Fabian Frei schießt Basel zum Sieg, in die nächste Runde und beendet die Saison 2019/2020 für Eintracht Frankfurt. Hatte mit 2020 emotional ohnehin schon abgeschlossen: der Liveticker.
Guten Abend in die Runde. Frankfurt heute also zu Gast in Basel. Oder findet das Spiel in Duisburg statt? Oder auf Schalke? Oder doch in Lissabon? Ich habe den Überblick verloren. Aber wichtig ist ja auch nicht unbedingt, wo es stattfindet, Fans dürfen ja ohnehin nicht ins Stadion, wichtig ist, wie es ausgeht. Und Frankfurt braucht heute zum Weiterkommen ein, ähm, naja, ein, ähm, puuh…. Weiß irgendwer noch, wie das Hinspiel ausgegangen ist?
3:0 für Basel. Frankfurt liegt also schon vor Spielbeginn klar hinten. Sind wir ehrlich: Im Prinzip ist die Eintracht wie eine herkömmliche Mahlzeit von einem gesunden menschlichen Körper nach 33 – 43 Stunden: ausgeschieden.
Bei mir läuft der Stream noch gar nicht. Muss mir also irgendwas aus den Finger saugen. Vielleicht fange ich mit dem Pizzafett an, was mir überall an den Pfoten klebt (und jetzt auch an der Tastatur), weil ich mir grade noch kurzvorknapp eine überdimensionale TK-Pizza eingepfiffen habe.
Nun aber. Und hui, jetzt weiß ich direkt, wo Adi Hütter seinen Urlaub verbracht hat. Im Solarium.
Ein Mann namens Platte kommentiert. Und ich warte ab jetzt sehnsüchtig darauf, dass die Tonspur zum ersten Mal hängt.
Die Baseler hier zu Spielbeginn so giftig, sie hätten eigentlich mit diesem gelben Totenkopf-Logo auflaufen müssen.
Noch steht es allerdings 0:0, Basel also klar schwächer als im Hinspiel. Aber damals, im Frühjahr 2001, war beim FCB ja immerhin auch noch ein Mann wie Hakan Yakin dabei.
Zählt ein Hinspiel-Ergebnis überhaupt, wenn sich kein Schwein mehr an das Hinspiel erinnern kann?
Basels Keeper schlägt einen Ball völlig ohne Not und mit viel zu viel Schmackes ins Seitenaus. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Mann ist garantiert mit einem meiner Kollegen verwandt.
Heißt es Baseler oder Basler? Und wenn es letztere Schreibweise ist, müssen die elf Jungs dann am Sonntag geschlossen in den Doppelpass und komischen Scheiß labern?
Sammal, wer hat denn den Stocker da gerade so umgemäht? Der arme Kerl! So unangenehm laut, wie der geschrien hat, muss es wirklich weh getan haben. Oder war es nur eine Hommage an Florian Kohfeldt?
Apropos Geräusche: Das ist jetzt das 36. Geisterspiel (etwa), das ich sehe, und noch immer habe ich keinen einzigen Spieler rülpsen gehört. Keinen einzigen! Was bedeutet, dass 36 x 22 Männer in 36 x 90 Minuten nicht ein einziges Mal gerülpst haben sollen. Wen wollen die Medien eigentlich verarschen??? HM???
Gute Chance für Basel. Nach einem Freistoß segelt der Ball aber knapp am langen Pfosten vorbei. Weiter 3:0.
Erste richtig gute Chance für Basel, Abschluss aus acht, neun Metern. Aber Trapp wie ein Suppenkoch mit Sprachfehler: pariert.
Basel dem vierten Tor näher als Frankfurt dem ersten. Und, da bin ich ganz ehrlich, ich wäre d’accord damit. Nicht, weil ich möchte, dass Frankfurt ausscheidet. Aber ein Basel-Tor würde bedeuten: Verlängerung ausgeschlossen. Und irgendwann will auch ein selbstloses Kerlchen wie ich mal Feierabend haben.
Kurzer Nachtrag. Ich bin gar nicht selbstlos. Ich bin selbst Schuld. Hab mich ja gemeldet für den Quatsch.
Aber wer weiß, vielleicht geschieht ja doch das Wunder. Bin auf jeden Fall gespannt, ob sich heute ein Eintracht-Spieler mit einem Wahnsinns-Tor bis in alle Ewigkeit unsterblich macht. Und die Social-Media-Abteilung von Hoffenheim sicher auch.
Kostic steht bereit, um einen Freistoß aus toller Position aufs Tor zu schießen. Mit seinem linken Zauberfuß. Bolzt den Ball dann voll in die Mauer. Du bekommst den Spieler aus dem HSV, aber den HSV nicht aus dem Spieler.
Eine Minute später, wieder Freistoß, gleiche Position. Diesmal darf es Danny da Costa mit rechts probieren. Aber es ist wie so oft imn Leben: Rechts ist eben nicht die bessere Alternative.
Kamada mit einer Flanke der Sorte „Mir doch alles scheiß egal“. Kohr danach mit einem Abschluss der Sorte „Wenn dem alles scheiß egal ist, dann pfeife ich ab jetzt auch drauf und zieht einfach mal ab“. Knapp 34 Meter am Tor vorbei. Abstoß.
