Die Bayern sind der erste Geistermeister der Bundesliga-Geschichte – und holen ihren achten Titel in Folge. Reitet auf einem jonglierenden Elefanten über den Marienplatz: der Liveticker.
Herzlich willkommen zum 31. Bundesligaspieltag. Ihr wisst: Die Liga ist an der Spitze so aufregend wie, sagen wir mal, die Monopoly-Gemeinschaftskarte „Einkommenssteuerrückerstattung. Sie erhalten 50 Pfennig“. Aber unten geht’s ab: Werder kann das erste Mal seit circa 134 Jahren aus der Bundesliga absteigen. Wer damals Trainer war? Keine Ahnung, vermutlich Otto Rehhagel oder Thomas Schaaf. Sicher aber damals schon im Sturm: Claudio Pizarro.
Bayern-Trainer Hansi Flick im Sky-Interview. Er sagt: „Es gibt schwere 90 Minuten.“ Und: „Daran wollen wir uns messen lassen.“ Und: „Wir wollen den Sack zumachen.“ Und: „_______________“ (bitte hier Satz mit dem Sky-Interview-Generator einfügen).
Funfact: Wenn Werder heute 0:1 verliert und Düsseldorf morgen 0:3 verliert, dann rückt Werder auf den Relegationsplatz vor. Lucky Loser. Oder auch: Fußballergebnisse am Limit.
Werder gegen Bayern. Für mich gibt es da zwei Bilder. Zum einen Michael Kutzop und sein verschossener Elfmeter. Zum zweiten Ivan Klasnic und sein Dank an Olli Kahn nach dem Double 2004. Classic shit, bei dem ich jedes Mal Bierdurst bekomme. Und weil Kahn gestern 51 Jahre alt geworden ist, wie Sky gerade informiert, posten wir das Video noch mal hier:
Anstoß. Und für alle, die es nicht mit den Bayern halten, beginnen jetzt die längsten 90 Minuten seit Kokowääh 2.
Nur zur Info: Ich hatte eine ausgiebige Tickerpause und begleite heute mein erstes Geisterspiel überhaupt. Daher zunächst eine wichtige Frage zu dieser modernsten Form des modernen Fußballs: Was soll der Quatsch?
Alle 11 Bayern gleich mal mit dem Messer zwischen den Zähnen. Wobei das in Corona-Zeiten ja auch nicht unbedingt zu empfehlen ist.
Erster Konter der Bremer, aber Alphonso Davies macht, wie Dittmann sagt, locker fünf Meter auf seinen Gegenspieler gut. Ein Mann mit so viel Tempo, angeblich wurde er neulich beim Einparken geblitzt.
Ich verwette alle meine 2817 „Augustus Intelligence“-Aktienoptionen darauf, dass Florian Kohfeldt sich heute mindestens einmal richtig, richtig dolle über den Schiedsrichter aufregen wird.
Und damit genug über Aktienoptionen und Korruption und Philipp Amthor. Gebre Selassie schießt. Aber am Tor vorbei. Versteht ihr? Am Tor vorbei! AM TOR!!!!
Menschen, die etwas zu laut und etwas zu aggro vor Bänken rumbrüllen:
- Besoffene Outlaws im Park
- Florian Kohfeldt
Jetzt wieder die Bayern. Kimmich rechts raus auf Coman, der verzieht aber deutlich. CDU-Fraktionsvize Johann Wadephul dazu: „Es ist eben noch jung.“
Werder aber mutig, Bittencourt über rechts, lässt Davies aussteigen und dann, tja, dann, ja, was soll er dann eigentlich machen, so ganz ohne torgefährlichen Mitspieler im Strafraum? Flanken? Schießen? Er entscheidet sich für die Hybrid-Version. Immer noch 0:0.
Wir sind ehrlich: Die wenigsten Leute haben sich heute mit diesem Spiel beschäftigt. Die meisten waren mit der Corona-App beschäftigt und der Frage, ob Xavier Naidoo uns vor der totalen Überwachung schützen kann. Wir verraten euch mal was: Die Antwort, wie ihr der totalen Überwachung entkommen könnt, bekommt ihr nicht bei Xavier, sondern hier. Einfach eine Nummer ziehen und warten.
Eggestein zimmert drauf, aber am Tor vorbei! Oder um tagesaktuell zu bleiben: Amthor vorbei!
Ein Bayern-Spieler tritt nach und bekommt Gelb. Wir möchten wütend werden und zürnen über Bayern-Glück, Bevorteilung und den ganzen Rest. Wir wittern eine Verschwörung, schreiben erboste Leserbriefe an den kicker und dann lassen wir Hass-Tweets bei Twitter ab. Bis uns dünkt, der Nachtreter ist Alphonso Davies. Der Liebingsspieler aller Lieblingsspieler. Der Heilige der Bundesliga. Der Fußballgott. Fazit: Die Gelbe Karte ist so was von übertrieben! Fußballmafia DFL.
