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Liveticker
Sporting Lissabon – Borussia Dortmund 3:1
Champions League

20:45 Uhr

Es ist Mitt­woch­abend, es ist span­nend, Kol­lege Reich steht in der Küche und macht Pop­corn. Denn heute geht’s drum: Do or Die. Aber genug von unserem James-Bond-Mara­thon­abend. Ich schalte um. Sehe Daniel Craig in seiner besten Rolle als Schnurr­bart von Sandro Wagner. So kann’s doch los­gehen.

20:50 Uhr

Marco Rose im Gespräch mit Daniel Herzog. Erklärt, warum er Rei­nier von Anfang an bringen wird: Rei­nier Zufall.“ Herzog schach­matt.

20:54 Uhr

Aber machen wir uns nichts vor: Borussia Dort­mund spielt hier und allen ernstes am 5. Spieltag um den Einzug in die K.O.-Phase. Eine Nie­der­lage und der BVB läge drei Punkte hinter Sporting und hätte das um Welten schlech­tere Tor­ver­hältnis. Und wäre also ver­mut­lich nicht weiter dabei. Was mich nor­ma­ler­weise nicht inter­es­sieren würde, aber bei der Beschis­sen­heit der Dinge – Corona, RB Leipzig, bald Weih­nachten – dann irgendwie doch. Weil es sich mit inter­na­tio­nalem Fuß­ball wie mit Toi­let­ten­pa­pier im März 2020 ver­hält: Man nimmt, was man kriegt. Aber bes­ten­falls auch was fürs Gefühl.

20:57 Uhr

Vor allem, weil es sich mit Borussia Dort­mund und super­wich­tigen Spielen fürs Wei­ter­kommen ja mitt­ler­weile ver­hält wie mit einem Stamm­gast, dessen Lieb­lings­kneipe nach Lock­down wieder öffnet: Ist mitt­ler­weile ent­wöhnt, bleibt gerne mal zuhause. Und auch der BVB wäre ja immerhin eine von drei kör­per­li­chen Belas­tungen los, sollten sie aus­scheiden. Oder wie man in Por­tugal sagt: Sporting ist Mord.

20:58 Uhr

Die Mann­schaften laufen ein.
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1

Auf­bruch. Nee, Moment, das war vorhin. Anstoß.

4.

Sorry, brauche noch einen Moment, muss kurz gerührt durch­schnaufen. Denn eben haben die Sporting-Fans bei der Cham­pions-League-Hymne – warum auch immer – ein amt­li­ches Pfeif­kon­zert los­ge­lassen. Habe ich so noch nie gehört, und auch nicht gewusst, wie sehr ich als pas­sio­nierter Die-eklig-über­fi­nan­zierte-CL-macht-den-Fuß­ball-kaputt-Mecker­rentner das gebraucht habe. Schnüff.

7.

Geht gut los. Die einen, Sporting, gehen direkt drauf wie die Bekloppten, die anderen, Dort­mund, wollen sich das nicht bieten lassen und reagieren wütend. Szenen, wie ich sie ansonsten nur vom Buffet bei der 11FREUNDE-Weih­nachts­feier kenne.

10.

Bissi hek­tisch aber noch alles. Rei­nier mit dem Fehl­pass in der Vor­wärts­be­we­gung, anschlie­ßend der Konter von Sporting, aber auch die spielen einen Fehl­pass. Mehr fal­sche Pässe hier als in Werder Bre­mens Trai­ner­team.

13.

Tja, weiß absolut nicht, was ich von diesem Spiel erwarten soll. Hab seit hun­dert Jahren kein Spiel von Sporting mehr gesehen, weiß nur, dass die quasi im Wochen­takt irgend­welche Super­ta­lente aus­spu­cken, worauf man natür­lich als Otto­nor­mal­ein­trachtfan, wie ich es bin, nei­disch sein könnte, aber der Sten­dera spielt ja bei Ingol­stadt eine ganz solide Saison, von daher alles gut.

15.

Mh, doch, eigent­lich hatte ich nur eine Erwar­tung, und zwar, dass der BVB nicht in diesen 4,99-Sportjersey-von-kik-Schrägstrich-Tschibo-Verkehrssicherheits-Reflektorenwesten-für-spießige-Radahrer- Kata­stro­phen­tri­kots auf­läuft. Aber so ist das eben im Fuß­ball, man wird in einer Tour ent­täuscht.

17.

Trotzdem über­ra­schend, dass Dort­mund heute ums Wei­ter­kommen spielt. Und mit diesem Trikot nicht längst dis­qua­li­fi­ziert wurden.

19.

Fände es trotzdem schade, wenn der BVB hier und heute ver­lieren würde. Weil dann sicher auch Marco Rose in Frage gestellt werden würde. Ande­rer­seits: Peter Hyballa ist halt jetzt frei und dann muss man viel­leicht auch mal reagieren.

21.

Dort­mund bis hierhin wie ein Earl, der nach seiner Golf­runde im Club sitzt und trotz Kohl­dampfs darauf insis­tiert, dass seine Beglei­tung das letzte Stück­chen After Eight zum 5‑Uhr-Tee nimmt. Hält sich vor­nehm zurück.

