Wenn heute Mittag die 3. Liga zum Re-Start ansetzt, beginnt ein irres Wettrennen – und ein besonders gefährliches. Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was passiert?
Nach zweieinhalbmonatiger Pause beginnt auch die 3. Liga mit der Fortsetzung ihrer Saison. Vorangegangen war ein heftiger Streit zwischen den Vereinen und dem DFB. Bei einer Abstimmung Ende April hatten 10:8 Vereine bei zwei Enthaltungen für die sportliche Fortsetzung gestimmt. Anschließend führten jene Klubs, die sich für einen Abbruch aussprachen, immer neue Argumente ins Feld, weshalb die Saison nicht fortgesetzt werden sollte. Nach dem Bundesliga-Re-Start terminierte auch der DFB die Saison. Auf einem einberufenen DFB-Bundestag wurde mit klarer Mehrheit der Regional- und Landesverbände für die Fortsetzung gestimmt. Nun sind elf Spieltage in fünf Wochen geplant, immer im Drei-/Vier-Tagesrhythmus, damit die Saison zu Ende gebracht werden kann. „Es ist fast wie in der Champions League“, meinte Hachings Trainer Claus Schromm gegenüber liga3-online.de.
Warum hätte die Saison abgebrochen werden sollen?
Argumente hierfür gibt es viele. Einige sind leicht nachzuvollziehen. Zum einen sind die Spieler einem nicht unerheblichen Risiko ausgesetzt, sich während der Begegnungen mit COVID19 zu infizieren. Hinzu kommen finanzielle Bedenken. Weil Zuschauer weiterhin nicht zugelassen werden und somit Einnahmen ausbleiben, würde einigen die Insolvenz drohen. Dies machte zuletzt u.a. Mannheims Geschäftsführer Markus Kompp immer wieder deutlich. Hinzu kommen ungleiche Bedingungen beim Trainingsstart, weil einige Landesregierungen Training unter Profibedingungen nicht vorsahen. Weil u.a. das Stadion von Carl Zeiss Jena aktuell nicht den Hygienestandards entspricht, findet das Spiel gegen den Chemnitzer FC am Sonntag in Würzburg statt. Der Verein prüft, seine eigenen LED-Banden mitzunehmen, um Sponsoren zufrieden zu stellen.
Auf der eigenen Vereinshomepage äußerte sich derweil Münsters Präsident Christoph Strässer so: „Wir halten den Re-Start der 3. Liga für falsch.“ Nicht aus sportlichen Gründen, sondern aus „Gründen des Gesundheitsschutzes, der unverhältnismäßig hohen wirtschaftlichen Kosten und der Wettbewerbsverzerrung.“ Münster konnte die angekündigte dreiwöchige Vorbeitungszeit nicht ausschöpfen, unter anderem weil sich lange Zeit kein vorgeschriebener Hygienebeauftragter finden ließ.
Und sportlich?
Bahnt sich nun das vielleicht spannendste Aufstiegsrennen der Fußballgeschichte an. Zwischen dem Tabellenzweiten Waldhof Mannheim (44 Punkte) und dem Tabellenelften KFC Uerdingen (39 Punkte) liegen nur fünf Zähler. Innerhalb einer Woche kann jede Mannschaft ganz nach oben klettern – oder tief fallen. Mindestens zehn Vereine (Bayern München II ist nicht aufstiegsberechtigt) haben eine reelle Aufstiegschance. Der MSV Duisburg, der mit 47 Punkten die Tabelle anführt, gilt am ehesten als Aufstiegsfavorit.
In der unteren Tabellenhälfte hat der Zwölfte Viktoria Köln nur drei Punkte Vorsprung auf den FSV Zwickau, die aktuell den ersten Abstiegsplatz belegen. Abgesehen von Sonnenhof Großaspach und Carl Zeiss Jena, die nur noch Außenseiterchancen auf den Klassenerhalt haben, ist auch hier alles möglich. Jenas Teamchef René Klingbeil kommentierte trocken: „Wir nehmen den Irrsinn an.”