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Dieses Inter­view mit Uli Hoeneß erschien in 11FREUNDE #131. Das Heft ist hier bei uns im Shop erhält­lich.

Uli Hoeneß, kneifen Sie sich noch oft in den Arm, weil Sie nicht glauben, was aus dem FC Bayern geworden ist, den Sie 1979 als Manager über­nommen haben?
Manchmal fällt mir Fried­rich Schiller ein: Er stand auf seines Daches Zinnen und schaute mit ver­gnügten Sinnen“. Ich war kein guter Zeichner, hatte immer eine vier in Kunst, aber wenn ich den Klub 1979 hätte malen müssen, hätte ich nie die Phan­tasie auf­ge­bracht, ihn mir so vor­zu­stellen.

Wovon träumten Sie damals?
Ich wollte etwas Großes: einen Klub wie Real Madrid. Der deut­sche Fuß­ball fris­tete ein stief­müt­ter­li­ches Dasein. Wir hatten einen Jah­res­um­satz von 12 Mil­lionen Mark, lebten von den Besu­cher­zahlen und wenn es reg­nete blieben die Leute zuhause. So war die Stim­mung im Verein. Obwohl wir drei Mal die Cham­pions League gewonnen hatten, nahm man uns nicht als Top-Klub wahr.

Son­dern?
Noch als wir im Jahr 2000 die ersten Sit­zungen mit der G14 ver­an­stal­teten, spürten Karl-Heinz Rum­me­nigge und ich, dass Adriano Gal­liani von Inter, Josep Lluís Núñez aus Bar­ce­lona oder Lorenzo Sanz von Real uns nicht auf Augen­höhe betrach­teten. Da hieß es: Oh, hello, the Ger­mans!“ Aber ich war mir nicht zu schade, Núñez in den Sit­zungen auch mal härter anzu­spre­chen. Und so änderte es sich im Laufe der Jahre.

Nun liegt das gelobte Land vor Ihnen. Wenn Finan­cial Fair­play“ greift und alle euro­päi­schen Klubs nur noch soviel Geld inves­tieren dürfen, wie sie erwirt­schaften, wird der FC Bayern auf Jahre der Spit­zen­klub in Europa sein.
Momentan merke ich noch nicht viel von Finan­cial Fair­play“, aber sollte es kommen, dann liegen vor allen deut­schen Klubs glor­reiche Zeiten. Denn die gesamte Bun­des­liga wirt­schaftet seit Jahren sehr ordent­lich.

Sie haben offenbar Zweifel an der Umset­zung?
Gar nicht. In Gesprä­chen mit Michel Pla­tini höre ich ständig: Believe me, believe me.“

Klubs wie Real Madrid oder der FC Bar­ce­lona sind extrem ver­schuldet. Würde Finan­cial Fair­play“ dafür sorgen, dass solche Ver­eine von der euro­päi­schen Bühne ver­schwinden?
Da trauen Sie den han­delnden Per­sonen aber wenig Fle­xi­bi­lität zu. Wenn Real gezwungen ist, wird es anders arbeiten. Dann werden sie viel mehr Wert auf die Nach­wuchs­ar­beit legen. Im Moment gehen sie, wenn es eng wird, zur Bank und leihen sich 30 Mil­lionen für den nächsten Top­transfer. Es ist wie in der EU: Solange man Grie­chen­land wei­ter­wurs­teln lässt, haben die noch in fünf Jahren 200 000 Tote, die Rente beziehen. Aber wenn die EU sagt, das geht nicht, wird es sich ändern. Wichtig ist nur, dass man die Regeln kon­se­quent durch­setzt.

Aber es gibt sehr viele Klubs, die von externen Geld­ge­bern abhängig sind.
Die eigent­liche Gefahr geht nicht von ein­zelnen Mäzenen aus, son­dern von Klubs, die von einem Staat in Person eines Scheichs sub­ven­tio­niert werden. Hinter Man­chester City steht der Staat Abu Dhabi, hinter Paris St. Ger­main Katar. Dort wirken ganz andere Kräfte, es sind sehr cle­vere Leute am Werke. Da muss die UEFA-Kom­mis­sion sehr genau arbeiten, um alle Geld­ströme nach­zu­voll­ziehen.