Am Rande des DFB-Pokalspiels zwischen Darmstadt 98 und Hertha BSC wurde Peter Niemeyer offiziell verabschiedet. Er sprach mit uns über sein Karriereende und ein beklemmendes Gefühl.
Herr Niemeyer, wo erwischen wir Sie gerade?
Ich komme gerade vom Krafttraining und bin auf dem Weg zu meinen Eltern nach Münster.
Haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt wieder nach Berlin verlegt?
Ich bin viel in Berlin, aber von einem richtigen Lebensmittelpunkt kann ich im Moment gar nicht sprechen. Ich schaue mir viele Sachen an und versuche von allem etwas aufzuschnappen. Ich habe in Malente mit dem Jugend-Elite-Trainerschein angefangen, war Co-Kommentator bei Dazn. Ich war auf Mallorca bei Atletico Baleares, dessen Besitzer ich ganz gut kenne. In Holland war ich bei Twente Enschede und Ajax Amsterdam. Und in England habe ich Bekannte besucht, die dort erfolgreich im Fußball tätig sind.
Haben Sie schon konkrete Pläne für die zweite Karriere?
Ich habe ja einen Anschlussvertrag bei Hertha BSC, worüber ich sehr, sehr glücklich bin. Aber bevor ich da anfange, versuche ich einfach in möglichst viele Themenbereiche reinzuschnuppern und die ganze Bandbreite kennenzulernen. Am Ende will ich die bestmögliche Entscheidung treffen oder zumindest die richtige Richtung für mich identifizieren.
Gibt es schon eine Tendenz?
Mich interessiert mehr das Management als das Traineramt. Aber auch da will ich mich noch nicht zu sehr festlegen. Vielleicht macht es beim Trainerlehrgang irgendwann klick, und ich merke: Das ist total mein Ding. Aber im Moment interessiert mich das Strategische schon mehr.
Wann tritt der Anschlussvertrag mit Hertha in Kraft?
Meine persönliche Situation war im Sommer etwas unübersichtlich, deshalb haben wir den Vertrag mit Hertha um ein Jahr verschoben.
Inwiefern unübersichtlich?
Weil lange zur Debatte stand, dass ich bei Darmstadt 98 bleibe. Das hat leider nicht geklappt. Theoretisch bin ich im Moment vereinslos. Aber in den letzten Wochen habe ich mich immer stärker mit der Karriere danach beschäftigt. Am Dienstag, beim Pokalspiel gegen Hertha BSC, werde ich offiziell von Darmstadt verabschiedet.
Endet die Zeit in Darmstadt mit einem inneren Gefühl der Zufriedenheit?
Wenn Sie mich das im Sommer gefragt hätten, hätte ich es ganz klar verneint. Die Erkenntnis, dass es vorbei ist, fiel mir sehr schwer, auch weil ich keinen richtigen Abschluss hatte. Ich war zwar die ganze Saison über verletzt, trotzdem hatte ich immer das Gefühl, ein Superman-Shirt anzuhaben und bis 40 spielen zu können. Mein Körper hat der Sache einfach ein Ende bereitet. Das ist schon ein komisches Gefühl: eigentlich zu wissen, dass es nicht mehr geht, und trotzdem zu denken: Was die anderen kicken, das kann ich auch.