Derweil kämpft der HSV mit aller Macht darum, tatsächlich in der Relegation zu spielen. Heute wieder nur 1:1 gegen Osnabrück. Damit kann Stuttgart morgen vorbeiziehen – und in Bremen bastleln sie schon Papierkugeln und schauen sich Flying-Tim-Wiese-Motivationsvideos an.
Bremens Defensive steht komplett sicher, da brennt nichts an. Blöd nur für die Raucher unter den Spielern.
Kurzer Blick in die Zukunft: Bayern verliert das Spiel 0:7. Frustriert legt Flick direkt im Anschluss sein Amt nieder, sieben der elf Stammspieler weigern sich daraufhin, je wieder für die Bayern zu spielen. In den kommenden zwei Spieltagen zieht der BVB vorbei. Bleiben Sie also dran. Spannender als eine weiße Wand anzuschauen, ist das hier allemal.
Spiel erinnert bisweilen an das Regenspiel 1974 zwischen Polen und der DFB-Elf. Platz steht komplett unter Wasser. Vor dem Stadion warten schon total aufgedrehte Berliner Party-Peeps darauf, mit ihren Schlauchbooten über den Rasen zu raven.
Die erste Halbzeit ist fast vorbei, es steht immer noch 0:0. Höchste Zeit, Respekt zu zollen. Nämlich an Kevin Vogt. Und zwar dafür, dass er hier heute überhaupt dabei ist. Muss hart gewesen sein, die Kumpels mit der ersten Maschine nach Malle ziehen zu lassen.
Kaum sage ich es, passiert es doch noch. Boateng mit dem Lupfer auf Lewandowski, der pflückt den Ball aus der Luft wie einen Apfel und beißt dann beherzt rein. 1:0 Bayern.
Der 31. Saisontreffer von Robert Lewandowski. Hui. Mal nachrechnen. Ja, stimmt, eins im Sinn, das sind… Moment… genau… exakt 31 Tore mehr, als alle 11FREUNDE-Redakteure zusammen jemals in der Bundesliga erzielt haben.
Die Bayern in diesem Moment also Meister. Aber wer weiß, was passiert, wenn Kohfeldt in der Halbzeit die Bridgestone-Reifen auspackt.
Und mit dem 0:1 geht es in die Pause. Was Sky allen Bremern in Form einer überdimensionalen Tribünen-Animation auch noch mal unter die Nase reibt. Ich sage: Tabasco wäre ihnen lieber gewesen.
Jetzt Werbung für „Gut gegen Nordwind“. Ist das schon wieder so eine spröde Fußballer-Doku, diesmal über Robert Lewandowski?
Einmal so motiviert die eigene Arbeit erledigen wie Lothar Matthäus seine Analysen im Studio. Hach, es wird wohl ein Draum bleiben.
Alphonso Davies ist jetzt offiziell der schnellste Bundesligaspieler aller Zeiten. 36,51 km/h. Hui. Das sind, lasst mich kurz nachrechnen, eins im Sinn, hmm, ja, genau, so müsste es stimmen, genau… 6,51 km/h mehr, als in einer 30er-Zone erlaubt wären. Rowdy.
Wie die Münchner Polizei wohl die Menschenmassen vom Marienplatz weghalten wird? All die begeisterten und durchgeknallten Fans, die voller Überschwang und Ekstase endlich den Meistertitel feiern wollen? Eine Mammutaufgabe für die Bayrischen Ordnungshüter…
Anpfiff – und damit willkommen zurück von der Sky-Deutsche-Vermögensberatung-Halbzeitanalyse. Oder wie Eingeweihte udn Wolff-Fuss-Ultras sie nennen dürfen: SDVBHZA.
Okay, halten wir fest, Werder heute nicht feiern kann: Bremen. Aber, Überraschung: Der FC Bayern kann es, denn er ist Meister. Zum 287. Mal in Folge. Stand jetzt ein Abend für Fans von Pointen von Oliver Pocher und Menschen, die sich im Autokino anschnallen.
Jedes Mal, wenn der Name des Schiedsrichters (Osmers) fällt, muss ich an Thomas Helmer denken. Ein Phantomschmerz. Und ja, ganz recht, ich sollte ohne Ton weiterschauen.
Traumtor. Lewandowski. Mal wieder mit der Hacke. So wie Madjer 1987. So wie ich 1989. Aber: Abseits. Football, bloody hell.
Eggestein setzt seinen Arm als „Werkzeug“ (Sky) ein. Ich kann das zunächst nicht so recht glauben, sehe aber in der Wiederholung, wie er während des Zweikampfs ein dänisches Teak-Sideboard gebaut hat. Multi-Tasking für Fortgeschrittene.
