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Manchmal liegen Sport und Politik eben doch nahe bei­ein­ander. In diesem Fall trennten läp­pi­sche sieben Kilo­meter das Mos­kauer Lush­niki-Sta­dion und jenen Ort, an dem Russ­lands Regie­rende weit­rei­chende Maß­nahmen beschlossen hatten. Nein, es ging vor­erst nicht um die Anne­xion der Rest-Ukraine, son­dern nur“ um Innen‑, genauer gesagt: Finanz­po­litik. Die Mehr­wert­steuer müsse 2019 von 18 auf 20 Pro­zent ange­hoben werden, teilte Minis­ter­prä­si­dent Dmitri Med­wedew bei einer Kabi­netts­sit­zung mit. Russ­lands Finanz­mi­nister Anton Silu­anow erhoffe sich dadurch jähr­liche Zusatz­ein­nahmen von 600 Mil­li­arden Rubel (gut acht Mil­li­arden Euro), wie die rus­si­sche Pres­se­agentur Interfax später nach­reichte.

Steuern und Ren­ten­ein­tritts­alter erhöht

Die Müt­ter­chen in Russ­land müssen den Gürtel also enger schnallen, weil Väter­chen Staat den Rubel hem­mungslos zum Fenster hinaus rollen lässt. In der Tat sind Russ­lands Staats­ge­schäfte unver­schämt teuer. Da wären zum Bei­spiel: der Syrien-Krieg an der Seite von Macht­haber Assad, der Ukraine-Kon­flikt und natür­lich die mit geschätzten zwölf Mil­li­arden Euro teu­erste Fuß­ball-Welt­meis­ter­schaft aller Zeiten (Putin: Eine WM für die Men­schen“). Nun kur­siert dieser nette Polit-Witz im rie­sigen rus­si­schen Reich, der frei über­setzt etwa so lautet: Unsere Stra­tegie für die Welt­meis­ter­schaft ist ganz ein­fach. Um sport­lich etwas zu schaffen, müssen unsere Spieler – man­gels fuß­bal­le­ri­scher Klasse – die Ärmel hoch­krem­peln. Um das Tur­nier finan­ziell zu bewäl­tigen, müssen unsere Poli­tiker – man­gels finan­zi­eller Masse – die Steuern hoch­schrauben.“

Die wirt­schaft­liche Situa­tion des gewal­tigen Reichs, das ließ Putin gleich nach dem pom­pösen Antritt seiner neuen Amts­zeit durch­bli­cken, ist wirk­lich bescheiden. Haupt­gründe sind die am Boden lie­gende Indus­trie des Landes, die inter­na­tio­nalen Sank­tionen gegen Putin & Co., der Rubel-Wert­ver­fall in den ver­gan­genen Jahren und die nied­rigen Welt­markt­preise für Gas und Öl. Letz­tere sind übri­gens die ein­zigen rus­si­schen Export­schlager. Ange­sichts dieser desas­trösen Lage beschloss der Gesetz­geber kurz vor WM-Beginn eine wei­tere ein­schnei­dende Ände­rung, die dem Staat erheb­liche Kosten sparen soll: Erst­mals seit 80 Jahren wurde das Ren­ten­alter in Russ­land her­auf­ge­setzt – für Frauen von 55 Jahren bis 2034 schritt­weise auf 63 Jahre, für Männer von 60 Jahren bis 2028 schritt­weise auf 65 Jahre.

Alles beim Alten

Zwar hatten rus­si­sche Reform­po­li­tiker seit langem eine Anhe­bung des Ren­ten­al­ters gefor­dert, weil ihre Lands­leute im inter­na­tio­nalen Ver­gleich viel zu kurz arbeiten. Die meisten Senioren in Russ­land malo­chen jedoch weit über den for­mellen Pen­si­ons­ein­tritt hinaus, weil ihre gesetz­liche Rente nicht mal zum Über­leben aus­reicht. Inso­fern, könnte man sar­kas­tisch anmerken, bleibt eh alles beim Alten.