Bernd Dreher
Seit 2009 Torwarttrainer beim FC Schalke
Man fragt mich immer wieder gerne, welchem Torhüter der Fußball- Geschichte Manuel am nächsten käme, welchen Stil er übernommen habe. Darauf kann ich immer nur mit einer kleinen Geschichte antworten: Als ich beim FC Bayern Michael Rensing trainierte, versuchte der im Training und im Spiel sein Vorbild Oliver Kahn zu imitieren. Er wollte genauso spielen, wie Kahn. Das konnte nicht gut gehen. Also sagte ich zu Michael: „Du darfst dich nicht an Olivers Stil orientieren, du musst dein eigenes Ding machen! Du wirst nie wie Oliver Kahn sein, aber Oliver Kahn auch nie wie Michael Rensing.“ Leider hörte er damals nicht auf mich und bekam dafür die Quittung. Inzwischen hat er sein Torwartspiel gefunden und er hat damit Erfolg.
Bei Manuel Neuer musste ich mir nie Sorgen machen: Er hat schon immer sein eigenes Ding durchgezogen und das ist auch gut so. Denn einen besseren Torwart gibt es momentan nirgendwo. Seine größte Stärke – die Abwürfe – sind für mich und vielleicht auch für ihn selbst ein Geheimnis. Es ist erstaunlich, woher die Power kommt, mit denen er die Bälle zielgenau bis weit über die Mittellinie schleudert. Er vermutet, dass es von früheren Spielen in der Halle kommt, weil er dort immer mit weiten Abwürfen agieren musste. Ich denke, es liegt auch an der Hebelwirkung dank seiner unglaublich langen Arme.
Was ich neben seinen anderen Talenten ebenfalls bemerkenswert finde, sind seine Abschläge. An guten Abschlägen erkennt man die Intelligenz des Torhüters. Braucht es einen langen und hohen Abstoß? Soll er den Ball werfen oder doch besser auf den Boden legen und dann nach vorne schießen? Oder reicht einfach der Flachpass zum Nebenmann? Manuel hat sich durch jahrelanges Training sämtliche Abschlagvarianten angeeignet und vor allem weiß er immer ganz genau, wie er zu reagieren hat. Dazu braucht es Sicherheit und Gedankenschnelligkeit und diese Fähigkeiten machen Manuel zu einem sehr sehr kompletten Torwart.
Oliver Reck
Torwarttrainer beim FC Schalke von 2004 bis 2009
Viele wissen das nicht, aber Manuel Neuer ist nicht nur ein guter Fußballtorwart – er spielt auch perfekt Tennis! Ich bin mir sicher, dass er auch als Tennisspieler eine steile Karriere hätte starten können, zum Glück hat er sich für den Fußball entschieden. Und nicht nur das: Er spielt auch super Basketball oder Volleyball. Sein Ballgefühl ist enorm und fester Bestandteil seines Könnens. Manuel hat als junger Torwart alles mitgebracht, was es an Talenten brauchte: er hat ein fantastisches Stellungsspiel, steht meistens richtig, ist reflexstark und weiß auch, wie er sich in seinem Strafraum angemessen präsentiert. Das ist wichtig als Torhüter, du musst den Gegenspielern vermitteln können: Ich lasse heute keinen Ball durch. Diese Aura hat er sich bereits mit 25 Jahren angeeignet und das ist schon aller Ehren wert.
Was die Arbeit als Torwarttrainer leicht macht: Manuel ist extrem wissbegierig, er will immer etwa Neues lernen und das Gelernte in die Praxis umsetzen. Viele werden sich an die Diskussion vor ein paar Jahren erinnern, als Fußball-Deutschland sich gefragt hat, wer wohl besser ist: Jens Lehmann oder Oliver Kahn. Die beiden waren komplett unterschiedliche Keeper – Lehmann konnte super mitspielen und war großartig im Abfangen hoher Bälle; Kahn war eine Sensation auf der Linie und strahlte zeitweise den Nimbus der Unbesiegbarkeit aus. Ich sage: Manuel Neuer vereint die Fähigkeiten von Lehmann und Kahn in einer Person.
Er ist längst auf einem Level, den ich selbst nie erreicht habe. Jetzt ist er auch noch bei einem europäischen Topklub und kann dort seine Erfahrungen sammeln. Aber wenn ich es mir genau überlege: Was soll er denn noch besser machen?