Bayern, kurze Ecke. Nichts. Es ist zum Verrücktwerden. Leute, wann hat eine kurze Ecke mal einen Erfolg gebracht? 1967 bei einem EM-Qualifikatonsspiel gegen Zypern II? 1986 bei einem F‑Jugendspiel in Eutin? Es gibt nur eine Sache, die weniger Sinn ergibt: ein Blatt Papier mit einem Löffel zerschneiden. Und nur eine Sache, die verachtenswerter ist: Freiwild-Fans.
Aber was war das eben schon wieder für eine Aktion von Müller und Lewandowski, Wahnsinn. Thomas Müller legt dieses Jahr so stark auf, wann bekommt er endlich seinen eigenen Boiler-Room?
Bremens Angriffsbemühungen seit dem 0:1 sind wirklich gefährlich. Also für Neuers Schenkel. Auf die er sich vor Lachen über die Angriffsbemühungen sehr oft und sehr doll klopfen muss.
Davie Selke und Claudio Pizarro laufen sich warm. Was Kohfeldt vor eine enorm schwere Entscheidung stellt: Soll er lieber einen eigentlich nicht mehr Bundesliga tauglichen Stürmer bringen, dessen Bewegungen seit Jahren immer schwerfälliger werden und der gefühlt seit Ewigkeiten kein Tor mehr geschossen hat? Oder doch Claudio Pizarro?
Bester Angriff von Bremen in der zweiten Halbzeit. Gebre Selassie wird freigespielt, hat dann viel Platz und flankt gefährlich in den Fünfmeter-Raum. Aber Boateng klärt souverän. Mit der Hacke? Moment mal: Wenn das hier 2016 ist, dann möchte ich bitte sofort einen Brief an meine Zukunftsversion schreiben und mich vor dem Jahr 2020 warnen!
Leon Goretzka erkennt man mittlerweile echt auch von weitem wegen seiner breiten Schultern und den dicken Armen. Wenn er so weiter pumpt, kann er die Zeit in der Sommerpause wirklich totschlagen.
Die Bayern kontrollieren das Spiel wie in besten Pep-Jupp-Superbayern-Zeiten. Ob Niko Kovac sich die Partie wohl reinzieht. Und wenn’s nur wäre, um sich ein paar Notizen zu machen…
Neuer stürmt aus dem Tor, klärt den Ball, verliert den Ball, klärt den Ball dann wieder. Noch 412 solcher wilden Aktionen und Alexander Nübel hat vielleicht eine echte Chance gegen ihn.
Auch auf die Gefahr hin, dass Thomas Müller später in einer Videobotschaft seine Follower-Army auf mich hetzen wird: Ich interpretiere diese Aktion von Alphonso Davies als gelb-würdiges Foul. Korrekter Platzverweis.
Das Gute an der Bayern-Meisterschaft: Man muss bei der Feier auf dem Marienplatz keine Fans nach Hause schicken, weil sie gegen die Hygienevorschriften verstoßen könnte. Es haben sich – wie auch in den vergangenen Jahren – exakt 23 Anhänger für die Mega-Meister-Party angekündigt. Einer will „eventuell noch oan oder zwoa Freinde“ mitbringen.
„Claudio Pizarro sprintet“, verkündet Sky-Kommentator Dittmann. Ein Satz, der ähnlich falsch klingt wie: „Alphonso Davies schlendert.“
Jetzt also: Pizarro im Spiel. Der Mann, der bei der letzten Werder-Meisterschaft schon 47 Jahre alt war. Und dann Riesenchance tatsächlich für ihn. Wahnsinn. Solche Geschichten schreibt… ach lassen wir das… WERDER! WERDER! WERDER!!!!!11!!1
Die Sky-Deutsche-Vermögensberatung-Nachspielzeit hat begonnen. Bayern schwimmt. Erinnert mich an mich an meine Seepferdchenprüfung, durch die ich gefallen bin.
Ausausaus. Der erste Geistermeister steht fest. Thomas Müller sprintet in die Gästekurve. Lässt sich feiern von den mitgereisten Fans. Lewandowski macht Stagediving in die Menge. Hansi Flick reitet auf einem jonglierendem Elefanten über den Rasen. Halleluja. Was für eine Party.
Das war’s. Wir machen jetzt einen Effzehbaian-Fahrradkorso zum Brandenburger Tor und lassen morgen unser Alan-McInally-Tattoo mit einem Hansi-Flick-Konterfei überstechen. Danach Selfie mit einem zufällig vorbeikommenden Schnurrbartträger in Lederhosen, mit dem wir zwei bis drei Weißbier trinken werden. Klingt nach einem Plan? Dann seid dabei. Kurze Nachricht per Brieftaube oder Telex genügt. Servus.