Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Liveticker
Bayer Leverkusen – Bayern München 2:4
DFB-Pokal

19 Uhr

Noch eine Stunde bis zum Anstoß des End­spiels um den DFB-Pokal und gerne bemüht sich der Autor dieser Zeilen, so etwas wie Vor­freude und Euphorie zu erzeugen, doch, ach, Corona wirft auch auf dieses Spiel seinen langen Schatten – keine Fans im End­spiel, nie­mand da in Berlin, das muss man erstmal sacken lassen. Sagen wir es so: Es wird bestimmt kein Finale wie jedes andere. In froher Hoff­nung auf so etwas wie Atmo­sphäre – bis gleich!

19:15 Uhr

Lever­kusen gewann das Ding zuletzt 1993. Da hatte ich noch keine Haare am Sack und die Fuß­baller trugen Namen wie Rüdiger Voll­born, Oliver Holz­be­cher oder Franco Foda (im Bild). Ach ja, und zum Vogel des Jahres wurde der Fluss­re­gen­pfeifer gekürt. Wusstet ihr natür­lich.

Imago0016184345h

19:20 Uhr

Apropos Franco Foda. Dass der Mann noch nicht im Auf­sichtsrat von Tinder sitzt. Könnt ja mal nach­schlagen, was seine Name auf por­tu­gie­sisch bedeutet.

19:50 Uhr

Frage an Rudi Völler: Sie als Verein?“

Rudi Völler kann die Frage nicht ver­stehen.

19:53 Uhr

NEEEEINNN!!! Wel­cher wahn­sin­nige PR-Ent­scheider bei Alpecin hat Dr. Klenk aus dem Pro­gramm genommen? Was soll er denn jetzt machen? Außer mit Dr. Best und dem Melitta-Mann Boule im Park zu spielen.

Dr. Klenk, sie sind dran!“

Dr. Klenk: In der Tat.“

19:56 Uhr

Die Bayern natür­lich in Best­be­set­zung. Heute hat deren Zwote die Dritte Liga gewonnen. Ich würde ja recht herz­lich gra­tu­lieren, wenn das nur nicht so ver­dammt unheim­lich wäre.

1.

Jeweils 125 Dele­ga­ti­ons­mit­glieder von beiden Ver­einen auf den Rängen. Will­kommen in der DDR, Will­kommen zum DFB-Pokal­fi­nale 2020. Inklu­sive Natio­nal­hymne in einem leeren Olym­pia­sta­dion. So beschissen hatte ich mir die Zukunft früher nicht vor­ge­stellt. Kai Hav­artz, angeb­lich Zukunft des deut­schen Fuß­balls, singt tapfer gegen den Frust der Gegen­wart an. Und Hoeneß klatscht mit Mund­schutz. Klingt alles irgendwie wie ein Kif­fer­traum.

2.

Schwei­ge­mi­nute für die Corona-Opfer. Der Fuß­ball bedankt sich bei den Opfern. Pardon, gedenkt.

3.

Sorry, muss Ticker abbre­chen und zum Augen­arzt. Eben Lauf­duell zwi­schen Davies und Diaby beob­achten wollen. Dia­gnose: Aus­ge­renkte Pupille. Und wir dachten früher, dass nie­mand schneller laufen würde, als Andy Buck.

6.

Der Jubel der anwe­senden 700 ist ohren­be­täu­bend. Am Zaun, Ober­körper ent­blößt, Ulrich Hoeneß, 17-jäh­riger Flei­scher­lehr­ling aus Starn­berg, einer dieser soge­nannten Fuß­ball­fans. Rum­me­nigge zündet ein Pyro, Rudi Völler, der Fuchs, hat Rauch­pulver im Schuh rein­ge­schmug­gelt. Aus seinem Ego bas­telt Oliver Kahn spontan eine 150 Qua­drat­meter große Choreo.

9.

Na immerhin. Wenn schon kein Schwein rum­grölt, knallt es wenigs­tens in den Zwei­kämpfen. Wenn die Corona-Sperre ihr Gutes hat, dann, dass man jetzt jeden Press­schlag glas­klar genießen kann. Mil­lionen Abwehr­spie­lern wird dabei immer ganz warm ums Herz.

