Kein Drei-Stufen-Plan, keine ehrabschneidenden Banner, keine Überraschung: Die Bayern siegen auf Schalke und ziehen ins Halbfinale ein. Reagiert betroffen: der Liveticker.
Hallo ihr Pisser. Oder darf man das jetzt auch nicht mehr sagen? Wir sind verwirrt. Und gehen hier so gegen 20:30 Uhr auf Sendung. Um dann pünktlich um 21:00 Uhr, wenn das Spiel abgebrochen wurde, wieder Feierabend zu machen. Bis später.
Freunde, herzlich willkommen zum ______ Liveticker. Aus aktuellem Anlass heute in der ______ jugendfreien Version. Damit ja kein ____ ____ auf die ____ Idee kommt, _____ zu _______ Abbruch, nur weil ______ Dinkelaker und ich _____ die _____ __ _______ mitten ins ______ mit _____ Fußballspiel _____ oder ________ ein _____ ___ gerne___ ___ Hopps Mutter. In diesem Sinne: Let’s go.
Schön, das Steigerlied. Oder wie es im Sommer 2021 heißt, wenn David Wagner dann noch immer Schalke-Trainer ist: Das Absteigerlied.
Im Tor übrigens heute: Markus Schubert, der den bedauernswerten Alexander Nübel vertritt. Das letzte Mal stand Schubert übrigens gegen die Bayern in der Liga im Tor, wo er 0:5 eingeseift wurde. Je nach Ergebnis heute Abend will ich es nicht ausschließen, dass Schubert morgen früh auf dem Arbeitsamt Gelsenkirchen sitzt, um seine Umschulung zu einem weniger beschissenen Job in die Wege zu leiten, etwa Klärwerkstaucher oder Wurzelresektionswerkzeugstestperson.
Hansi Flick im Interview, gewährt Einblicke in die geplante Aufstellung. Mir eigentlich egal, wie er anfangen lässt. Aber wenn er in der Schlussphase nicht Dietmar Hopp einwechselt, bin ich echt enttäuscht.
Sind für mich persönlich übrigens die Wochen der neuen Fußballerfahrungen. Hab vor zwei Wochen meine erste Schweigeminute im Stadion erlebt. Letzte Woche meine erste Spielverlegung. Heute tickere ich meinen ersten Spielabbruch. Aber wie heißt es so schön: Neue Wege entstehen nur, wenn wir sie gehen. Und unterwegs jemandes Mutter beleidigen. Oder so. Krieg’s nicht mehr richtig auf die Kette…
Anstoß. Und wenn ich das in Hoffenheim richtig und also als Trauerfeier interpretiert habe, dann beginnt für die Bayern in diesem Moment der Leichenschmaus.
„Dementer Fußballbund“, schreiben die Schalker Fans auf ein Banner in der Nord. Und ich finde: Jetzt wird es wirklich respektlos, also Fritz Keller gegenüber.
Das wettkampflose Ball-Hin-und-Her-Geschiebe in der Schlussviertelstunde von Hoffenheim empfand ich ja schon als heftig, aber dass Schalke hier von Anfang mit Burgstaller aufläuft, ist mir dann doch ein bisschen zu viel der Kampflosigkeit.
Erste Schusschance für Schalke, aber Neuer guckt den Ball routiniert ums lange Eck. Der einzige Schalker Keeper in Topform.
Sehe gerade: Bayern heute ohne ihren etatmäßigen Weltklasse-Mittelstürmer! Also ohne den Mann, der mit seiner Torquote zuletzt der halben Liga das Fürchten leerte. Aber, Freunde, keine Sorge, vielleicht kommt Joshua Zirkzee im Verlauf des Spiels ja auch noch zum Einsatz…
Burgstaller versucht es aus der Distanz, aber Neuer stoppt den Ball. Mit dem Luftzug seines verlegenen Seufzers.
BURGSTALLER! TRIFFT! FAST! INS! TOR!!!! Beziehungsweise grätschtstolpert er eine Hereingabe, wie sich das für einen Stürmer seiner Spezies gehört, mit letzter Fußspitzenkraft an die Latte. Der Österreicher wie ein Skistock: sorgt für Schwung.
Kurz zu meinem persönlichen Drei-Stufen-Plan im Umgang mit Ärger: viel Bier, unruhiger Schlaf, schlimme Kopfweh.
Bislang also keine ehrabschneidenden, beleidigenden oder bedrohenden Banner. Wobei ich mich frage: Wäre ein Hopp-Fadenkreuz-Banner heute überhaupt strafbar? Schließlich hat der Pokal seine eigene Gesetz‑, ach, lassen wir das.
