Emre Can, Sie sind seit knapp einem Jahr in Eng­land. Wie kommen Sie mit dem Links­ver­kehr zurecht?
Ach, das ist kein Pro­blem. Nach zwei bis drei Tagen hat man das raus. Das Schwie­rigste am Anfang war die Situa­tion im Kreis­ver­kehr, weil man dann eben links raus­fährt.

Es heißt, dass neue Spieler in Eng­land vor dem Team singen müssen. War das bei Ihnen auch so?
Nein, ich musste das zum Glück nicht machen. Ich habe ledig­lich meine Mann­schafts­ka­me­raden zum Essen ein­ge­laden.

Wie funk­tio­niert die Ver­stän­di­gung?
Ich habe zwei bis dreimal in der Woche Eng­lisch­un­ter­richt und mache da sprach­lich schon sehr große Fort­schritte. Die wich­tigen Fuß­ball­vo­ka­beln habe ich sowieso schon drauf.

Welche sind das?
Zum Bei­spiel sagst du hier If you need“, wenn du frei­stehst und dein Mit­spieler den Ball am Fuß hat. Wenn ein Spieler abklat­schen lassen soll, heißt es ein­fach nur bounce“. Solche Sachen, ein­fache, schnelle Rufe.

In Liver­pool müssen Sie nicht nur Eng­lisch lernen, son­dern auch den Scouser-Slang.
Ja, das ist schon etwas anderes, viel­leicht ver­gleichbar mit dem baye­ri­schen Dia­lekt in Deutsch­land. Aber auch da gibt mir mein Lehrer einiges mit auf den Weg und natür­lich die Mit­spieler in der Kabine. Ich bin meis­tens in der Kabine oder bei Aus­wärts­fahrten mit den jün­geren Spie­lern wie Raheem Ster­ling zusammen.

Welche Begriffe haben die Kol­legen Ihnen bei­gebracht?
Lad“ – heißt so etwas wie Kol­lege. Und: That’s boss“ bedeutet Das ist gut“. Das mal nur so als zwei Bei­spiele. Ins­ge­samt benutzen die Leute hier mehr Schimpf­wörter als in Deutsch­land (Lacht.)

Wie war die Umstel­lung für Sie von der Bun­des­liga zur Pre­mier League?
Die Pre­mier League ist für mich die beste Liga der Welt. Das ist vor allem eine phy­si­sche Her­aus­for­de­rung. Das Pres­sing wird zu 100 Pro­zent vom Team durch­ge­zogen, der Ball läuft schneller, es gibt mehr Zwei­kämpfe. Ins­ge­samt geht es in Eng­land härter zur Sache, der Schieds­richter lässt mehr laufen.

Wie sind Sie mit dieser Her­aus­for­de­rung umge­gangen?
Ich gehe regel­mäßig in den Kraft­raum, weil ich das für mein Spiel brauche. In der Bun­des­liga dachte ich, dass ich schon gut gebaut bin. Dann stand ich in Eng­land plötz­lich Spie­lern mit einer unglaub­li­chen Statur gegen­über. Da dachte ich nur: Oh, oh“ Aber jetzt kann mich keiner mehr erschre­cken.

Selbst nicht Spieler mit den Maßen von Tim Wiese?
Auch der wäre jetzt kein Pro­blem mehr (Lacht.)