Dank Sebastian Mai schlägt Dresden Kaiserslautern zum Drittligaauftakt mit 1:0. Nimmt’s nicht so schwer: der Liveticker.
Guten Tag an alle Fans von drittklassigem Fußball! Guten Tag an alle Fans der besten dritten Liga aller Zeiten! Guten Tag an alle Leser aus Kaiserslautern und Dresden! Wie geht es euch beiden? Gut? Schön. Kommen wir direkt zur ersten Frage: Was ist 17:45 Uhr für eine abgefahrene Anstoßzeit? Ist das besser für den asiatischen Markt? Haben sich die Stakeholder das gewünscht? Oder muss man in Kaiserslautern mittlerweile derart sparen, dass man selbst für Freitagabendspiele kein Flutlicht mehr bezahlen kann? Die Antwort wartet wir immer aufm Platz!
Opdenhövel und Broich stehen neben dem, was der Pokal für den Drittligameister sein soll. Was mich zur nächsten Frage führt: Wird Sauron seine Maske nicht vermissen?
Gesucht wird das Tor des Monats August, fünf Tore stehen zur Auswahl. Der Grundschullehrer in mir findet: Sie waren alle schön!
Kommen wir zur Aufstellung von Lautern:
Kenn ich nicht, Reinke wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nicht, Schjönberg wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nicht, Harry Koch wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nicht, Ratinho wäre mir deutlich lieber gewesen – Kenn ich nicht, Sforza wäre mir lieber gewesen – – Kenn ich nicht, Hristov wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nicht, Reich wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nicht, Wagner wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nicht, Marschall wäre mir lieber gewesen – Kenn ich nich, Buck wäre mir lieber gewesen
Die Aufstellung von Dresden sparen wir uns an dieser Stelle, da kenne ich dummerweise (außer Marschall) nämlich nicht mal die Spieler aus den Neunzigern. Sorry.
Kauczinski im Interview, sagt: „Keiner weiß so recht, wo er steht.“ Ich möchte lösen: Fritz-Walter-Stadion.
Sehe grade, dass ich doch einen bei Lautern kenne. Im Tor steht nämlich anscheinend Spahic. Und das, obwohl er doch eigentlich immer Innenverteidiger war? Aber, ganz ehrlich, wenn Spahic mir sagen würde, dass er ab jetzt ins Tor geht, ich würde ihm da auch nicht widersprechen.
40 Wechsel gab es bei Dynamo Dresden vor der Saison. Oder wie sie bei den Querdenkern sagen: 1,3 Millionen. Weltrekord.
Anstoß. Dresdens Spieler bislang weniger gelaufen als der Dynamo-Fan auf seiner Flucht vor Toni Leistner.
Am ersten Spieltag drei Punkte, das wäre doch mal ein guter Start. Vermutlich wollen beide Mannschaften es mit dieser Chance machen wie Toni Leistner mit Dynamo-Fans: sie am Kragen packen.
Für alle, die jetzt erst einschalten, Sie haben wenig verpasst. Nur das Übliche: Zwei Investoren wurden aus Kaiserlautern gejagt, ein Geschäftsführer ist komplett durchgedreht und hat gekündigt, irgendwas mit Steuern, Fans hängen Banner auf bei einer Mahnwache, der Betze brennt. Jetzt Freistoß.
Toll aber, dass Lautern kurz vor Saisonbeginn einen neuen Hauptsponsor gefunden hat, einen alten Bekannten. Genauer: Eine Firma, mit der ich quasi gar nichts, kein Produkt, aber zumindest ein Gesicht verbinde. Eingemummelt zwischen Frottejacke und genau einer Wollmütze:
Oh Gott, nach einem Freistoß von Dresden geht’s schnell. Lautern in der Konterbewegung, beziehungsweise: Einer läuft los. Hendrik Zuck, der auf den nächsten 30 Metern von Dresdens Weihrauch abgelaufen wird, wie ich es zum letzten Mal in der Kreisliga B gesehen habe, als ein Kollege – erweiterter Lungenschaden und Kettenraucher – irgendwie nach vorne gelangt war. Wann brüllt hier wenigstens einer: „Komm, weiter geht’s?!“? Wann lässt sich Zuck auswechseln, weil daheim die Kinder warten?
Lautern unter Druck. Im Falle einer Niederlage wäre man über Nacht Tabellenletzter. Und damit könnte schon wieder eine ganze Region sterben.
