Die Dortmunder Gewalt gegen Leipziger Anhänger war entsetzlich. Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Was sagen die Betroffenen und die Polizei? Wir haben uns umgehört und Überraschendes erfahren.
Trotz der Gemengelage war die Ampel der Dortmunder Polizei auf Gelb und nicht auf Rot. „Uns war die durchgehende Ablehnung des Vereins bekannt, aber bislang gab es immer nur Gewalt gegen Sachen“, sagt Weigandt. Sie bezieht sich auf die Blockade des Mannschaftbusses beim Gastspiel in Köln.
In Leipzig, sagt die Sprecherin, gäbe es „keine festinstallierte Ultraszene, die dem BVB feindschaftlich gegenübersteht.“ Auch das habe man bewertet. „Wir können nur das zur Beurteilung herannehmen, was uns im Vorfeld bekannt ist und haben die Bewertung anhand der uns vorliegenden Erkenntnisse getroffen.“
Anfangs passiert nicht viel
„Die Polizei muss Fans auch vor Gefahren und Übergriffen anderer Fans schützen“, sagt Andreas Hüttl, ein Fananwalt aus Hannover. Er zeigt sich verwundert über die geringe Zahl an Einsatzkräften.
Auf dem Weg vom Bahnhof in Richtung Nordtribüne passiert nicht viel. Fans werden angepöbelt, beleidigt. Der Leipziger Blog RB Fans nennt es „gewohnt“ und also nicht der Rede wert.
Aggressiv, ohne Differenzierung
Auf der Strobelallee hingegen eskaliert es dann. Die Polizei hat dorthin Einsatzkräfte nach Erkenntnissen „in der Vorspielphase“ verschoben. Mannschaftsbus der Leipziger wird umgeleitet, um Übergriffe zu vermeiden. Bislang ging Gewalt nur gegen Sachen. Doch jetzt ist es anders.
Aus der Gruppe heraus werden die Leipziger attackiert. Ein Fan geht zu Boden, Flaschen fliegen, Pyros und Steine auch. Eine Getränkekiste verletzt einen Polizisten, sagt die Dortmunder Polizei. „Es ging sofort los. Aggressiv, ohne Differenzierung. Sie sind auch auf Kinder draufgegangen“, sagt Frank, der Leipzig-Fan. „Ich hätte es überall erwartet, aber nicht in Dortmund.“
Die Polizei zeigt sich überrascht
Damit steht er nicht alleine. Pressesprecherin Weigandt sagt: „Dass auch das Umleiten des Buses zu einem derartigen Gewaltausbruch gegen Personen führt, damit haben wir nicht gerechnet.“
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hält den Ball auf dem Boulevard vorsorglich flach. Der Leipziger Oberbürgermeister erwartet ein „hartes Durchgreifen gegen diese Nicht-Fans des BVB“, der sportpolitische Sprecher der Linkfraktion im Bundestag, André Hahn, fordert eine „entschiedene Auseinandersetzung mit den gewalttätigen und zum Teil rechtsextrem eingestellten Fan-Gruppen.“
Die Situation ist definitiv außer Kontrolle geraten. Das Verhalten der gewalttätigen Teile der Dortmunder Fans ist beschämend. Mit einem anderen Sicherheitskonzept hätte man es vielleicht zumindest diesmal verhindern können.