Schon nach 50 Sekunden erzielte Dortmund das 1:0. Da brauchte es Haaland gar nicht mehr, der traf trotzdem doppelt. Tritt jetzt PETA bei: der Ticker.
Ab 20.15 Uhr wird hier getickert. Wenn uns Erling Braut Haaland nicht vorher in Grund in Boden gerannt hat.
Hallo und herzlich Willkommen! Oder wie man in Dortmund sagt: „Wie gesagt.. wir müssen vorsichtig sein.“ Den Borussen dürfte ordentlich die Düse gehen. Vielleicht mit uns Normalsterblichen nur zu vergleichen mit der Führerscheinprüfung. Denn: Der BVB darf sich keinen Fehler mehr erlauben. Derweil Lucien Favre, der TÜV-Beamte unter den Fußballtrainern, am Dazn-Mikro. Mahnt leise vom Rücksitz: „Wenn wir abbiegen, dann gerne mal in den Rückspiegel schauen.“ Ab jetzt: Letzte Chance.
Markus Gisdol kann die Aufregung nicht verstehen. „Ich wurde in der Pressekonferenz vier oder fünf Mal zu Haaland gefragt.“ Indes keine Frage zu seinen Haaren. Bezeichnend.
Denn Dortmund ohne Haaland. Stattdessen: Bürki – Piszczek , Hummels , Akanji – Hakimi , Brandt , Witsel , Guerreiro , Reus – Sancho , T. Hazard. Heißt also, Köln hat eine Chance. Solange der 4. Schiedsrichter die Wechseltafel nicht findet.
Markus Gisdol bietet folgende Elf auf: T. Horn – Ehizibue, Bornauw, Czichos, Katterbach – Skhiri, Hector, Thielmann, Uth, Jakobs – Cordoba. Taktisch ein klares Wir-hoffen-Mal.
Schweigeminute für Hans Tilkowski. Darauf ein Glas in der Vereinskneipe von Westfalia Herne. Ruhe in Frieden.
Anstoß.
Moment mal, ist das wieder dieser Kommentator, der sich genauso anhört wie Marco Hagemann, aber gar nicht Marco Hagemann ist? Frage für einen Freund, der sich mal 75 Minuten im 11FREUNDER-Ticker über Hagemann ausgelassen hat, als der gar nicht kommentierte.
TOOOOOOR!
Jadon Sancho auf Guerreiro ! Und der legt ihn rein.
Wenn der FC hier einen Bus in der Abwehr aufstellen wollte, dann hat er ihn mit einem Smart verwechselt.
Chance für den FC. Jan Thielmann zieht ab.
Sorry, aber mein DAZN-Stream hinkt wieder mal hinterher. Eine schöne Reminiszenz an Julian Weigl.
Schön auch die Antworten von DAZN, die man in solchen Fällen bekommt und sich nicht großartig von Chaos Computer-Club-Mitteilungen unterscheiden.
Es kommen Fragen nach Proxy-Server, VPN-Tunnel und Codes.
Bei uns haben sie damals ein Schulfach „Informatik“ neu angeboten.Damals habe ich noch gelacht. Ich ahnte ja nicht, dass ich das mal brauchen würde, um ein Fußballspiel schauen zu können.
Nun höre ich Stimmen: „Noch trägt er eine Maske.“ Ich hoffe, es geht um Axel Witsel und ich bin nicht in einen Schmuddel-Stream reingeraten.
Elfmeter. Für Dortmund.
Dabei klar den Ball gespielt.
Und außerhalb.
Wird der Kölner Keller wegen Befangenheit nicht befragt?
Elfer wird zurück genommen. Dafür auf Freistoß und Gelb entschieden. Reus schießt den Freistoß auf Horn. Sehr fair von ihm.
Die folgende Ecke kommt gefährlich, Hummels trifft die Latte. Was ein Pech!
Doch ein Mann springt fäusteballend auf der VIP-Tribüne auf. »Setz dich!«, kommt es von hinten. Der Mann, murmelnd: »War scho au ma sagt Freude bei mir dabei.«
Ein Blick auf die Auswechselbank: Erling Haaland in schwarzer Jacke. Davor Götze und Dahoud. Und es wirkt so, als hätten sie die beiden nur als mahnende Beispiel vor Haaland gesetzt.