Was ist denn der Weihrauch für ein Kicker? Mit der Nummer 10 tänzelt er durch die gegnerische Hälfte, tunnelt Gegenspieler in deren Strafraum. Ich leg mich fest: Den letzten Spieler, den ich auf diesem Niveau in der 3. Liga gesehen habe, war Serhej Dikthiar. Und der hat nie 3. Liga gespielt.
TOOOR für Dynamo Dresden! Weihrauch, der geniale Weihrauch, schlägt eine Ecke ein bisschen zu kurz – genial. Weil ein Lauterner Bein dazwischen kommt und den Ball Richtung Tor lenkt. Spahic hält erst sensationell, dann hält Dresdens Mai die Birne hin. 1:0, Dresden ist Tabellenführer. Oder wie man dort sagt: Alles neu macht der Mai.
Gut, dass Sebastian Mai torgefährlich ist, wissen Experten. Weil der Mann vor zwei Jahren in Halle noch im Sturm spielte, nachdem dort Trainer Torsten Ziegner keinen Stürmer mehr hatte und sich also dachte: Na gut, nehmen wir halt den Bulligsten. Also warf sich Mai rein, bolzte, kämpfte. Oder wie man es in der 3. Liga nennt: Fußball.
Erstmals nimmt Dresden ein wenig Tempo aus dem Spiel. Probieren es stattdessen mal mit kontrolliertem Spielaufbau. Das könnte in dieser Saison noch häufiger ein Mittel sein, um seine Gegner zu überraschen.
Aus Lauterer Sicht natürlich sehr clever, ein Stadion auf den Berg zu bauen, wenn man möchte, dass das Spiel noch kippt…
Die Stimmung ist wirklich gut, besser, als ich das von nur 5000 Zuschauern erwartet hätte. Und mit guter Stimmung meine ich: Immer aggressiver werdende Pfälzer.
Der Rasen saftig grün, die Trikots strahlend rot oder satt gelb-schwarz. Wenn die beiden Teams jetzt noch kicken könnten, würde das Zuschauen richtig Spaß machen.
Bevor Dresdens Daferner alleine aufs Tor zulaufen und auf 0:2 erhöhen kann, lässt sich Lauterns Kapitän Sickinger fallen und holt einen Freistoß raus. Der Pfälzer in der Brandung.
Was ist das denn? Ein halbhoher Ball segelt irgendwo vor Dresdens Strafraum quer, maximal ungefährlich, alles egal, aber Paul Will will klären, unbedingt will er das, er springt in die Luft, kommt mit dem Fuß nicht ran – aber dafür mit der Hand. Gelb-Rot, Dresden nur noch zu zehnt. Ich will nicht wissen, was dem Dynamo-Fan vom Sonntag grade für Beschimpfungen für den Schiri durch den Kopf gehen.
Lauterns Fans singen, als hätte die Mannschaft das Spiel schon gedreht, aber nein, es geht mit einem 0:1 in die Pause. Aber es ist wie mit Partys an kalten Frühlingstagen: noch ist alles drin.
Jetzt ein Marschall-Beitrag. Ist traurig über die Lautern-Insolvenz. Warum weint er nicht einfach in sein Nasenpflaster?
Sorry, sollte nicht so großkotzig rüberkommen. Olaf Marschall ist natürlich eine Ikone. Also für Lockenköpfe.
Es geht weiter, keine Wechsel. Das ist besonders bitter für den Mann, der für den gelb-rot-gefährdeten Paul Will kommen sollte.
Habe mir jetzt ein Nasenpflaster aufgesetzt. Immerhin soll das dafür sorgen, dass mehr Sauerstoff an die grauen Zellen kommt. Falls also auch die nächsten Gags nicht sitzen – es lag nicht am Einsatz!
Dresdens Spieler schon jetzt wie Lautern in den letzten zehn Jahren beim Versuch, endlich wieder auf die Beine zu kommen: Lassen sich Zeit.
Eckball für Dresden! Chance für Mai. Und ganz ehrlich, das Video, wie seine Mitspieler ihm dabei den Weg freigeräumt haben, sollte demnächst zur Sensibilisierung für Räumungsgassen nach Autobahnunfällen eingesetzt werden.
Lauterns Defensive jetzt wie ein Haufen Ministranten: Bei Weihrauch wird ihnen schwindelig.
Mai versucht jetzt aus 30 Metern ein Freistoßtor zu schießen. Trifft exakt die Mauer, die vor ihm steht. So weit zwischen Selbstüberzeugung und Realität lag ich Klassenclown zuletzt, als ich die Jahrgangsschönheit nach einem Date fragte. Naja, war ein schöner Nachmittag in der Freak-Ecke am Tischkicker.
