehr Geschwindigkeit aufs Tor, als Slayer „Raining Blood“ spielen. Weinkauf pariert. Tom Araya applaudiert.
Duisburg hält ordentlich mit. Karweina mit einem Fernschuss. Hitz hält. Aber im Gegenzug das 2:0. Brilliant kombiniert. Mit Hacke und allerhand anderen Körperteilen, die ich mir schon zerren würde, wenn ich sie nur anschaue. Bellingham schließt lässig ab.
Spannungsbogen des Spiel jetzt plötzlich etwa auf Niveau einer RTL-Vorabendserie, die rückwärts läuft. Kann Thomas Broich nicht einfach was vorlesen jetzt? Sartre oder die Effe-Biografie. Mir alles egal jetzt.
Kurzer Service-Tick für den Kollegen Bock: Das Duisburger Stadion heißt mittlerweile Schauinsland-Reisen-Arena. Was für ein bescheuerter Stadionname. Liest sich wie ein mit Hashtags versetzter Instagram-Post eines Reiseblogs #schauinsland #reisen #wanderlust #adventureseeker #roamtheplanet
Wie scheiße kann eine erste Halbzeit für Duisburg eigentlich laufen? Haaland brettert an Innenverteidiger Volkmer vorbei. Der denkt sich: ich volk ma. Grätscht Dortmunds Stürmer um und sieht rot.
Und dann? Dann haut Thorgan Hazard den fälligen Freistoß von der Strafraumkante zum 3:0 in den linken Giebel. Und das trotz des kräftezehrenden Rechtsstreit mit seinem Friseur. Streitpunkt dabei: seine unsäglich blondierten Haare.
Bester Mann bisher Jude Bellingham. Gefällt mir richtig gut. Spielt auf der Sechs, grätscht, fightet, pöhlt die Bälle aus dem Stadion. Wie ein junger Axel Bellinghausen.
So, Halbzeit. Die Gäste spielen den MSV hier bislang an die Wand. Und ich schnabel jetzt ne Pizza. Mit Spinat. Gefährliches Unterfangen, ich weiß. Danach geht’s meinen Zähnen wohl wie Duisburg und Dortmund: Da ist Essen dazwischen. Hehe. Bis gleich.
Bei der ARD weiß man zumindest: Kommendes Jahr sollte man beim Pokal auf die Live-Übertragung HSV setzen. Vielleicht kein Arthouse-Kino und auch kein Action-Blockbuster, aber eine sichere Comedy-Nummer.
Jetzt geht’s vom schönen Ingo Zamperoni zurück zum schönen Thomas Broich. Möge diese Halbzeitpause niemals enden.
Anpfiff. Zweite Halbzeit. Weniger Vorfreude auf 45 Minuten hatte ich zuletzt in der 9. Klasse: Achte Stunde, Freitag, Chemie oder Physik. Damals wie heute die große Hoffnung, dass Mark van Bommel einfach die Tür öffnet und alles kaputtgrätscht.
Wenn Thorgan Hazard im Bild zu sehen ist, möchte ich sofort meine Best-of-Ibiza-Vocal-House-CD einlegen. Blöd nur: Ich habe keinen CD-Player mehr. Habe ich neulich für zwei HSV-Panini-Bildern aus den 90ern getauscht: Valdas Ivanauskas und Andreas Fischer.
Duisburg mit einem Freistoß, den Hitz parieren muss. „Jaa“, befindet ARD-Mann Bartels. So ein Jaa habe ich zuletzt auf dem Hundespielplatz gehört, als ein Köter einen Stock zwei Meter apportiert hat. Irgendwie deprimierend.
Gut, so viel Pech wie der MSV heute hat (abgefälschter Schuss, Rote Karte, Elfmeter, etc.), kann man davon ausgehen, dass sich noch zwei, drei Spieler verletzen. Lieberknecht täte also gut daran, ein paar Fans von der Tribüne einzuwechseln. Oder wenigstens Maskottchen Ennatz. Blöd nur, dass sich das direkt nach dem Corona-Ausbruch aus dem Staub gemacht hat und jetzt unter einer anderen Identität in Samoa lebt. Erzählt man sich.
Sancho mit der Chance zum 6:0. Lieberknecht an der Seitenlinie findet: Unfair, die sind ja auch einer mehr.
Nass bis auf die Haut, so stand sie da… Okay, der Gag ist jetzt schon tot. Jedenfalls kommt Reinier beim BVB.
Bei all den grandiosen jungen Zockern auf dem Platz muss auch mal erwähnt werden, wie souverän Cathy Hummels das Geschehen von hinten moderiert.
Die Schwarzgelben daddeln das jetzt ganz entspannt runter. Sauberer Fußball, Kurzpassspiel, viele Torabschlüsse. Das gehört zum Dortmunder Profil. Ein Wort, das Armin Laschet in seinem Leben noch nicht gehört hat.
Reus wieder im Strafraum, Duisburgs Gembalies rettet in höchster Not. Daran könnte sich Horst Seehofer ein Beispiel nehmen.
Sorry, ist in den vergangenen zehn Minuten etwas passiert? Habe mir gerade 27 Mal in Folge dieses Video angeguckt, und ich bin mir nun ziemlich sicher, dass neben diesem HSV jeder Mensch eine gute Figur abgeben würde – selbst ein betrunkener Mickie-Krause-Fan, der sich als einäugiger Flamingo verkleidet hat.
Brandt gefährlich. Aber Weinkauf gönnt sich mal einen: Er hält einen Ball. Okay, das war unfair. Denn Weinkauf hat einige gute Paraden gezeigt. Oft parierte er wie ein vierarmiger Handballkeeper, der sich auf dem Weg zur Sporthalle beim Fußballplatz verlaufen hatte. Wir würden applaudieren, wenn wir uns nicht gerade zum 28. Mal das Leistner-Video reinziehen müssten.
Freunde, noch zwei Minuten. Es könnte sein, dass ihr nach diesen drei Minuten sagt, ja gut, damit hätte ich was Besseres anfangen können. Zum Beispiel hättet ihr ein Gedicht von Rilke lesen können. Oder einen kurzen Song von den Beach Boys hören können. Sagt später bitte nicht, wir hätten euch nicht die Optionen aufgezeigt.
Okay, das war’s. Fußball 2020. So interessant wie die Lektüre einer Staubsaugerbedienungsanleitung. Der BVB zieht in die zweite Runde ein. Wir können festhalten: Der Pokal hat leider nicht seine eigenen Gesetze. Denn sonst würde der HSV trotz Niederlage in Dresden in die zweite Runde einziehen, um uns dort weiterhin zu amüsieren. Und sonst hätte auch der MSV Duisburg in Unterzahl aus einem 0:5 in den letzten zehn Minuten noch ein 6:5 gemacht. Football, bloody hell. Ich gucke jetzt Extreme Wassergymnastik. Ist spannender.