Trotz der nächsten Niederlage kämpfen die Fans von Werder Bremen um Trainer Florian Kohfeldt. Warum das richtig ist – und trotzdem am Problem vorbeiführt.
Wie die Verletztenmisere zu erklären wäre, wissen die Bremer nicht. Sie haben im September einen Rasenexperten aus Belgien einfliegen lassen, um zu klären, ob der Untergrund Schuld sei – ohne Ergebnisse. Auffällig ist da schon eher, mit welch altem Kader Werder Bremen auftritt (oder eben nicht, das ist ja das Problem), wie langsam die Spieler sind und wie verletzungsanfällig.
Die Verantwortlichen um Sportdirektor Frank Baumann und die Fans wissen das. Umso einfacher fällt es ihnen zurzeit, an Florian Kohfeldt festzuhalten. Es sind eben äußere Umstände. Weshalb die Logik des Geschäfts, dass der Trainer am Ende immer Schuld ist, in Bremen nicht trägt. Nicht tragen soll. Ähnlich wie in Freiburg oder Paderborn (so wie früher unter Klopp in Mainz) soll und will der Verein unabhängig der Ergebnisse auf den Trainer setzen. Weil sich Kohfeldt als Werder-Fan stilisiert, könnte es klappen, dass sich auch hier eine „Wir gegen die“-Mentalität einstellt. Eine charmante Idee, allein: Während in Freiburg oder Paderborn ein Abstieg stets einkalkuliert wurde, wirkt es, als sei die aktuelle Situation für die Bremern – wo das Ziel im Herbst noch „Europapokal” hieß – ganz überraschend eingetreten.
Dabei scheint es, als hätten im Verein nur die wenigsten realisiert, dass der Klassenerhalt zum Ene-Mene-Miste-Spiel geworden ist. Wird es am Ende der Saison mindestens zwei Bundesligisten geben, die noch weniger Punkte als Werder auf dem Konto haben?
Anders ausgedrückt: Im Kampf um den Klassenerhalt ist Trainer Florian Kohfeldt kein Problem. Was wiederum für Werder Bremen die schlechteste Nachricht ist. Denn es gibt keinen Anlass, zu glauben, dass ein anderer Trainer aus dieser Mannschaft mehr herausholen würde. In der Viererkette müsste ein neuer Mann genauso improvisieren, der Abgang von Max Kruse wäre – auch aufgrund Füllkrugs Kreuzbandrisses – immer noch nicht kompensiert, der Kader bliebe so alt wie zuvor. Und wer die verbliebenen Spieler vor einer Woche in Düsseldorf gewinnen gesehen hat, kann auch nicht von einem zu behebenden Mentalitätsproblem sprechen.
Und so hatte Davy Klaassen gestern Abend in Augsburg recht: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Wir geben auf. Oder wir machen weiter.” Genau das ist das Problem.