Als 15-Jähriger musste Massimiliano Natalucci die Heysel-Katastrophe mitansehen, nun überlebte er die Anschläge im „Le Bataclan“. Hier ist seine unglaubliche Geschichte.
Am vergangenen Freitagabend, dem 13. November, trafen Italien und Belgien im frisch renovierten „King Baudouin Stadion“ in einem Freundschaftsspiel aufeinander. In Minute 39 rollte der Ball über den Platz, wurde immer langsamer und kam dann zum stehen, während die Spieler und 40.000 Zuschauer zu applaudieren begannen und so den Opfern einer Tragödie zu gedachten, die nun 30 Jahre zurückliegt. Auf der Anzeigetafel erschienen die Namen der 39 Opfer, größtenteils italienische Fußballfans, einer nach dem anderen.
An genau diesem Ort – damals noch als Heysel bekannt – hatten am 29. Mai 1985, kurz vor Spielbeginn des Europapokalfinals zwischen Juventus und Liverpool englische Hooligans einen Zaun eingerissen, um den angrenzenden Block „Z“ zu stürmen, in dem die Juve-Fans standen. Beim Versuch der Italiener zu entkommen, stürzte eine Wand ein und riss 39 Menschen in den Tod, 600 weitere wurden verletzt. Die Uefa sperrte englische Klubs für fünf Jahre von sämtlichen europäischen Wettbewerben.
Massimiliano Natalucci ist einer der Überlebenden
Unter den fassungslosen Zuschauern im Heysel war auch Massimiliano Natalucci, ein erst 15-jähriger Juve-Fan aus Senagillia, der mit seinem Vater und seinem Onkel zum Endspiel gereist war, um sein erstes Fußballspiel im Ausland zu sehen. Vom gegenüberliegenden Tribüne aus musste Massimiliano die gesamte Tragödie mit ansehen, so wie Millionen Menschen sie vor dem Fernseher verfolgten, darunter auch seine Familie in Senagillia, krank vor Sorge, ob er zu den Opfern gehörte. Massimiliano Natalucci ist einer der Überlebenden von Heysel.
Als am vergangenen Freitag im King Baudouin der Ball rollte, spielten in Paris die Eagles of Death Metal in der berühmten Konzerthalle „Le Bataclan“ vor 1500 Fans. Plötzlich stürmten drei Terroristen das Konzert und griffen die Gäste des Konzerts an. Sie erschossen 89 Menschen und verwundeten hunderte andere. Unter den Fans stand, mittlerweile 45 Jahre alt, auch Massimiliano Natalucci, und wieder überlebte er, nur leicht verwundet durch einen Streifschuss am Bein. Seine Begleitung wurde in die Schulter getroffen und musste noch am Samstag operiert werden, aber auch sie überlebte. Wie viele andere dachte auch Natalucci zu Beginn, die Schüsse seien Tel des Konzerts, so sein Vater gegenüber Journalisten. Massimiliano und seine Begleiterin waren nur wenige Meter von einem der Terroristen entfernt, als die französische Spezialeinheit das Gebäude stürmte.
Glück? Schicksal? Zufall? Nataluccis Schwester sagte später, ihr Bruder wurde als Achtjähriger von Papst Johannes Paul geküsst, auf dem Petersplatz in Rom, und dass sie glaube, dass dies ihn zweimal vor Schlimmerem beschützt habe.