Duisburg bedankt sich bei Torschütze Vermeij und nimmt einen Punkt aus Lübeck mit. Der Liveticker hatte immerhin 45 Minuten eine gute Zeit.
Herzlich Willkommen, liebe Freunde der Dritten Liga, liebe Liveticker-Nerds, liebe Lübecker, liebe Duisburger! Dritter Spieltag, VfB gegen MSV, das riecht nicht nur nach ganz viel Tradition, das ist ganz viel Traditon und deshalb juckt es mir schon ordentlich in den Fingern, gut möglich, dass das Eia Krämer ist, der mir da von oben auf die Griffel schaut. Grüße in den Fußball-Himmel, lieber Eia, und sag dem Fritz, er soll nicht traurig sein, nur weil heute die Sonne scheint. Wird schon. Noch 25 Minuten bis zum Anstoß!
Duisburch in der Dritten Liga, das hätten sie ihm hier nicht erzählen dürfen, er hätte fix das Stahl zu Ende gegossen und wäre spontan vorbeigegrätscht. Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir am Mic: DJ Hoppi!
Freistoß direkt an der Strafraumgrenze und wäre man jetzt Mario Basler oder Juninho wüsste man vermutlich, wohin die Kugel müsste. Aber das ist hier ist der Liveticker und der kann besser tippen als kicken, deshalb großes Fragezeichen vor dem Schuss der Duisburger. Schiri Müller zieht erstmal Gelb für Lübecks Kapitän. Abstand nicht eingehalten. Und das in diesen Zeiten. Tss. Der Freistoß? Landet in der Mauer. Ostalgikern wird warm ums Herz.
Lübecks Trainer Torsten Lieberknecht hat vor dem Spiel ganz tief in der Fußball-Trainer-Fibel gekramt und mit ernster Miene das „Kollektiv“ beschworen. Eine wirklich nette Reminiszenz an diesem Feiertag.
Goldig: falscher Einwurf. Der kleine Bruder vom Stoppfehler und Schwippschwager vom Rückpass.
Der Autor dieser Zeilen muss übrigens gleich nach dem Schlusspfiff los eilen, um ein Alte Herren-Spiel hinter sich zu bringen. Will sich hier auch ein paar Sachen abschauen. In diesem Moment: Kantige Blutgrätsche von der Seite. Dabei wollte ich mir doch neue Dinge abgucken.
1860 Zuschauern bedeuten übrigens in Zeiten wie diesen: ausverkauft. Die vergangenen Spieltage haben uns immerhin gezeigt: auch ein paar Leute im Stadion können ganz schön laut werden. Ein dreifach Hoch auf die Akustik und nackten Beton. Joachim Hopp schmeißt gerührt den Mischer an.
Union Berlin. Hertha BSC. Carl Zeiss Jena. VfB Stuttgart. Dynamo Dresden. Preußen Münster. Wehen Wiesbaden. Pogon Stettin. Hansa Rostock. VfB Lübeck. Klingt wie das Teilnehmerfeld eines Jugendturniers in Recklinghausen, sind aber die Arbeitgeber von Soufian Benyamina. Der ist jetzt im Spiel für den verletzten Elsamed Ramaj. Und wird seinen Enkelkindern später bestimmt einiges zu erzählen haben, wenn er mit einem Glas Brandy vor dem Kamin sitzt und von damals berichtet. Vielleicht nicht unbedingt von den ersten 18 Minuten dieser Partie, aber kann ja noch werden.
Maskenpflicht in der Lohmühle und außerdem: Fangesang-Verbot. Völlige Irritation im VIP-Bereich. Fan-was? Und jetzt alle im Geiste: „Oh, wie ist das kacke!“
Eiderdaus: Ich hörte laute „VfB“-Rufe. Wann bricht Schiri Eric Müller die Partie ab? Wird Johannes B. Kerner eine Sondersendung zum Thema bringen? Werden wir dann die vernichtende Wirkung von Fangebrüll auf Stoffpuppen beobachten dürfen? Der Liveticker zündet sich selbst eine an.
Topscorer beim VfB Lübeck (mit einem Punkt) ist Patrick Hobsch, Sohnemann von Stürmerlegende Bernd. Der kam einst – der Tag der Deutschen Einheit lässt grüßen – vom VfB Leipzig zu Werder Bremen und entwickelte sich dort zu einem der besten Goalgetter (was für ein schönes Wort!) der Liga. Unvergessen wie Hobsch Senior seine Buden bejubelte. Zum Nachmachen: Arme anwinkeln, Freude rausbrüllen, Fäuste ballen und die Unterarme an- und wieder abwinkeln. So habe ich einen Großteil meiner Kindheit verbracht.
Apropos Goalgetter: Da nehmen sich die beiden Teams nichts. Auch Duisburgs Topmann in dieser Kategorie wartet mit einem mageren Zähler auf, es handelt sich um Leroy-Jacques Mickels, dessen Papa zwar leider nie bei Werder Bremen spielte, aber bestimmt auch ein dufter Typ ist. Auf jeden Fall haben die Erzeuger des Duisburgers Kreativität bei der Namenswahl bewiesen. Oder einfach sehr viel Rotwein dabei getrunken. Der Liveticker recherchiert da mal bei Gelegenheit.
Erste Halbzeit fast rum und ich faste, pardon fasse zusammen: Noch nicht eine richtige Torchance. Wenn wir mal den Schuss vom Duisburger Kollegen Vermeij abziehen. So gut kenne ich mich mit der Dritten Liga nicht aus, deshalb die Frage ins Rund: Ist das immer so räudig?