10.

Thomas Müller. Wann gewinnt der Junge end­lich mal Sil­ber­ware? Würde ich ihm wirk­lich gönnen. Immer Zweiter sein macht doch traurig.

13.

Kim­mich hat sich weh­getan“, spricht Tom Bartels und überall im Land möchten jetzt junge Mütter auf­springen, um dem kleinen Joshua auf die Wunde zu pusten. Da steht Kim­mich wieder auf. Trotzig: Tut gar nicht weh.“ Ach so. Spiel geht weiter, Bartels räus­pert sich.

15.

DFB-Prä­si­dent Fritz Keller im Gespräch mit Kalle Rum­me­nigge. Wor­über unter­halten sich diese Männer? Pro­blem­fans? Dietmar Hopp? Uhren? In der Ferne strei­chelt Marcel Reif gedan­ken­ver­loren seine Day­tona. Herr­liche Spiele unter Män­nern waren das.

16.

TOR. 1:0 für Bayern Mün­chen, wun­der­schöner Frei­stoß von David Alaba. Toll, ehr­lich. Nur könnten wir jetzt eigent­lich auch umschalten. Hände hoch, wer ist dafür, dass ich lieber Die größten Fern­seh­mo­mente der Welt“ tickere? Auf dem letzten Platz: Das Geis­t­er­fi­nale, in dem der FC Bayern zum 20. Mal Pokal­sieger wurde, was damals wirk­lich nie­manden, aber auch nie­manden wirk­lich aus dem Sessel riss.

20.

Auf der Tri­büne: Stefan Kieß­ling und Rudi Völler. Ihre Blicke sagen: Lieber Alex Raack, schalt auf jeden Fall um, das Ding hier ist durch.“ Tante Käthe schnäuzt sich traurig in den Küchen­kittel.

22.

Es ist so ver­dammt leise im Sta­dion, dass man, wenn man genau hin­hört, die Stimme in Tom Bartels Ohr hören kann. Ein Ort, den ich nie betreten wollte. Covid19 ist ein Bas­tard. 

24.

Klatsch, 2:0 FC Bayern. Fehler im Aufbau bei Lever­kusen, Konter, Gnabry läuft durch und haut ihn der­maßen tro­cken ins lange Eck, dass Peter Bosz kurz­fristig auf Staub­lunge unter­sucht werden muss. 

28.

Einer hat immer noch Hoff­nung. Bartels fabu­liert gedan­ken­ver­loren dar­über, ob sich die Lever­ku­sener jetzt nicht mit diesem Ergebnis in die Pause retten sollten, um dann, ganz viel­leicht, noch was zu reißen. Ich winke so müde ab, dass ich unge­bremst in den Powernap falle und dort von Uli Hoeneß Träume. Ich brauche unbe­dingt mehr Alkohol.

30.

Gutes altes Frust­foul von Wen­dell. Uli Borowka schärft selig seine Axt.

31.

Aktu­eller Gemüts­zu­stand.

Inhalt aus Datenschutzgründen blockiert

(Bei Anzeige erfolgt möglicherweise Tracking durch Drittanbieter)

34.

Wenn die Bayern gewinnen, haben die 30 Meis­ter­schaften und 20 Mal den DFB-Pokal gewonnen. Früher sahen wir solche Sta­tis­tiken aus Nor­wegen oder Para­guay und dachten: Bana­nen­ligen. Kalle Rum­me­nigge ver­sucht eine Chi­quita durch den Zoll zu schmug­geln.

36.

Armer Bartels. Er muss da in diesem leeren Sta­dion sitzen, beim Stand von 2:0 für die Bayern nach gut einer halben Stunde, und darf nicht ein­fach sagen, wie furchtbar öde das alles eigent­lich ist. Kein Mensch im Sta­dion, ein paar klat­schende Funk­tio­näre und schrei­ende Ath­le­tik­trainer, Spiel durch. Die Parole lautet durch­halten.