AAARRGH, Matondo mit dem halbfreiwilligen Solo, dann der halbfreiwillige Pass, dann Burgstaller, der den Ball in feinster Burgstallermanier im Grätschen über die Linie prügelt. Absolute Eskalation auf den Rängen, auch ich verschlucke mich an meinem Kinder Pingui. Dann aber die Ernüchterung: Abseits, Treffer zählt nicht. Wo ist der VAR, wenn man ihn mal braucht?
Junge, die nächste gute Burgstaller-Chance, seine Dritte. Weiß nicht, ob ihr das wusstet, aber wenn man sich um Mitternacht vor den Spiegel stellt und bei Kerzenschein dreimal hintereinander „Burgstaller“ sagt, erscheint er und springt knapp an einem aussichtsreichen Freistoß von Schöpf vorbei.
Aber gut, fairerweise muss man sagen, dass Schöpfs Freistoß tatsächlich einen Tick zu weit war. Den hätte höchstens Thomas Broich noch mit der Nase erwischt.
Kenny mit der nächsten Balleroberung gegen Coutinho, wenig später ein Pressschlag Kennys mit Gnabry, den man bis unters Stadiondach krachen hört. Geiler Typ, der Kenny. So heiß, der löscht seinen Durst in der Halbzeit mit Frittenfett.
Bayern mit einer Eckball-Serie, aber im Großen und Ganzen spielt Schalke hier erstaunlich gut mit. Aber ist ja irgendwie auch kein Wunder – mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die eigenen Fans das Ding hier zur Not jederzeit abbrechen könnten…
Hätte mir jemand in der Schulzeit gesagt, dass man mit angedrohten Abbrüchen irgendwann derart viel Macht haben würde, wäre das für mein 15-jähriges Ich nicht besonders gesund gewesen.
Blick auf die Nordkurve: Ist das doch fröhliches Hopsen oder schon provokantes Anti-Hopp-Springen?
Gottlob sagt, es sei am Wochenende „eskaliert“. Dabei hat Fler dem RTL-Kameramann doch erst am Montag eine reingehauen, oder?
Potzblitz! Im Parallelspiel schlägt Saarbrücken die Fortuna aus Düsseldorf und zieht ins Pokal-Halbfinale ein! Glückwunsch ans Saarland! Macht euch einen schönen Abend, ihr Vier!
TOR! Natürlich für die Bayern. Weil Kimmich nach einem abgewehrten Eckball furztrocken und vorbei an Freund und Feind ins lange Eck trifft. Schalke-Fans spätestens jetzt wieder wie Opern-Zuschauer bei Der-Ring-des-Nibelungen-Stunde 14: Dieser Wagner kann sie langsam mal kreuzweise.
Die nächste dicke Chance für die Bayern, aber Goretzka schießt rüber. Schalke seit dem Rückstand wie Leitplanken: komplett neben neben der Spur.
Ich kapier’s nicht: Hat Tobias Stieler gerade zur Pause gepfiffen? Oder wurde das Spiel jetzt doch abgebrochen?
SWR-Mann Fritz Frey kommentiert eine Bischofs-Nachricht. Ganz ehrlich: Als Ü‑Ei-Figur mochte ich ihn lieber.
Stimmt ja, in den USA ist heute Super Tuesday. Und die ARD zeigt Bilder aus Texas. Wolkenkratzer, Leuchtreklamen, Cowboy-Hüte, Livemusik. Schon sitzt man innerlich am Lagerfeuer, spielt Mundharmonika, denkt nach über das Leben, über die grenzenlose Freiheit, über das T‑Bone-Steak, das gerade über der offenen Flamme brutzelt. Dann schaltet die ARD zurück zu Alexander Bommes. Uff. Um ruppiger aus einem Traum gerissen zu werden, muss man zur Zeit schon Keeper auf Schalke sein.
Weiter geht’s. Nach wie vor 1:0 für Burgstallers Schnauzbart. Nach meiner Rechnung zumindest.
Geht gut los, Matondo mit dem Supersprint über den halben Platz, ist der schnell. Neben ihm Alphonso Davies: „Hey, wir kennen uns doch. Aus der gekrümmten Raumzeit, oder? Mensch, spielst du auch im Verein?“
Haha, Thomas Müller mit dem Versuch einer schnell ausgeführten Alexander-Arnold-Ecke. Nur, dass er eben Thomas Müller ist, der die Ecke nach zwei Metern ins Toraus müllert. Wirft sich anschließend in den Staub. Mensch, Thomas, macht doch nichts. Der Alexander-Arnold kann sich dafür nicht bewegen wie ein Cirque-du-Soleil-Freak.
Trotz Müller-Katastrophenecke: Die Bayern drücken. Frage am Abend: Kann ich Rummenigges Hass-Kommission auch anrufen, wenn der FCB gleich das 2:0 schießt?
Oha, die Schalker singen: „Wir sind asoziale Schalker“. Klare Selbst-Schmähung. Und irgendwo in Freiburg zündet Fritz Keller Phase eins seines Drei-Punkte-Plans und macht sich einen guten Roten auf.