Müde schaut der graue Beton in der Lohmühle diesem Kick zu und würde sich so gerne betrinken, aber nicht mal das ist einem vergönnt, wenn man zu Trassen gegossenes starres Material ist. Ein Seufzer zieht durch die Wellenbrecher. Vielleicht im nächsten Leben.
Halbzeit hier und nur um nicht den Glauben an das schöne Spiel zu verlieren, habe ich einen Seelenstreichler für euch vorbereitet. Zweite HZ dann bestimmt Cruyff-Turn. Bis gleich!
Ok, weiter geht’s. Eine Halbzeit, so geschmackvoll wie ein Gezapftes, das am Tresen seit 45 Minuten auf seinen Abnehmer wartet. Bisschen mehr Action wäre ja schön, bisschen mehr Emotionen. Vielleicht ja so wie einst diese Herren hier. Drücken wir uns selbst die Daumen und ordern einfach eine neue Runde. Herr Ober!
Bitter: Der arme Ramaj hat sich offenbar das Schlüsselbein gebrochen. Für ihn hatte sich vergeblich warmgemacht: Mr. Minit.
So, Freunde, jetzt mal bitte etwas mehr und etwas besser. Bin kurz davor, auf MDR umzuschalten. „Die schönsten Eisenbahnstrecken Thüringens“. Der Liveticker wirft die Kohle nach.
So muss es sein. Kaum nöle ich hier rum, dreht der MSV auf, kombiniert sich locker-flockig durch Lübecks Abwehr, hübscher Schlenzer, knapp drüber. Und dann Mickels beinahe mit dem Seitfallzieher. Aber auch nur fast. Immerhin: So kunstvoll muss man erstmal Löcher in die Luft schießen. Circus Krone schreibt schon mal ein Angebot. Zebras kann man eben nie genug haben.
TOOOOOR!!! Lübeck wurstelt sich vor den Gegners Strafraum, der Ball kommt zu Yannick Deichmann und der schlenzt den Ball knapp neben den Pfosten kunstvoll ins Tor. Das kommt überraschend, ist den Fans an der Lohmühle allerdings piepegal. 1:0 für den Gastgeber!
Fast im Gegenzug das 1:1. Und den Lübckern bleibt das „Der VfB ist wieder da“ im Halse stecken. Im Gesundheitsamt atmen sie erleichtert durch. Natürlich in die Ellenbeuge.
Deutlich mehr Flow in diesem zweiten Durchgang. Draußen massiert sich MC Hammer die Wadenmuskulatur. Nas kann nicht. Muss heute an der Eastcoast auflegen. Hat ihm nur keiner gesagt, dass die zum Feiertag an der Mecklenburger Seenplatte liegt. Trotzdem viel Freude.
In der Abwehr der Lübecker Gastgeber übrigens ein Mann namens Ryan Malone. Mit etwas Fantasie klingt die Aussprache seines Namens wie Karl und natürlich muss ich da gleich an meine Bravo-Sport-Kartensammlung denken oder die schönen Megaposter, auf denen ein Mann, den sie den „Postboten“ nannten, seinen beeindruckenden Athletenkörper zur Schau stellte. Die Frage ist nur: Wo zur Hölle ist John Stockton?
Mickels. Immer noch Mickels. Mickels! Daneben. Wenn diese vergebene Chance ein Tick wäre. Prädikat: besonders räudig.
Und dann auf einmal dieses: TOOOOORR!! für den MSV Duisburg! Lulatsch Vermeij driftet die Kugel ins Tor und an der Lohmühle halten sich plötzlich alle an die Regeln. Keiner singt mehr, alles staunt. Auch wenn diese Hütte mehr als verdient ist. Aber wer will solche Sätze schon hören? Eben.
Sätze, die nach Dritte Liga klingen: „Gegen Zwickau hat er den Ausgleich erzielt.“ Niemand hat die Absicht, hier in Führung zu gehen.
Herrlich. Der Magenta-Mann stellt Malone konsequent als den Spieler mit den „Schleudereinwürfen“ vor. Rory Delap klatscht mit Kennermiene Beifall. 45 Meter weit.
Eben vielleicht der stilistisch schönste Angriff des Spiels. Langer Ball kommt zu Vermeij, der chippt das Ding zu Mickels, Sprint, doppelter Übersteiger, herrlich! Das sieht nach Bundesliga aus, was sage ich, mindestens Achtelfinale Europa League. Dann der Abschluss. Und die harte Landung in Liga 3.
Hochwasser an der Ostsee. Lübeck schwimmt. Bademeister Lieberknecht bestellt sich Pommes-Schranke und schließt den Dreier.
Die letzten Minuten hier und tatsächlich hat die zweite Halbzeit für alles entschädigt, was wir in den ersten 45 Minuten erdulden mussten. Zwei Tore, ne Menge Spannung und ein paar 1000-Meter-Einwürfe von Malone. Wir notieren: diese Dritte Liga ist wie die Utah Jazz in den Neunzigern – nicht zu unterschätzen.
Ende, aus! 1:1 nach 90 Minuten Maloche in Lübeck. Wir sahen viel Beton, immerhin ein paar Fans, phasenweise spannenden Fußball und 45 Minuten lang gute Unterhaltung. Darauf lässt sich das Wochenende doch aufbauen, oder? Peace und Danke an alle, die hier mal reingeschaut haben! Und auf bald in Liga 3.