39.

Für etwas gute Laune zwi­schen­durch. Ulf Kirsten. Mit Baguette.

Imago0000535957h

43.

Was machen wir denn jetzt mit dem ange­bro­chenen Abend? Nur rum­nölen kann ja auch nicht sein. Respekt vor den Bayern, ganz klar. Krasse Kicker, klarer Stil, super­duper. Aber wie soll das wei­ter­gehen? Wollen wir uns ein­fach damit arran­gieren, dass dieser Verein in den kom­menden zehn Jahren ver­mut­lich zehnmal die beste Mann­schaft stellen wird? Wird dann nicht auch einem Mann wie Uli Hoeneß lang­weilig? Und wie sollen wir das Rad der Zeit zurück­drehen? Deut­scher Fuß­ball, wie geht´s nur weiter mit Dir?

Halb­zeit

45 Minuten lang war Bayern die bes­sere Mann­schaft. Und werden es, machen wir uns nichts vor, auch nach der Halb­zeit sein. Ich gehe jetzt traurig in alten Kicker-Alma­na­chen blät­tern und betrinke mich mit dem Libero-Schnaps vom Edeka. Jetzt ist alles egal. Bis gleich.

46.

Als ich schon in eine neu­er­liche Fuß­ball-Depres­sion fallen wollte, trat Jogi Löw mit Schweini vor die Kamera und kurz war es ein biss­chen so wie früher. Immer wieder herr­lich, diesen Mann zu sehen, der aus­sieht wie ein Erd­kun­de­lehrer, der in seiner Frei­zeit gerne Salsa tanzt und das Wort frivol“ ganz span­nend findet – aber eigent­lich seit 100 Jahren die Natio­nal­mann­schaft trai­niert.

48.

Die Bayern stehen so hoch, gleich läuft Manuel Neuer ins Abseits.

51.

Eine ähn­liche Domi­nanz sah ich zuletzt 1996 auf dem Schulhof, als der Schul­hof­schläger mit der Schwei­ne­nase auf mich ein­trat. Ich wurde damals von einem gebür­tigen Tadschiken gerettet, der den Kerl mit der Schwei­ne­nase ein­fach aus dem Klas­sen­zimmer schmiss. Fazit: Ein Tadschike würde dem Spiel gut tun!

55.

Bartels, der Arme, jauchzt vor lauter Trüb­sinn eine Minute lang über einen Spruch von Thomas Müller, der über die Außen­mi­kro­fone zu uns drang. Irgendwas mit Den spiele ich seit zehn Jahren zu, bla“. Es ist und bleibt irgendwie alles wie ein ganz merk­wür­diger Dro­gen­trip. Wird noch ver­stärkt, wenn die Kameras dieses leere Rie­sen­sta­dion zeigen. War zuletzt so, als Tas­mania noch erste Liga spielte.

58.

Eine Art Chance für Lever­kusen. In etwa so ein Wir­kungs­treffer wie damals, als ich auf einer der ersten Partys in Berlin eine Lady fragte, ob ich ihr ein Bier­chen spen­dieren könne, sie mich freund­lich anstrahlte und dann zuckersüß ant­wor­tete:

Nein.“

Wenn dieses Spiel ein Anmach­ver­such wäre.

60.

In eine Mini-Stur­m­und­drang­pase hinein pas­siert das: Langer, hoher Ball auf Lewan­dowski, der zieht volley ab und Hra­decky fäus­telt sich das Ding irgendwie selber rein. Nachdem übri­gens kurz vorher Volland kom­plett frei vor Neuer unbe­drängt lieber ein Luft­loch schoss, statt den Anschluss­treffer. Würde mich nicht wun­dern, wenn sich diese Truppe nachher beim Spa­lier stehen noch die Hüften aus­renkt.

63.

Laurel&Hardy haben eben ange­rufen. Sie würden gerne die Final­leis­tung von Bayer 04 ver­filmen. Wenn diese Truppe eine Simpsons-Figur wäre, dann wäre sie Frank Grimes. Oder Grimey, wie er gerne genannt wurde.