Fair: Trotz des spärlichen Zuschauerinteresses kann hier kein Nationalspieler zusätzliche Erfahrung ausspielen.
Keine Ahnung, ob und vor allem wie hier heute noch ein Tor fällt, aber so wie hier Fußball gespielt wird, war’s auf jeden Fall ein in der Entstehung ärgerlich abgefälschter Schuss.
Bartels sagt, das Stadion sei nicht komplett ausgelastet, also nicht mal die erlaubten Plätze seien vollständig besetzt. Und jetzt mache ich mir wirklich Sorgen um die Region.
Moment: Kevin McKenna ist im Staff von Kaiserslautern? Wir vermuten, er hat als Defensiv-Coach angefangen und trainiert mittlerweile die Stürmer.
Aber was weiß denn ich schon. Alles, was ich über die 3. Liga sicher sagen kann ist, dass am Ende Anton Fink Torschützenkönig sein wird.
Fuck man, mir kommt es vor, als hätte Miro Klose erst vorgestern aufm Betzenberg die Bälle ins Tor genickt, auf dem Trikot die Deutsche Vermögensberatung, auf dem Kopf die Boygroup-Frise, im Gesicht auch nach zwei Jahren und 46 Bundesligatoren noch der Schreck darüber, dass er jetzt tatsächlich Profi ist. Es ist ein Sonntagabend, Flutlicht, arschkalt und aufm Betze gibt’s für den Gegner natürlich nichts zu holen, dafür sorgen die Jungs von Coach Gerets schon. Nach der Zusammenfassung auf ran muss nur kurz umgeschaltet werden, dann geht es direkt weiter mit bester Unterhaltung, RTL 2, 24, diese Jahrhundertserie, im längsten Tag des Lebens von Jack Bauer müsste es jetzt 10:00 Uhr morgens sein, mal schauen, ob er David Palmers Arsch doch noch retten kann. RTL 2 so allgemein, was ein Sender, immer am Puls der Zeit, immer mit dem neusten Scheiß, die besten Sitcoms, dazu BigBrother, jetzt 24, die werden auf Jahrzehnte hinaus unschlagbar sein… Oder nicht? Und dann: Foul Vlachodimos. Freistoß Lautern. Dritte Liga. Kommentar Bartels. Härter kann man nicht im Jahr 2020 aufschlagen.
Ritter bolzt den Freistoß in die Mauer, erwischt Daferner volle Möhre im Gesicht. Der wie Außenholz: muss behandelt werden.
Es wird ein wenig öde, Dynamo will nicht, Lautern kann nicht, Zeit, dass mal wieder richtig was passiert. Wann wechselt Rehhagel den vierten Nicht-EU-Bürger ein?
Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Es ist ein Krampf. 18 Spieler, die in dieser Spielklasse, sagen wir mal, sehr gut aufgehoben sind. Vier Spieler, die Potenzial für mehr haben, aber meist dann doch nicht aufrufen oder wenn, dann nur im Training. Es wird gebolzt, es wird versucht, Pässe zu spielen, viel wird auch über den Willen entschieden. Kurzum: Es ist fantastisch.
Will nicht behaupten, dass es Lautern an zwingenden Chancen fehlt. Aber die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist eine weitere Rote Karte für Dresden. Und noch eine. Und noch eine. Und noch eine. Bis Schiri Thomsen abbricht.
Erschütternde Szenen am Bildrand. Eigentlich hat Dresden schon gewonnen, aber nun schleicht sich ein korpulenter Mann an die Seitenauslinie, greift sich zielsicher Patrick Weihrauch und Sebastian Mai: „Hör ma‘ Jungs, ich komm aus Westdeutschland. Bayer Leverkusen, sagt euch das wat?! Kommt ma nach’m Spiel ins Hotel, schaun ma ma, hab da was für euch..“
Bei Boris Schommers haben sie in der Sommerpause offensichtlich Freistöße in den vierten Stock und bis zur Eckfahne geübt. Nutzen noch nicht ersichtlich, aber ich sag mal: Clever.
Lauterns Spieler in den letzten vier wie in den ersten 90 Minuten: Probieren es jetzt mal mit der Brechstange.
Nachtrag: Kaiserlautern hat offensichtlich auch halbhohe Ecke auf den ersten Pfosten trainieren lassen. Warum denn nicht?