24.

squid game spiel­leiter: *erklärt spiel­re­geln*

kan­di­daten: *haben todes­angst*

spieler vom bvb: ja okay, aber wenn wir dieses spiel jetzt nicht gewinnen, dann haben wir doch trotzdem keine schlechte saison gespielt. indi­vi­duell haben wir total die fort­schritte gemacht in einem extrem über­hitzten markt. und sowieso: kommt uns jetzt nicht wieder mit dieser men­ta­li­täts­scheisse.

26.

Borussia Dort­mund bisher mit so wenigen Offen­siv­ak­tionen, nicht einmal Fried­rich Merz würde eine Chance wit­tern.

29.

Dieses Spiel fühlt sich ein­fach an, wie die dritte Staffel, Folge 5 irgend­einer Serie, die mir einer meiner Freunde emp­fohlen hat und die ich nun ver­zwei­felt nach­zu­schauen ver­suche, die aber ein­fach nicht gut ist und wes­halb ich ein­fach hoffe, dass die Begeis­te­rung für dieses Theater sich wenigs­tens in Staffel 17, wenn ein Groß­teil aller Haupt­cha­rak­tere, mit denen ich jetzt mit­leide, längst den Seri­entod gestorben ist, dann auch mir offen­bart.

32.

Tor für Sporting. Dort­mund wie die SPD 2017: Schulz war Schuld.

33.

Sie haben ein sehr gutes Spiel gemacht bisher“, baut Wagner auf. Aber die erste halbe Stunde aus Dort­munder Sicht wie ein Stapel Mono­poly-Geld: Davon können sie sich auch nichts kaufen.

36.

Tja, ey. Langer Ball, Fehler von Schulz, 0:1, BVB vor dem Aus. Umso ärger­li­cher, wenn man weiß, dass das Spiel mit Erling Haa­land unge­fähr so gelaufen wäre (Sym­bol­bild):
FD8xzpp X0 AY5a FG

41.

Junge, junge, junge. 2:0 für Sporting, zweiter Ball am Sech­zehner, Pedro Gon­calves läuft an und nagelt das Ding in den Knick. Dort­mund hier wie ein durch­schnitt­li­cher 11freunde.de-Redakteur bei der Anwen­dung, der Kom­ma­regel: Völlig über­for­dert.

43.

Tja, kaum hat Chris­tian Lindner den BVB-Wirt­schaftsrat ver­lassen, läufts nicht mehr. Just sayin…

45.

Und Halb­zeit. Hat Spaß gemacht bisher.
F Ebkfma Xw A Ib6g G

21:52 Uhr

Halb­zeit. Und noch einmal die Gele­gen­heit, im Detail zu schauen, wie Sporting Dort­munds Defen­sive bezwungen hat.

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46.

So, Dort­mund braucht zwei Tore – min­des­tens. Eine Situa­tion wie bei Armin Laschet gegen 18:06 Uhr am Wahl­abend: Weiter geht’s.

48.

Rose hat Schulz aus­ge­wech­selt. Eine Can-Ent­schei­dung.

50.

Heja BVB … also im Sinne von: Oha. Denn Dort­mund lässt sich nach einer Ecke klas­sisch aus­kon­tern. Pon­gracic im Zwei-gegen-eins und also in einer derart unan­ge­nehmen Situa­tion wie kürz­lich, als er nach dem miss­glückten You­Tube-Inter­view zum Rap­port musste. Auch hier: chan­cenlos. Aber Kobel macht sich breit, rettet und darf ab jetzt auf eine kleine Statue hoffen, sollte Dort­mund noch ein Wunder gelingen.

52.

Wenn ich das richtig ver­standen habe, dann hat Dort­mund nur noch eine Chance, wenn Erling Haa­land eine Wun­der­hei­lung erlebt, sich von der hei­mi­schen Couch auf den Weg nach Lis­sabon macht, ein Trikot über­streift und dank des reinen Wil­lens drei Tore im Allein­gang schießt. Und also: alles offen.

54.

Apropos offen: Dort­munds Defen­sive jetzt wie die Ein­lass­kon­trolle beim Kölner Kar­neval. Pedro Gon­calves ist durch, hat aber keine Clowns­nase auf – im letzten Moment gestoppt.

56.

Tor für Dort­mund! Durch ein Eigentor. Oder wie man in Bremen sagt: Markus Anfang.

57.

Ver­dammt, das Tor wird zurück­ge­nommen. Malen stand klar im Abseits. Oder wie man in Breme… ach, egal.

59.

Trotzdem nicht schön, was aus Dort­mund geworden ist. Noch ein biss­chen schlechter und dem­nächst wird mir unter win­digen Online-Texten der nächste Click­bait-Artikel ange­boten: 11 Pro­mi­nente – Sie glauben nicht, wie sie heute aus­sehen.“

63.

So, knappe halbe Stunde noch. Aber dem BVB fällt nichts ein. Ich fürchte, posi­tive Nach­richten gibt es für den deut­schen Fuß­ball heute nur aus Mün­chen.

