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Seite 2: von Withington nach Old Trafford

Da ist zum einen das poli­ti­sche Kalkül der kon­ser­va­tiven Tory-Regie­rung. Die, so glaubt der Regis­seur Ken Loach, setze den Hunger als Droh­mittel gegen arme Fami­lien ein, sodass diese in den Nied­rig­lohn­sektor gezwungen werden, wo es weder Kün­di­gungs­schutz noch andere soziale Absi­che­rungen gibt. Da ist zum anderen das Pro­blem des Ras­sismus inner­halb der bri­ti­schen Gesell­schaft, denn die Anfein­dungen nach dem ver­lo­renen EM-Finale waren kein Ein­zel­fall. Eine Ana­lyse des Sport­wetten-Anbie­ters Pick­wise ergab, dass Rash­ford hinter dem NBA-Bas­ket­baller LeBron James der in den sozialen Netz­werken am zweit­häu­figsten belei­digte Sportler der Welt ist. Und dann ist da das Fuß­ball­ge­schäft. In Rash­fords Leben ist es durch das Old Traf­ford ver­kör­pert. Und auch wenn der Fuß­ball dem Jungen aus Man­chester einen Ausweg aus der Armut bot, so sind es die Ver­eine und Ver­bände, die sich nicht genug für gesell­schaft­liche Miss­stände ein­setzen und statt­dessen lieber kom­mer­zi­elle Inter­essen ver­folgen. So bean­tragten etwa der FC Liver­pool und Tot­tenham Hot­spur Corona-Hilfen für ihre Mit­ar­beiter, wäh­rend sie mit den eigenen Spie­lern über einen Gehalts­ver­zicht debat­tieren und gleich­zeitig Rekord­um­sätze ver­mel­deten. In Eng­land sollte eine Ligare­form zur Eta­blie­rung der Macht­ver­hält­nisse der großen fünf Ver­eine durch­ge­setzt werden, es folgten die Pläne zur euro­päi­schen Super League. Erst durch Pro­teste der klei­neren Ver­eine und der Fans konnten die Pläne schließ­lich abge­wendet werden.

Ich bin 42 Jahre älter als er, aber von diesem jungen Mann kann ich etwas lernen“

Marcus Rash­ford kennt beide Welten. Den kleinen Vorort, in dem er als dun­kel­häu­tiges Kind selbst auf Essens­marken ange­wiesen war, ganz weit weg vom großen Geschäft des Fuß­balls. Seit 2016, als er von der U18 von Man­chester United zu den Profis wech­selte, kennt er auch die Welt des Fuß­ball­ge­schäfts, in der es um viel Geld geht und er als Sportler ständig öffent­lich bewertet wird. Dabei ist er sich seiner ver­schie­denen Rollen bewusst und zeigt sich mit seinen Leis­tungen auf dem Platz auch selbst­kri­tisch. Nach dem ver­lo­renen Finale schrieb er auf Twitter: Ich kann den ganzen Tag Kritik an meiner Leis­tung ver­tragen, mein Elf­meter war nicht gut genug, er hätte rein­gehen sollen, aber ich werde mich nie dafür ent­schul­digen, wer ich bin und woher ich komme.“ Doch trotz seines Auf­stiegs zum Fuß­ball­star haben sich die Themen, die ihn in seinem Leben beschäf­tigen, nicht ver­än­dert. Es geht immer noch um Armut und Ras­sismus. Tommy Judge, der Bür­ger­meister von Man­chester, sagte über Rash­ford fol­gendes: Ich bin 42 Jahre älter als er, aber von diesem jungen Mann kann ich etwas lernen.“