Köln in den Anfangsminuten wie ein leicht zu lernendes Stück von Friedrich Schiller. Wird hier ordentlich vorgeführt.
Markus Gisdol wird gerade gelobt, dass er zu Köln passe, weil er den Abstiegskampf ja kenne. Na ja, gut, nach dieser Logik dürften Michael Frontzeck und Peter Neururer nie arbeitslos sein.
Köln wird aber offensiver, erste Spielzüge deuten sich an. Gut, sie müssen auch mehr Risiko gehen. Gerade, wenn man bedenkt, dass Haaland in der Halbzeit kommen könnte. Dann müssen sie – Stand jetzt – fünf Tore gutmachen.
Und jetzt: Eine Situation wie im Alkoholikerhaushalt – alles dreht sich um die Fahne. Die der Assistent glücklicherweise nicht gehoben hatte, als Reus auf Horn zulief und einschob. Weil: Abseits! Nein! Ouh. 2:0 für Dortmund.
Die Kölner Offensivbemühungen jetzt wie Wohnungssuchende in Berlin: Kommen gar nicht erst in die Räume.
Und jetzt wirklich mal die Gäste! Mark Uth spielt einen waghalsigen Pass – oder sollte man in diesem Fall sagen: uthig!? – jedenfalls: Skhiri hat den Fuß dran, aber Bürki legt sich davor. Er war auf der, nun ja, Uth.
Brandt, Hazard, Reus, Sancho wirbeln – und dann sitzt noch Haaland auf der Bank.
Ist ein bisschen so wie mit Angus Young, Jimmy Page, Keith Richards und Jimi Hendrix auf einer Bühne. Und hinten sucht Jack White sein Stimmgerät.
In Köln stornieren gerade die ersten Fans ihre längst geplanten Reisen für den Herbst nach Turin, Madrid und Liverpool.
Halbzeit. Der BVB führt verdient mit 2:0 gegen den FC. Vor allem Mats Hummels agiert hier wie ein heimlicher Spielmacher. Sieht hier so genau die Lücken wie sonst nur der Zahnarzt von Jürgen Vogel.
Sieht so aus, als würde Borussia Dortmund nicht wechseln. Aber es ist sowieso bedenklich: Das ganze Land schaut auf einen 19-jährigen Menschen. Auf der anderen Seite: Das hat sich Laura Müller auch so ausgesucht.
Und TOOOOOOOOR! 3:0 für den BVB. Reus legt auf Sancho und der knallt den Ball trocken ins Netz.
Gute Nachricht für den FC. Diesmal hat es fast zwei Minuten nach Anpfiff gedauert, bis es klingelte.
»Wenn jetzt noch die Norweger hinzukommen, werden sie auf Jahre hinaus unschlagbar sein.«
Franz Beckenbauer
Wieder Chance für den BVB. Die FC-Abwehr hat in der Vorbereitung auf dieses Spiels wohl viele Videos studiert. Vom Kölner Stadtarchiv.
Sancho kurz vor dem Tor, knapp vorbei. Auf der Gegenseite Chance für Mark Uth, Bürki hält herausragend. Macht Dortmund jetzt wieder den SM-Fetischisten nach, der kein Geld mehr für den abendlichen Ausgang hat? Schlägt sich einfach selbst.
Auf der Tribüne Dortmunds alter Mann Aki Watzke mit Schiebermütze. Ein Fortschritt. Vor einigen Jahren saß auf der Bank ein alter Mann mit Schieber-Trikot.
Lukas Podolski bekommt beim FC einen Anschlussvertrag direkt nach der Laufbahn. Und wenn wir uns dieses Spiel anschauen, wissen wir, warum er seine Karriere partout nicht beenden will.
Reus fast wieder frei durch, vertändelt aber. Fahrlässig finden das die Kommentatoren. Pietätvoll, finde ich das, wenn ich mir die Kölner so anschaue.
Haland macht sich bereit. Hätte man letztes Jahr auch nicht gedacht, dass Dortmund einen Jugendlichen abfeiert, und niemand das Alter in Frage stellt.