67.

Rei­nier und Witsel jetzt runter, dafür Tigges und Dahoud drauf. Bin gespannt, wie Marco Reus jetzt tak­tisch umstellt.

68.

Axel Witsel hat heute übri­gens wirk­lich ein schlechtes Spiel gemacht. Und wir müssen es wissen. Schlechte Witsel sind schließ­lich unser Spe­zi­al­ge­biet.

74.

Oh la la, rie­sen­große Rudel­bil­dung auf dem Feld, Schub­s­e­reien, Geme­cker, Ersatz­spieler, die aufs Feld laufen und mit­schubsen und am Ende sieht Emre Can Rot. Würde gerne auf­lösen, was pas­siert ist, aber die Sache war relativ unüber­sicht­lich, also seht lieber selbst:

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76.

Tja, auch in so einer Rudel­bil­dung fehlt mir der Haa­land. Der hätte den ersten auf­ge­brachten Lis­sa­boner per Piledriver in den Boden gestampft und der nächste hätte sich dann über­legt, ob er noch Lust auf Dis­kus­sionen hat.

78.

Apropos Haa­land: Vorhin bei trans​fer​markt​.de gelesen, dass Man­chester City großes Inter­esse an ihm hat. Erling, wenn du das liest, tu es nicht. Der Pep wird irgend­einen Tak­tik­scheiß von dir ver­langen, den du nicht brauchst und für den du auch unge­eignet bist, wäh­rend er dich öffent­lich lobt, intern aber irgend­wann links liegen lässt, und in fünf Jahren kickst du dann beim PSV Eind­hoven. Tu es nicht.

79.

Natür­lich ärger­lich, dass die Saison der Borussia so früh einen Dämpfer erhält, nachdem sie schon in zwei Wochen von den Bayern nach allen Regeln vor­ge­führt werden.

81.

Elf­meter für Sporting, weil Zag­adou im Sech­zehner nur Fuß, aber nicht Ball trifft. Schiri Carlos del Cerro Grande schaut sich die Szene nochmal an, ach was, schaut nochmal das ganze Spiel. Bricht in Tränen aus. Tröstet BVB-Spieler. Zeigt dann auf den Punkt. Ein Mann, bru­taler als Anton Chi­gurh.

83.

Kobel hält! Kann den anschlie­ßenden Kopf­ball aber nicht abwehren. Ein Spiel wie die Geburt bei den Fer­chi­chis: Jetzt sind’s drei.

85.

Und irgendwo am Dort­munder Phö­nixsee macht sich ein blonder Nor­weger in aller Ruhe eine Wärm­fla­sche, putzt die Zähne und macht den Fern­seher aus. Legt sich in die wohlig warmen Federn – diese Man­chester-City-Bett­wä­sche, in der hat er schon als Kind so gern geschlafen. 

89.

Möchte an dieser Stelle nur fest­halten, dass Borussia Dort­mund ab nächster Woche inter­na­tional auf einer Stufe mit Ein­tracht Frank­furt und also in der Europa League steht. Sogar SGE-Powerfan Ste­phan Reich lacht bitter auf.

90.+1

Irgendwie auch unwürdig, dass beide Mann­schaften nun nicht mehr wech­seln dürfen oder wollen. In der NBA wäre jetzt die Gar­bage Time ein­ge­läutet worden, zwei B‑Teams würden diese letzten Minuten so her­un­ter­spielen. Und viel­leicht sollte man das auch für die Cham­pions League ein­führen – die 11Freunde-Betriebs­truppe stünde für die Schluss­vier­tel­stunde bereit. Das wäre wenigs­tens lustig.

90.+4

TOOOOR für Dort­mund! Nur noch 3:1. Keine Pointe, bezie­hungs­weise: nur noch 3:1.

90.+5

3:1 und jetzt fehlt nur noch eine Halb­chance aus der zweiten Reihe, ein auf­mun­terndes In-die-Hände-Klat­schen von Marco Rose und ein Mhm, jaa“ des gerade wieder auf­ge­wachten Reich, um dieser Dort­munder Truppe attes­tieren zu können, sie hätte wenigs­tens gekämpft.

90.+7

Del Corre Grande pfeift ab. Ein groß­ar­tiger erster Satz für einen Roman. Ein beschis­sener letzter Satz für eine Cham­pions-League-Saison. Aber wie sagte Herta Müller? Ich habe mir nie vor­ge­nommen, zu schreiben. Ich habe damit ange­fangen, als ich mir nicht anders zu helfen wusste.“ Und das erklärt die Raum­de­ckung von Nico Schulz ja immerhin ganz gut.

22:58 Uhr

Dieses Spiel kam einem Mas­saker gleich. Dort­mund ist tot. Kol­lege Reich hat sich den Ein­maloverall über­ge­zogen, besprüht den Fern­seher mit Mine­ral­wasser („Das hilft gegen die Fle­cken“) und auch sonst bekommen wir den Tatort auf­ge­räumt. In diesem Sinne: Bleibt sauber. Und bis zum nächsten Mal.