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Tho­ralf Höntze, in der kom­menden Saison wirbt Babels­berg 03 mit der See­brücke“ auf seinen Tri­kots. Guter Zweck statt Groß­sponsor. Kann sich das ein Regio­nal­li­gist leisten?
Für diese Frage bin ich sehr dankbar. Denn auf Geld müssen wir gar nicht ver­zichten. In den ver­gan­genen zwei Jahren hatten wir Lons­dale“ auf dem Trikot. Jetzt unter­stützen uns EWP und der Hafer­milch­her­steller Oatly. Beide Firmen hätten das Recht gehabt, ihren Schriftzug auf unsere Brust zu heften. Beide Firmen haben abge­lehnt, damit wir ent­weder einen wei­teren Sponsor finden oder einen guten Zweck unter­stützen könnten. Es ent­steht kein finan­zi­eller Nach­teil.

Warum aus­ge­rechnet die See­brücke?
Wir wollten es unbe­dingt mit der DNA unseres Ver­eins ver­binden. Die See­brücke ist eine Bewe­gung, die sich gegen die Abschot­tung Europas vor Flücht­lingen und für die Ent­kri­mi­na­li­sie­rung pri­vater See­not­ret­tung ein­setzt. Wir waren uns schnell einig: Das Thema brennt!

Wie kam der Verein auf die Orga­ni­sa­tion?
Der Pro­zess ver­lief durch unsere Gre­mien, wir waren uns schnell einig. Grund­sätz­lich wollten wir eine gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tion unter­stützen. Die Stadt Potsdam ist als soge­nannter Sicherer Hafen“ ein­ge­tragen und hat beschlossen, mehr Geflüch­tete auf­zu­nehmen. Hier vor Ort befindet sich ein direkter Ableger der Orga­ni­sa­tion. Und die See­brücke passt eben auch zu unserer eigenen Geschichte.

Warum?
Als erster Fuß­ball­verein in Deutsch­land hatten wir im Sommer 2014 mit Wel­come United“ eine reine Flücht­lings­mann­schaft zum Spiel­be­trieb ange­meldet. Die ein­zelnen Schick­sale der Spieler bewegen uns seit jeher, der Verein ist sen­si­bi­li­siert für dieses Thema. Hier herrscht eine Will­kom­mens­kultur.

Wie fielen die ersten Reak­tionen aus?
Fast aus­schließ­lich positiv.

Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass pri­vate See­not­ret­tung das Schlep­per­system för­dere und so mehr Men­schen in Gefahr bringen würde.
Wenn ein Mensch in Not ist, muss ihm geholfen werden. Das ist ein Grund­satz, der nicht dis­ku­tabel ist. Was wir bisher an kri­ti­schen Stimmen auf­ge­nommen haben, ist vor allem blanker Popu­lismus. Da werden schnell Äpfel mit Birnen ver­gli­chen oder in diesem Fall: Ein­hei­mi­sche Not­lei­dende werden gegen Flücht­linge aus­ge­spielt. Für jede andere Kritik gilt: Darauf haben wir eine Ant­wort.

Ihre Spieler werden nun ein Jahr mit dem Schriftzug auf­laufen. Findet das jeder gut?
Ich hatte heute Morgen ein Gespräch mit dem Trainer Marco Vor­beck und unserem Kapitän Philip Saal­bach. Sie haben mir unmiss­ver­ständ­lich mit­ge­teilt, dass die kom­plette Mann­schaft hinter der Aktion steht. Es ist eben so: Wer zu Babels­berg 03 kommt, der weiß, wo wir gesell­schafts­po­li­tisch stehen. Und daraus ent­wi­ckelt sich der Cha­rakter eines Teams.

Sind wei­tere Aktionen in diesem Rahmen geplant?
Ganz sicher. Fünf Euro von jedem Tri­kot­ver­kauf gehen direkt an See­brücke“. Wir werden einen Akti­ons­spieltag vor­be­reiten, viel­leicht eine Demons­tra­tion vor einem Spiel orga­ni­sieren. Und ansonsten schauen wir mal, welche Wer­be­banden wir noch zur Ver­fü­gung stellen können.

Haben Sie schon eine erhöhte Nach­frage auf die Tri­kots fest­stellen können?
Nach 24 Stunden sind 180 Tri­kots ver­kauft. Das ist für einen Regio­nal­li­gisten keine schlechte Summe. Nach dem ersten Heim­spiel werden wir einen Kas­sen­sturz machen können. Fest steht schon jetzt: Von Ham­burg bis Mün­chen sind Bestel­lungen ein­ge­troffen. Das zeigt uns, dass wir die rich­tige Ent­schei­dung getroffen haben.