Manuel Neuer macht Urlaub, Toni Kroos rodet den Wald und Serge Gnabry ist jetzt bei Greenpeace. Die Einzelkritik zum deutschen Auftaktspiel gegen Frankreich beweist: Es war nicht alles schlecht. Aber vieles.
Manuel Neuer
Ein Spiel wie ein Kroatien-Urlaub: Nicht viel zu tun, bisschen nationales Liedgut singen und am Ende steht ein Eigentor. Hielt das Wenige, das zu halten war. Bot ansonsten Anlass zur Sorge: Keine Spur vom Reklamier-Arm. Lieber Manu, wenn Du reden willst: immerfuerdichda@11freunde.de. Auch auf kroatisch.
Matthias Ginter
Die Franzosen durften sich fühlen wie die deutsche Öffentlichkeit, denn Ginter spielte scheinbar wie unter dem Radar. Immer wieder störte er aus dem Nichts kommend die Angriffsbemühungen der Equipe Tricolore. Im Spielaufbau orientierte er sich häufig zu sehr in Richtung rechter Außenlinie, womit er Joshua Kimmich den Raum zur Entfaltung nahm. Greenpeace ermittelt.
Mats Hummels
Deckte zu Beginn der Partie allein mit seiner breiten Brust weite Teile des Spielfelds ab. Beim 0:1 dann völlig atypisch, weil: da sah er kacke aus, der Mats. Machte ansonsten eine ordentliche Partie, grätschte seine Geschwindigkeits-Nachteile einfach weg und scheiterte mit seiner Spieleröffnung am Kinderzimmer-Phänomen: nicht genug Raum.
Antonio Rüdiger
Fast so cheffig wie Mats Hummels. Strahlte auch in Ballbesitz eine unrüdigerhafte Ruhe aus. Funktionierte dabei ganz ordentlich im Zusammenspiel mit Robin Gosens. Oder wie man in Berlin Neukölln sagt: langweilig.
Robin Gosens
Auch Gosens begann, als hätte er Selbstbewusstsein gefrühstückt. Suchte immer die offensive Lösung, Doppelpässe und Wege in die Tiefe. Schade eigentlich, dass seine Mitspieler bis auf ein gut gemeintes „Viel Glück!“ wenig dazu beizutragen hatten.
Joshua Kimmich
Da redete sich halb Deutschland wochenlang darüber wund, wie unbedingt es den guten „Josh“ denn nun als Rechtsverteidiger braucht. Und dann das: Immer wieder Stellungsfehler in der Defensive, offensiv von Ginter isoliert, zudem von Havertz und Gnabry im Stich gelassen und vom Vereinskollegen Hernandez so sehr an die Kette genommen, dass Kimmich über eine Klage wegen Folter nachdenken dürfte. Zog gegen Ende der Partie immer mehr in die Mitte, einer urdeutschen Weisheit folgend: Kranplätze müssen verdichtet sein.
Toni Kroos
Falls Toni Kroos in der Zukunft einmal Urlaub in den Wäldern und dort eine Abholzung planen sollte und falls ihm dann ein übereifriger Forstwirtschaftler in die Parade fahren will („Ist mir egal wie dein Podcast heißt, ich will deinen Holzfäller-Führerschein sehen!“), sollte Kroos auf dieses Spiel verweisen, so wie er dort durchs Mittelfeld rodete. Stakste immer wieder mit seinen Gräten zwischen französische Gräten, dass man befürchten musste, der Ball brauche bald ein Heimlich-Maneuver. Auch super: die „Frisur“ hielt trotzdem. Nicht so super: Offensiv kam zu wenig Unterstützung durch Kroos.