Dreimal stand Waldhof Mannheim in der Relegation zur 3. Liga. Dreimal verlor die Mannschaft. Für unser Reportage im aktuellen Heft sprachen wir mit zwei Spielern, die (fast) alles erlebt haben: Torwart Markus Scholz und Marcel Seegert.
Es ist ein Mittwochnachmittag in Mannheim. Seit drei Tagen steht Waldhof Mannheim als Meister der Regionalliga Südwest fest. Wir treffen Markus Scholz und Marcel Seegert am Alsenweg, dort wo im alten Seppl-Herberger-Stadion das Herz des Vereins zu finden wäre. In einem Raum der Geschäftsstelle sitzen sie an einem abgegriffenen, dunklen Rundtisch. Scholz ist Torwart und hat alle drei Relegationsniederlagen miterlebt. Gegen Lotte. Gegen Meppen. Gegen Uerdingen. Marcel Seegert hatte es zwischenzeitlich in der 2. Liga bei Sandhausen versucht. Jetzt sind sie mit Mannheim endlich aufgestiegen. Zufrieden?
Markus Scholz, dreimal standen Sie mit Waldhof Mannheim in der Relegation zur 3. Liga. Dreimal sind Sie gescheitert. Was haben Sie gemacht, als klar war, dass sie aufgestiegen sind?
Scholz: Ich habe mich hingesetzt und habe geheult.
Warum?
Scholz: Drei Jahre haben wir geheult, aber diesmal endlich vor Freude. Nach den Niederlagen war nur Leere. Dann hat man sich möglichst verkrochen und später seinen Emotionen freien Lauf gelassen. Diesmal war es ein Gefühl der Erleichterung.
Was ist Ihnen von den Feierlichkeiten in Erinnerung geblieben?
Seegert: Die Erleichterung, das war überwältigend. Und die Situation direkt nach Schlusspfiff. Was da abgegangen ist.
In der Kabine?
Seegert: Nein, wir sind auf dem Platz geblieben und haben gefeiert. Erst standen die Fans am Rande des Spielfelds, haben sich langsam raufgetraut, dann gab’s einen Platzsturm.
Scholz: Wobei einen Platzsturm kann man das ja nicht nennen. Eher: Gemütliches Beisammensein.
Seegert: Und wir standen auf einem Tisch. Sag mal, Scholle, wer hat den Tisch da überhaupt hingestellt?
Scholz: Da standen vorher Getränke drauf. Seegert: Wir standen jedenfalls zu sechst auf einem klapprigen Tisch und außenrum die ganzen Fans. Es war ein legendärer Tag, es hatte sich über die vier Jahre einiges angestaut.
Sie hatten die Möglichkeit mit einem Heimsieg gegen Wormatia Worms den Aufstieg perfekt zu machen. Sind Sie das Spiel anders angegangen?
Scholz: Für mich war es einfach ein Spiel, das ich gewinnen wollte. Weil ich auch sportlich den Deckel draufmachen wollte. Wir sind das, wie der Trainer immer sagt, höchstseriös angegangen. Wobei man sagen muss, in den letzten zehn Minuten kam auch von Worms nicht mehr allzu viel.
Herrschte in der Stadt eine andere Stimmung?
Seegert: Es war schon etwas anders. Ich bin aufgewacht und mein erster Gedanke war: „Okay. Heute noch ein letztes Mal.“ Dann sah ich die Leute vor dem Stadion, den Menschenandrang. Ich wollte unbedingt zuhause aufsteigen, statt irgendwo in Homburg zu feiern. So war’s schon richtig.
Dreimal hatte es Waldhof Mannheim versucht, dreimal scheiterte der Verein in der Relegation. Welches war die schlimmste Niederlage?
Scholz: Meppen. Ich glaube, dass wir in beiden Spielen besser waren und es halt einfach nur versaut haben dieses eine…
Seegert: … Scheiß-Tor zu schießen.
Scholz: Und dann haben wir im Elfmeterschießen in der Lotterie den Kürzeren gezogen. Das tat weh.
Seegert: Lotte im Jahr zuvor war auch extrem hart. Weil es das erste bedeutende Spiel war, das wir verloren hatten. Zuhause, vor den ganzen Leuten im Stadion, es war ja rappelvoll und dann dieser Druck und diese Erwartungshaltung – wir haben dem nicht standhalten können. Danach war ich mit ein paar Jungs einfach auf’ner Sauftour in Barcelona (lacht). Um das irgendwie zu verdrängen. Aber wie Scholle gesagt hat, Meppen war das härteste. Uerdingen habe ich nicht miterlebt. Aber Meppen. Die Dramaturgie. Das war schon unfassbar hart. Da bin ich auch ehrlich, das hat mich nach meinem Wechsel zu Sandhausen noch ein paar Monate beschäftigt.
In Meppen verschossen Sie einen von zwei Elfmetern. Haben Sie es je wieder versucht?
Seegert: Im Training.
Scholz: Mein Gott, mussten halt Fünf antreten!
Seegert: Wir waren uns ja sicher. Ich hab ja auch immer wieder geübt. Und wenn Meppens Torwart in die andere Ecke springt, dann wären wir jetzt schon zwei Jahre in der 3. Liga. Das ist eben die Lotterie.