Herr Dr. Tantow (Landessparkasse Braunschweig), fünf Braunschweiger Unternehmen haben viel Geld in die Hände genommen, um den Stadionnamen des Eintracht-Stadions zu schützen. Gehören Sie zu den letzten Fußball-Romantikern in Deutschland?
Nein, wir sind keine Romantiker. Uns ging es in erster Linie um die Stärkung der Eintracht. Wir wollen die Mannschaft von Eintracht Braunschweig unterstützen, das ist die wichtigste Motivation, die hinter diesem Projekt steht. Die fünf Unternehmen, die sich zusammen gefunden haben, um den Namen Eintracht-Stadion längerfristig zu sichern, sind ja ohnehin sehr stark im sonstigen Sponsoring der Eintracht aktiv. Für uns war es ein logischer Schritt.
Wie funktioniert dieser Plan, der im deutschen Fußball in dieser Form bisher einmalig ist?
Es war ganz wichtig, dass sich die Stadt als Besitzer des Stadions bereit erklärt hat, auf die von den Unternehmen aufgebrachte Summe zu verzichten und sie direkt an den Verein weiterzugeben. Nur so konnte das überhaupt funktionieren.
Von welcher Summe reden wir da?
Die Unternehmen zahlen Eintracht Braunschweig in den nächsten drei Jahren rund eine Viertel Million Euro pro Saison. Sollte Braunschweig aufsteigen, würde sich diese Summe sicher noch einmal erhöhen. Da wir alle Eintracht-Anhänger sind, würden wir von dem Verein, sollte er wirklich plötzlich aufsteigen, natürlich nicht verlangen, dass er die Stadionrechte weiterhin für relativ kleines Geld an uns abtritt.
Wann ist die Idee gereift, den Namen in Braunschweig zu behalten und dafür auch viel Geld auszugeben?
Die Stadt hatte in den letzten zwei Monaten die Vergabe der Namensrechte ausgeschrieben. Natürlich haben sich mehrere Unternehmen beworben, die auch in dem Sponsoren-Pool der Eintracht sind. Eben auch die Landessparkasse, BS/ENERGY und Volkswagen. Und irgendwann hat sich Christoph Schulz, der Vorstandsvorsitzende der Landessparkasse, an sein Telefon gehängt und alle nacheinander abtelefoniert und den Vorschlag unterbreitet, daraus etwas Gemeinsames zu machen.
Das Stadion hätte jetzt also auch BS/ENERGY-Arena heißen können?
Ja. Aber das hätte eben keiner so recht gewollt. Wir sind alles Traditionsunternehmen aus Braunschweig. Da kommt jetzt kein Konzern von außen und kauft einfach den Namen des Stadions. Das hätte hier niemandem gefallen. Wir wollten einfach nicht, dass unser Stadion plötzlich Krombacher-Arena oder so heißt.
Nun heißt das Stadion erst einmal Eintracht-Stadion Und alle scheinen glücklich in Braunschweig. Könnte diese Idee Schule machen?
Das sollte sie sogar! Es ist ja eine ganz besondere Innovation im Fußballsponsoring, die hoffentlich viele Nachahmer findet. Das würde, glaube ich, auch den Fans gefallen. Da heißt das mal Veltins-Arena, dann wieder anders. Das macht doch eh auf Dauer kein richtiger Fan mehr mit.
Aber glauben Sie ernsthaft, dass so etwas auch bei größeren Bundesligavereinen wie etwa Schalke oder dem HSV möglich ist?
Man kann es sich nur wünschen. Als AOL damals die Rechte am Volksparkstadion erworben hat, habe ich bereits gedacht, die wären doch gut beraten gewesen, hätten sie das Stadion Uwe-Seeler-Stadion genannt.
Dann hätte es aber kein Geld von AOL gegeben.
Man hätte das anders aufziehen müssen. AOL hätte die Rechte kaufen – und dann das Stadion in Uwe-Seeler-Stadion umbenennen müssen. Das hätte man nie geändert, und man hätte immer die Verbindung gehabt: das Unternehmen, das dies möglich gemacht hat, war AOL.
Sie meinen also, die Unternehmen könnten mit einem Stadion für sich Werbung machen, ohne dass ihr Name über dem Osttor prangt?
Ganz genau. Jeder Fan weiß doch dann, dass dieses Unternehmen diesen speziellen Namen möglich gemacht hat. Der Werbewert dabei ist subtiler und auf den ersten Blick vielleicht auch geringer, aber der Imagegewinn für das Unternehmen ist dabei umso höher. Für uns wird sich das »Eintracht-Stadion« auf lange Sicht bezahlter machen, als wenn wir das jetzt Landessparkassen-Park genannt hätten.