Coutinho zwirbelt in Oldschool-Coutinho-Manier einen Ball vom Strafraumeck an die Latte. Der Mann spielt ja angeblich eine miese Saison, hat nämlich erst acht Ligatore und sechs Vorlagen. Oder wie das auf Schalke heißt: Top-Scorer.
Riesenchance für Schalke, weil Matondo den Bayern einfach davon rennt und dann auf Raman quer legt. Der aber ein guter Christ. Vergibt.
Weil gerade zur Abwechslung mal nichts passiert und weil heute Tag der Artenschutzes ist, hier kurz die Antwort auf all eure Mails: Ja, Kollege Reich ist ein komischer Kautz.
Und dann wieder die Superbayern. Gnabry schießt aus spitzem Winkel, Schubert hält aber die Hände hin und wehrt ab, die folgende Ecke köpft Ex-Schalker Goretzka fast ein zum 0:2. Die Bayern derzeit ein so stabiles Gebilde, es bräuchte schon einen Mann vom Schlage eines Andi Scheuers, um den Laden vor die Wand zu fahren.
Broich sagt, Thiago mache das gut, so „als Staubsauger“. Wenn dem so ist, bekommt dieser Thiago dann auch meinen rutschigen Filz-Teppich sauber? HM???
Aber apropos Thiago. Immer wenn ich vorm Fernseher sitze und dem beim Ballstreicheln zuschaue, habe ich ein bisschen Angst. Will nämlich nicht, dass meine Freundin ins Zimmer reinplatzt und dann weiß, dass ich Pornos gucke…
Immer noch nur 1:0, in einem K.O‑Spiel, im Pokal! Eigentlich toll. Andererseits: Wenn dieser Wettbewerb wirklich seine eigenen Gesetze hat, dann ist das doch bestimmt auch der Lieblingswettbewerb von Hopp-Anwalt Schickhardt!
Geilster Typ heute übrigens: Schalkes Verteidiger Timo Becker. Der kickt eigentlich in der Regionalliga, muss wegen Schalkes Verletztenmisere aber heute gegen die Bayern ran. Wenn der Mann heute das entscheidende Tor für Schalke köpft, dann sammel ich höchstpersönlich Geld für einen inspirierenden Hollywoood-Underdog-Film, rühriges Drehbuch und Trainingsszenen-Montage mit Achzigerjahre-Duschaffstes-Mucke im Hintergrund. Nänänä, Final Countdown, mit Tom Cruise als Timo Becker und Kim Basinger als Taktiktafel und Alec Baldwin als wütend in die Ecke geworfene Ractiv-Flasche. Ab 2021 im Lichtspielhaus Gelsenkirchen-Buer. Vielleicht.
Fünf Minuten noch. Kutucu kommt, ein Spieler, der mit seiner gedrungenen Figur läuft, als würde er sich selbst als Schlitten fahren. Wünsche ihm feinsten Pulverschnee unter den Kufen und eine elegante Kurve um Neuer herum, die er zum 1:1 abschließt.
Ach, ach ach. Die Bayern. Humorloser als die grauen Männer in Momo. Wann bringt Wagner endlich die Schildkröte, um seinen Schalkern den Weg zum 1:1 zu zeigen. Auf der Außenbahn Ozcipka, der einen Ball in die Mitte fegt. Dort Raman, der kleine, niedliche Lockenkopf, schon ist die Zeit zurückgedreht und das Ergebnis wieder unentschieden. Und auf der Tribüne tastet Kalle Rummenigge hektisch nach einer weiteren Zigarre, die er nicht mehr hat.
NEEEEEEIINNNNN, Konter Schalke, der wird verdaddelt, aber die Knappen holen sich den Ball per Grätsche zurück, 20 Meter vor dem Tor. Dann aber entscheidet Schiri Stieler auf Bayerndusel und pfeift Foul. Kann man nichts machen.
Können uns bei diesem Ergebnis übrigens auch die Auslosung sparen. Völlig klar, dass die Bayern Saarbrücken ziehen.
Jetzt wäre übrigens die letzte Chance, sich als Schalke-Fan inkognito in den Bayern-Block zu schleichen und Anti-Hopp-Gesänge anzustimmen, um einen Spielabbruch zu provozieren. Just sayin…
Und vorbei. Preppt ja jeder, wie er mag, die Bayern ihrerseits sind drauf und dran, einen weiteren DFB-Pokal zu hamstern. Kann man ja nie genug haben. Kollege Dinkelaker und ich stoßen jetzt zur Feier des Tages mit zwei Dosen Ravioli an, auf Schalke, auf das Drama, auf Saarbrücken, die den FCB im Halbfinale in die Knie zwingen werden. Vielleicht. Macht euch einen schönen Abend und wascht euch bitte die Hände. Danke.