64.

TOR! 1:3, Bender. In Rudi Völ­lers Groß­hirn wächst die zarte Pflanze Hoff­nung. 

68.

Und dann bei­nahe noch das 2:3. Eine Chance, die sich Ulf Kirsten früher in den Kaffee gerührt hat. Bitter. 

70.

Wird tat­säch­lich nochmal span­nend. Gott, Demirbay!

71.

Und in einer kleinen gemüt­li­chen Miets­woh­nung in Köln-Nippes sitzt ein Markt­schreier und freut sich, dass das Schneid, dass er heute Mittag an Peter Bosz ver­kauft hat, end­lich seine Wir­kung zeigt. Anruf bei Hans-Peter Lehn­hoff: Geht da noch was?“ Äh.“ Danke!“

73.

Jetzt will Lever­kusen Bayern ein­schnüren, aber Lever­kusen ist nicht Bayern und des­halb dürfen wir ledig­lich dabei zuschauen, wie 04 eine hüb­sche große Schleife bindet, aus der sich Lewan­dowski mühelos befreit und fast das 4:2 erzielt.

77.

Da fällt mir doch glatt der Zynismus aus der Tasche. Plötz­lich ein auf­re­gendes Fuß­ball­spiel und Bayer am Drü­cker. Ich zwinge mich jetzt ein­fach, hier noch an ein Wunder zu glauben. Dann schießt sich Demirbay bei einer Ecke selbst an. Kein Scheiß. Als würde sich Axel Schulz selbst in die Fresse hauen, Schumi die Karre abwürgen oder Steffi Graf ver­gessen, wie ne Rück­hand geht. So viel zum Wunder, seufz.

80.

Rou­ti­niert wie alter Fahr­lehrer nimmt Bayern das Tempo aus dem Spiel, Hansi Flick kur­belt lässig das Fenster runter und ascht in den Wind. Und Manuel Neuer heißt plötz­lich Archie.

81.

Der Konter der Bayern wie ein unta­len­tierter Ern­te­helfer: Brachte nix ein.

86.

Lever­kusen ver­sucht es ja. Müht sich. Läuft viel. Ackert jetzt. Aber das wirkt so wie die ewigen Ver­suche klein­ge­wach­sener Kom­parsen, immer und immer wieder Bud Spencer K.o. schlagen zu wollen. Uli Hoeneß freut sich schon aufs Bock­wurst­wett­essen, Kahn auf die Neu­ver­fil­mung von Banana Joe.

87.

Flick mit dem Boss­move. Bringt kurz vor Ende Cou­tinho und Thiago. Nächstes Jahr wird Leroy Sané bei denen Zeug­wart.

89.

Müller trotzdem ange­pisst, weil er aus­ge­wech­selt wird. Irgendwie drollig. Aber auch befremd­lich. Einigen wir uns auf berollig. Jetzt aber wieder gut drauf, denn: Tor. 4:1 für die Bayern, Lewan­dowski mit einem feinen Chip, klasse, Gück­wunsch, ächz.

90.

Super-Bayern, Super-Bayern, hey. Hey.

90.+2.

Und Felix Zwayer denkt sich: Ach, was solls. Und gibt nochmal Elf­meter für Lever­kusen. Hav­artz darf. Haut ihn in den Winkel, 2:4. Hurra.

Abpfiff

Und so endet dieses Finale vor leeren Rängen und ein paar klat­schenden Edel­fans mit 4:1 für den FC Bayern. Drei Tore Dif­fe­renz im Finale, Stanni. Lewan­dowski macht sein 50. Sai­sontor, Bayern hat jetzt 30 Meis­ter­schaften und 20 Pokale, macht 50fache Domi­nanz für uns alle die Erkenntnis: Nie war der deut­sche Fuß­ball weniger span­nend. Kann man doll finden als Bayern-Fan, muss man aber nicht. Ich wün­sche euch allen einen schönen Sams­tag­abend. Viel­leicht sehen wir uns alle bald beim Rasen­ho­ckey.