Als Borussia Dort­mund im Sommer 2017 nach dem Abgang Thomas Tuchels einen neuen Trainer suchte, wurden drei Namen gehan­delt: Peter Bosz, Peter Stöger und Lucien Favre. Bald werden sich alle drei in Dort­mund ver­sucht haben. Nachdem Bosz und Stöger nur kurze Zeit beim BVB blieben, hofft der Verein nun, mit Favre eine lang­fris­ti­gere Lösung gefunden zu haben. Nach zwei stür­mi­schen Jahren soll Favre die Mann­schaft in ruhi­gere Gewässer führen.

Favre hängt seit jeher der Ruf an, ein tak­ti­scher Tüftler zu sein. Der Schweizer blüht auf, wenn er über Spiel­sys­teme und tak­ti­sche Details refe­rieren kann. Er ver­liert sich dann in detail­lierten Ana­lysen seines Sys­tems. Favres Fuß­ball merkt man diese Detail­ver­ses­sen­heit an.

Tro­cken­übungen, immer wieder

Der Schweizer mischt dabei viele ver­schie­dene Spiel­stile zu einem ganz eigenen Mix. Defensiv ver­langt er von seiner Mann­schaft, dass sämt­liche Spieler ihre Posi­tionen halten. Zu fast jeder Zeit stehen alle zehn Feld­spieler hinter dem Ball. Die Spieler müssen die defen­siven Abläufe per­fekt beherr­schen.

Favres Spieler müssen die Abstände zuein­ander in Tro­cken­übungen per­fek­tio­nieren: In Trai­nings­übungen ohne Gegner und ohne Ball ver­schieben sie von links nach rechts, von hinten nach vorne und wieder zurück. Wer nur wenige Meter zu weit von seinem Mit­spieler ent­fernt steht, erhält einen Rüffel von Favre.

Kein reiner Defen­siv­trainer

Den­noch wäre es falsch, Favre als reinen Defen­siv­trainer zu sti­li­sieren. Er legt großen Wert darauf, dass seine Mann­schaft auch das Spiel mit dem Ball beherrscht. Zu seiner Zeit bei Hertha BSC und in seinen ersten Jahren in Glad­bach bestand sein Offen­siv­spiel noch vor­nehm­lich aus schnellem Kon­ter­spiel.

In seinen spä­teren Jahren bei Glad­bach und in seiner Zeit in Nizza fügte Favre dem Ball­be­sitz­spiel seiner Teams immer mehr Finessen hinzu. Mitt­ler­weile kenn­zeichnet auch Favres Offen­siv­spiel eine feste Ord­nung, inner­halb der die Spieler zu agieren haben. Favre orches­triert genau, wann welche Spieler vor­zu­rü­cken haben. So hat auch das Ball­be­sitz­spiel teil­weise etwas Mecha­ni­sches, das jedoch immer wieder durch explo­sive Dribb­lings oder Läufe in den freien Raum auf­ge­löst wird. Favres Mann­schaften beherr­schen das Kunst­stück, das Tempo im rich­tigen Moment zu erhöhen.