Beim Anblick dieses Spiels muss ich unweigerlich an meine alte Französischlehrerin denken. Frau Sander, Kettenraucherin, mitten im Leben. Musste recht häufig während des Unterrichts „etwas drucken”. Vermutlich weil sie eine schmökern wollte – oder einfach eine Pause brauchte. Und die mich, der außer „Salut” und „J’ai une tour eiffel dans mon pantalon” nichts sagen konnte, in der 10. Klasse fragte: „Was brauchst du, damit deine Eltern keinen Stress machen?” Und ich sagte leise: „Eine 3.” Und sie: „Pass auf, du hältst von jetzt an die Schnauze, wählst das Fach nächsten Sommer ab, nervst nicht. Und dann kriegen wir das schon hin, ja?” Und irgendwie also habe ich das Gefühl, das könnte auch die Verhandlungsbasis für den 1. FC Köln heute sein.
Ha! Was sag ich?! Mark Uth wird nach einer Ecke herrlich freigespielt, trifft wie im Training, trocken neben den zweiten Pfosten. Nur noch 3:1. Oder wie die Dortmunder sagen: Training.
Und Haaland gleich mit der ersten Chance! Braucht nur zwei kurze Kontakte, um hier fast zum Erfolg zu kommen. Scheitert nur knapp. Auf der anderen Seite, war bei uns nicht anders mit 19 Jahren. Damals, im Havanna, nach vier Bananenweizen.
Kollege Ulrich aus dem Hintergrund: „Mark Uth – für immer Schalker.“ Was lustig ist. Denn, wenn ich richtig rechne, wäre es so gesehen gerade sein erstes Tor für Schalke.
Modeste soll kommen. Bei dem ich das Problem habe, dass ich immer diese Melodie im Kopf habe, sobald ich ihn sehe: „Wer tanzt auf jedem Schützenfest? An-tho-ny Modeste!“ Oder wie Hagemann jetzt sagt: „Der auch mal ein Erfolgserlebnis für sich selbst bräuchte…“ Und mein Hirn reaktionsschnell: „An-tho-ny Modeste!“
Ehizibue geht, Modeste kommt. Gisdol geht volles Risiko – also alles wie immer seit Amtsantritt.
4:1 für Dortmund! Und also jetzt ernsthaft: Was ist das für ein Typ, dieser Haaland? Dortmund versucht es zwei/drei-mal, aber trifft nicht und dann ist dieser Haland endlich in der Nähe des Balles, macht einen schnellen Schritt und trifft. Ist damit endgültig der größte Wunderknabe seit, nun ja, Lars Windhorst.
Möchte mir den Antritt von Haaland gerne für einen Tag ausleihen. Dann könnte ich hier auf dem Sofa sitzen, unten beim Rewe eine Pizza kaufen, den Backofen vorheizen und mich wieder hinsetzen und hätte keine einzige Kölner Chance verpasst.
Für mich immer verstörend:
Erling Haaland
Es wirkt so, als hätten sich vor 19 Jahren „Biff“ aus „Zurück in die Zukunft“ und Veronica Ferres zusammen zu viel Wodka gegönnt und würden jetzt noch einmal an diesen verhängnisvollen Abend erinnert werden.
»Der Dreierpack hat die Problemzonen nicht verdeckt«, sagt der Kommentator zum Dortmunder Sieg in Augsburg.
Bei mir ist es auch immer anders herum: Die Sixpacks 1‑Liter-Faxe-Dosen bringen die Problemzonen erst zum Vorschein.
Jetzt kommt der Sohn von Claudio Reyna.
Stürmt neben dem Sohn von Alf Inge Haaland.
Den Vater von Jadon Sancho kenne ich nicht.
Und TOOOOOOOOOOR! 5 – 1.
Auf die Gefahr, mich damit in dieser Saison noch oft zu wiederholen:
Torschütze Haaland.
Und irgendwo weint Ole Einar Bjorndalen in seine Medaille als bekanntester Norweger außerhalb von Oslo.
Und Schluss. Der BVB gewinnt mit 5:1 gegen den FC. Haaland diesmal nicht mit drei Toren, sondern nur mit zweien. Der langsame Abstieg eines einstigen Talents. Bereits im Februar wird er bei Lets Dance tanzen, im März bei Bares für Rares auftreten, im April mit dem Wendler ein Duett aufnehmen und im Mai, wenn es noch dicker kommt, an Werder Bremen ausgeliehen.