Das Leben als HSV-Fan ist kein einfaches. Jetzt könnte die Mannschaft auch noch den Aufstieg verspielen. Wie fühlt sich das an? Und wie reagieren die Fans auf die Aktion von Lewis Holtby? Wir haben beim Abteilungsleiter der HSV-Supporters, Timo Horn, nachgefragt.
Timo Horn, der Hamburger SV hat seit dem Stadtderby gegen den FC St. Pauli in der Liga kein Spiel mehr gewonnen und steht nach der 0:2‑Niederlage bei Union Berlin nur noch auf Platz vier. Was empfinden Sie in der aktuellen Situation?
Nach dem Derby hatten wir einen komfortablen Vorsprung, den wir nun leichtfertig verspielt haben. Ernüchterung ist aktuell das treffendste Wort. Aber wir HSV-Fans kennen uns ja auch selber und spätestens am nächsten Spieltag werden wir wieder im „Jetzt erst Recht“-Modus sein
Wie ist die Stimmung bei den Fans in der Kurve?
Nach dem Abpfiff an der Alten Försterei war es schon sehr still und nachdenklich in der Kurve.
Der HSV wurde mit großer Euphorie in die Zweitklassigkeit begleitet und verliert sich inzwischen schon wieder in Tristesse. Welche Konsequenzen drohen im Falle eines Nichtaufstieges? Ist die Geduld der Fans irgendwann aufgebraucht?
Ich weiß nicht, ob Euphorie das richtige Wort ist für die Stimmung, die im Sommer um den Verein herum zu spüren war. Erlösung trifft es für mich eher. Aber es gab tatsächlich so etwas wie eine Aufbruchstimmung. Aber: Wir in Hamburg sind entgegen dem nachgesagten Naturell beim Fußball sehr emotional. Was heute Tristesse ist, kann morgen schon wieder Euphorie sein. Warten wir einfach mal das Saisonende ab.
Gibt es für die aktuelle Krise eigentlich irgendeine plausible Erklärung?
Da bin ich sicher der falsche Ansprechpartner, weil ich viel mehr Fan bin als Experte. Aber es scheint schon so, als dass wir unser Spiel, mit dem wir im Herbst sehr erfolgreich waren, nicht mehr durchdrücken können.
Was halten Sie von der Diskussion um Trainer Hannes Wolf? Hätte der HSV Christian Titz behalten sollen?
Ich halte die Diskussion, ob man Christian Titz hätte behalten sollen, für überflüssig. Vielleicht wären wir mit einem anderen, vorherigen Trainer gar nicht erst abgestiegen? Wir sollten uns nicht an dem abarbeiten was war, sondern über das nachdenken, was kommt.
Wie stehen Sie generell zu Personaldiskussionen? Der HSV hat in den vergangenen Jahren auf sämtlichen Ebenen Führungskräfte ausgetauscht, wirklich besser geworden ist es dadurch aber nicht.
Kontinuität nur um der Kontinuität willen macht wenig Sinn. Aber wenn man von seinem Personal überzeugt ist, dann muss man auch in Krisen zusammenhalten. Am Ende darf es nie um Personen gehen, der Verein ist es, um den es sich drehen muss.
Was denken Sie über die Mannschaft? Fehlt es den Spielern an der richtigen Einstellung?
Die Mannschaft ist vielleicht die jüngste im deutschen Profifußball. Zumindest gehört sie zu den jüngsten. Die meisten Spieler stehen am Anfang der Karriere und haben dadurch automatisch noch viel Luft nach oben. Am Kampf und Willen liegt es aus meiner Sicht nicht.