Am Sonntag beginnt die Amputierten-Fußball-WM in Mexiko. Wir sprachen mit Nationalmannschaftskapitän Lars Wurst über eine Spende vom BVB und wie man mit Krücken lange Bälle schlägt.
Lars Wurst, der 1. AFC ist der einzige Amputierten-Fußballklub Deutschlands und dadurch gleichzeitig die Nationalmannschaft – wie organisieren Sie sich?
Wir haben wechselnde Trainingsstandorte mit rund 26 aktiven Spielern. Wir trainieren mal in Brandenburg, in der Nähe von Stuttgart oder in Melsungen in Nordhessen. Dadurch hatten wir gehofft, dass jedes Mal vielleicht ein paar Neue mit dazukommen, das funktioniert aber aufgrund der langen Fahrstrecken doch nicht. Deswegen versuchen wir jetzt eine Liga mit drei, vier Teams auf die Beine zu stellen. So könnten wir uns deutschlandweit besser aufteilen und gegeneinander kicken und es würden vielleicht eher ein paar Neue mit dazukommen.
Wie sind Sie zum Amputierten-Fußball gekommen?
Ich hatte 2005 mit 28 Jahren einen Motorradunfall, bei dem ich mein linkes Bein verloren habe. Danach dachte ich: ‚Das kann ja nun nicht alles gewesen sein‘ und wollte leistungsbezogenen Sport machen. Daraufhin habe ich Speerwerfen in Wattenscheid trainiert. Darüber habe ich auf einer eigenen Webseite geschrieben und so hat mich 2008 Lothar Schacke, der Initiator des deutschen Amputierten-Fußballs, gefunden. Er erzählte mir von seinem Vorhaben den einbeinigen Fußball hierzulande zu etablieren und fragte mich, ob ich Lust hätte, mitzumachen. Und seit Sommer 2009 bin ich nun dabei.
Wie schlagen Sie mit nur einem Bein lange Querpässe?
Eigentlich wie mit zwei Beinen auch, nur dass man sich auf die Krücken stützen muss. Auf dem Feld macht man denn immer noch so einen Zwischenhopser. Das heißt, wenn man sprintet, stößt man sich mit dem Bein ab, dadurch fliegen die Krücken nach vorne und man hat so einen Hopser drin. Dadurch ist man immer einen Schritt schneller und schaltet quasi in den zweiten Gang.
Und wie hält Ihr Torwart gleichzeitig seine Krücken und die Bälle?
Die Torhüter beim Amputierten-Fußball haben immer zwei gesunde Beine, aber dafür nur einen Arm. Die Regeln sind so auch vom Weltverband vorgegeben. Wenn der Schlussmann mit Krücken und ohne Bein im Tor stehen würde, hätte der ja kaum eine Chance.
Am Sonntag beginnt die WM in Mexiko, wie hat sich Ihr Team darauf vorbereitet?
Wir haben uns einmal im Monat getroffen, meistens in Hoffenheim, und haben dort ein Mannschaftstraining gemacht. Zwischen den Trainings halten wir uns zu Hause mit Konditionstraining, Schwimmen und Radfahren oder schnellem Spazierengehen mit Krücken fit. Und ich trainiere auch zweimal die Woche bei einer Zweibeinermannschaft in Melsungen.
Wie geht das denn?
Punktspiele mache ich natürlich nicht mit und bei Sprintübungen sind die Jungs immer einen Schritt schneller, aber glauben Sie mal nicht, dass die da groß Rücksicht nehmen (lacht). Wir kicken zusammen und ich versuche so gut es geht mitzuhalten, das fordert mich und spornt mich an. Nur wenn wir über Hütchen springen müssen, mache ich mal eine Pause.
Warum haben Sie das Crowdfunding-Projekt „Stellt euch vor es ist Fußball-WM und Deutschland ist nicht dabei“ gestartet?
Das war unsere letzte Chance, Geld für die WM-Teilnahme zu sammeln und Gott sei Dank hat das geklappt! Bastian Schweinsteiger hatte uns ein Trikot von sich geschickt, was wir allerdings noch nicht versteigert bekommen haben. Borussia Dortmund spendete 10.000 Euro, sodass wir jetzt Geld genug haben, mit dem wir nicht nur zur WM fliegen, sondern auch nach dem Turnier weiter planen können.