Nach einem missratenen Kopfball von Bas Dost pfeift der Schiedsrichter zur Pause. Ein 3:0 der schlechteren Sorte. Wir sehen uns in 15 Minuten.
Weiter geht’s. Ich habe die Halbzeitpause genutzt, um nachzudenken. Dabei ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Vielleicht hat Frankfurt einfach keinen Bock, das Wunder zu schaffen. Weil sie dann ja im Viertelfinale stünden. Und dann Gefahr liefen, das Ding zu gewinnen. Und sie dann ja auch mit diesem unsäglich genormten „Campeones“-Gesang feiern müssten. Ganz ehrlich: Ich verstehe sie.
Hütter hat gleich zweimal gewechselt. Es sitzen also nur noch drei Feldspieler auf der Bank. Oder wie man in bestimmten Kreisen sagen würde: 1,3 Millionen.
Ach komm, noch einer. Normalerweise wären heute locker 16.000 Frankfurter in Basel dabei. Oder wie man in bestimmten Kreisen sagen würde: 1,3 Millionen.
Ein letzter noch. Habe nämlich grade mal nachgezählt. Und ja, es waren bisher 1,3 Millionen Gags. Ticker-Rekord!
Hier die ersten acht Minuten der zweiten Hälfte im Schnelldurchlauf. KLIRR, BUMS, galliger Zweikampf im Mittelfeld, ZONK, BÄM, IRGH!, Großchance Basel, UFF, ARGH, Fehlpass, Fehlpass, PAFF, PIFF, Konter Basel, RUMS, Konter Frankfurt, Großchance Paciencia, ZISCH, BADABUM.
Richtig viel Platz im Mittelfeld, das sieht nicht aus wie ein Europapokal-Achtelfinale, sondern wie ein Spielchen auf dem Schulhof. Passend, dass ein Mann wie Dominik Kohr sich mal eben durch die komplette Basler Hintermannschaft dribbeln kann. Vergibt dann aber. Und gleich ist die große Pause auch noch vorbei. Und er hat die Chemie-Hausaufgaben vergessen. Das Leben ist nicht fair.
Hütter scheint nicht zufrieden zu sein mit seiner Mannschaft. Er schickt alle (!) seine Auswechselspieler zum Warmmachen. Also alle drei.
Chance Kamada, Konter Basel, Großchance Basel, Kostic klärt auf der Linie, Konter Frankfurt, Abschluss Kostic, Konter Basel, Hinteregger rettet. Ihr seht: Es geht hin und her und her und hin. Erinnert mich langsam ein bisschen zu sehr an eine Dieter-Nuhr-Audioaufnahme.
Die einzigen, die sich darüber freuen, dass heute nicht tausende Frankfurter in Basel unterwegs sind, sind alle halbwegs blickgeschützten Gebüsche der Stadt.
Ich bin ehrlich: Ich finde keine Haltung zu diesem Spiel. Ist es mir egal? Nervt es mich? Bin ich für irgendwen? Ich kann auf keine Frage wirklich antworten. Zuletzt so unentschlossen war ich neulich im Späti, als Hanuta und Knoppers gleichzeitig einen neuen Riegel auf den Markt gebracht hatten. Aber da konnte ich am Ende zumindest einfach beide nehmen.
Habe grade eine Mail bekommen, in der nichts steht außer folgender Satz: „Komm Max, schreib was positives über den FC Basel …“ Also (es geht um den FC Basel): was positives.
Aber mal im Ernst. Teilweise kombiniert Basel hier sehr gefällig, die größeren Chancen haben sie auch, und das alles, obwohl sie im Gegensatz zu Frankfurt ja gar nicht müssen. Sehr edel. Außerdem spielen sie es in den vergangenen Minuten verdammt souverän runter. Die Eintracht dagegen wie Wirecard: Irgendwie fehlt da was.
Alter. Trapp mit der nächsten herausragenden Parade. Langsam aber sicher blicken die Autokraten dieser Welt neidisch in den Frankfurter Strafraum.
Frankfurt also nicht mit der nächsten magischen Europapokalnacht. Aber ey, was habt ihr denn erwartet? Es ist 2020, ihr Dödel. Natürlich wurde der Abend nicht super.
Und dann fällt sogar noch ein Tor. Der Ex-Mainzer Frei tankt sich durch, geht auch an Trapp vorbei und schiebt dann locker ein. 4:0 Basel. Langsam wird es peinlich.
Es ist fast vorbei, einen ganz Flachen habe ich aber noch für euch. Sagt der eine geistig verwirrte Abpraller zum anderen: Wir sind die zweiten Bälle!
Dann ist Schluss. Basel gewinnt auch das Rückspiel, 1:0, insgesamt 4:0, klare Sache, ein Wunder lag nie in der Luft. Aber was soll’s? Ohne Fans ist es doch eh alles irgendwie ein bisschen wurst. Apropos: Ich habe vorhin ein bisschen Wurstwasser kalt gestellt und mächtig Brand. Bis dann.