Beim 1:6 gegen den FC Bayern war Eintracht Frankfurt chancenlos. Vor dem Super-Cup-Finale gegen Madrid stellt sich die Frage: Was will der Verein in diesem Jahr?
Es waren absurde Szenen nach Abpfiff: Sechs Gegentore hatte sich Eintracht Frankfurt zum Auftakt der Bundesligasaison gefangen. Und auch wenn der Rekordmeister FC Bayern München zu Gast gewesen war, in anderen Klubs hätte das genügt, um die Spieler am nächsten Tag an einen Kohlegrill zu stellen, damit sie dort reumütig ihre Unfähigkeit eingestehen und gegenüber aufgebrachten Fans Besserung geloben würden. Nicht so in Frankfurt. Und natürlich waren die Szenen weitaus weniger absurd vor dem Hintergrund, dass es sich beim ersten Saisonspiel auch um das erste Heimspiel seit dem Gewinn der Europa League gehandelt hatte.
„Europa-pokal-sieger“ hallte seit dem Anpfiff durch das Waldstadion. Fans hatten Nebelkerzen gezündet, den Sechzehner der Eintracht in weißen Rauch gehüllt, sodass den ersten Gegentreffer, der nach gerade einmal fünf Minuten fiel, nur die wenigsten Zuschauer gesehen haben dürften. Was die Bayern in der Folge abspulten, war nicht weniger als eine Machtdemonstration, bei der die Frankfurter brav Spalier standen. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Erkenntnis, die Kapitän Sebastian Rode so formulierte: „Wir wollten es weiter mit unserem Fußball versuchen, das ging heute schief.“ Tatsächlich liefen seine Teamkollegen immer wieder an, tappten immer wieder in die Fallen der Münchener. Dieses Spiel, das war allen nach einer halben Stunde klar, war gelaufen.
Während sich seine Mannschaftskollegen auf die neue Saison vorbereiten, hat Timo Baumgartl ganz andere Sorgen: Er muss sich nach einer Hodenkrebs-Erkrankung zurückkämpfen.
Nun ist das ein Umstand, der in der Bundesliga, wenn der Gegner FC Bayern heißt, durchaus kein Einzelfall ist. Rode meinte: „Vieles war heute nicht gut, aber mit der Qualität des Gegners kann das aber auch absolut passieren.“ Für Eintracht Frankfurt schmerzt der spürbare Unterschied dennoch. Immerhin tragen Mannschaft und Fans ein neues Selbstbewusstsein vor sich her, ganz besonders durch den triumphalen Europapokal-Lauf im Frühjahr. Dass der amtierende Europapokalsieger am ersten Spieltag der Saison vorgeführt wird – das dürfte es länger nicht gegeben haben. Und jetzt? Wartet ausgerechnet Real Madrid.
Nun ist der UEFA Super Cup auf einer Skala der wichtigsten Vereinstrophäen eher weiter unten anzusiedeln und doch könnte das Spiel gegen die Königlichen aus Madrid für die Eintracht erkenntnisreicher kaum sein. Denn nach der Sommerpause und einem ersten herben Dämpfer, nach einer Andeutung der eigenen Qualität gegen einen bisweilen überforderten Zweitligisten im DFB-Pokal, stellt sich für Eintracht Frankfurt die Frage: Was ist möglich in dieser Saison?