Innerhalb eines halben Jahres wurde Emre Can zum Stammspieler und Publikumsliebling in Liverpool. Kann er nun auch die deutsche U21 zum EM-Titel führen?
Emre Can, Sie sind seit knapp einem Jahr in England. Wie kommen Sie mit dem Linksverkehr zurecht?
Ach, das ist kein Problem. Nach zwei bis drei Tagen hat man das raus. Das Schwierigste am Anfang war die Situation im Kreisverkehr, weil man dann eben links rausfährt.
Es heißt, dass neue Spieler in England vor dem Team singen müssen. War das bei Ihnen auch so?
Nein, ich musste das zum Glück nicht machen. Ich habe lediglich meine Mannschaftskameraden zum Essen eingeladen.
Wie funktioniert die Verständigung?
Ich habe zwei bis dreimal in der Woche Englischunterricht und mache da sprachlich schon sehr große Fortschritte. Die wichtigen Fußballvokabeln habe ich sowieso schon drauf.
Welche sind das?
Zum Beispiel sagst du hier „If you need“, wenn du freistehst und dein Mitspieler den Ball am Fuß hat. Wenn ein Spieler abklatschen lassen soll, heißt es einfach nur „bounce“. Solche Sachen, einfache, schnelle Rufe.
In Liverpool müssen Sie nicht nur Englisch lernen, sondern auch den Scouser-Slang.
Ja, das ist schon etwas anderes, vielleicht vergleichbar mit dem bayerischen Dialekt in Deutschland. Aber auch da gibt mir mein Lehrer einiges mit auf den Weg und natürlich die Mitspieler in der Kabine. Ich bin meistens in der Kabine oder bei Auswärtsfahrten mit den jüngeren Spielern wie Raheem Sterling zusammen.
Welche Begriffe haben die Kollegen Ihnen beigebracht?
„Lad“ – heißt so etwas wie Kollege. Und: „That’s boss“ bedeutet „Das ist gut“. Das mal nur so als zwei Beispiele. Insgesamt benutzen die Leute hier mehr Schimpfwörter als in Deutschland (Lacht.)
Wie war die Umstellung für Sie von der Bundesliga zur Premier League?
Die Premier League ist für mich die beste Liga der Welt. Das ist vor allem eine physische Herausforderung. Das Pressing wird zu 100 Prozent vom Team durchgezogen, der Ball läuft schneller, es gibt mehr Zweikämpfe. Insgesamt geht es in England härter zur Sache, der Schiedsrichter lässt mehr laufen.
Wie sind Sie mit dieser Herausforderung umgegangen?
Ich gehe regelmäßig in den Kraftraum, weil ich das für mein Spiel brauche. In der Bundesliga dachte ich, dass ich schon gut gebaut bin. Dann stand ich in England plötzlich Spielern mit einer unglaublichen Statur gegenüber. Da dachte ich nur: „Oh, oh“ Aber jetzt kann mich keiner mehr erschrecken.
Selbst nicht Spieler mit den Maßen von Tim Wiese?
Auch der wäre jetzt kein Problem mehr (Lacht.)