Er spielte bei Real Madrid und war in Hamburg ein Weltstar. Rund um die Bekanntgabe seines Abschiedsspiels haben wir mit Rafael van der Vaart gesprochen. Über die Erwartungshaltungen beim HSV, holländische Besonderheiten und eine Entwicklung im Fußball, die ihm gar nicht gefällt.
Rafael van der Vaart, ernstgemeinte Einstiegsfrage: Warum wollen Sie Ihr Abschiedsspiel ausgerechnet beim HSV machen?
Ich habe dem HSV viel zu verdanken. Als junger Spieler hat man gewisse Träume, zum Beispiel bei seinem Heimatklub Profi zu werden und es dann vielleicht irgendwann bis in die Spitze des europäischen Fußballs zu schaffen. Meine Wahl des HSV hat vielleicht einige überrascht. Aber ich habe mich in dieser Stadt und bei diesem Verein vom ersten bis zum letzten Moment gefühlt wie zuhause, wir sind gemeinsam durch viele Höhen und auch einige Tiefen gegangen. Das verbindet, deshalb ist es jetzt tatsächlich ein Traum, meinen Abschied in Hamburg feiern zu dürfen.
Sie haben beim HSV zwei sehr unterschiedliche Phasen erlebt. In Ihrer ersten Zeit von 2005 bis 2008 ging es sportlich bergauf, beim zweiten Mal, ab 2012, ging es steil bergab. Haben Sie eine Erklärung finden können, was beim HSV schiefgelaufen ist?
Wir haben damals beim ersten Mal eine super Mannschaft gehabt. Da waren Tiere und Kämpfer dabei wie Boulahrouz, van Buyten, Demel, Atouba, Barbarez, Beinlich, Jarolim und viele andere. In dieser Mannschaft konnte ich zwischen all diesen harten Typen mein Spiel durchziehen und mich immer auf die Kollegen verlassen. Als ich nach vier Jahren zurückkam, war es etwas anders. Wir waren jetzt nicht mehr oben dabei, sondern kämpften um den Klassenerhalt. Und auch das Spiel hatte sich geändert, wir hatten viel weniger Ballbesitz. Die erste Saison war ziemlich gut, am Ende wurden wir irgendwie Siebter, aber danach wurde es immer schwieriger. Es ging nur noch um die Existenz in der Bundesliga. ich kann auch nicht wirklich erklären, warum wir es nicht mehr geschafft haben, uns dauerhaft zu stabilisieren. In meiner ersten Phase hatten wir auch Krisen, waren mit „Dolly“ (Thomas Doll, Anm. d. Red.) zeitweise Letzter, dann kam Huub Stevens und es ging wieder leicht hoch.
Trotz allem scheinen sich ja viele Fußballer und Funktionäre beim HSV und in Hamburg total wohl gefühlt zu haben. Warum eigentlich?
Es ist ein besonderes Gefühl, in dieser Stadt zu leben. Mit den Leuten um die Mannschaft herum habe ich mich super verstanden, zum Beispiel mit Teammanager Marinus Bester oder Pressechef Jörn Wolf. Wir haben uns einfach gefunden. Und Doll hat mich als Trainer richtig geschätzt, er war der ideale Mann zu dieser Zeit. Wenn du dann auch noch Erfolg hast, lieben dich die Leute.
Warum ausgerechnet Doll?
Er war auch Zehner. Er hat mein Spiel verstanden und viel mit mir gesprochen. Aber ich hatte viele gute Trainer: Stevens, Fink, van Marwijk.