Als Hertha BSC und der SC Paderborn auf den Platz kamen, traf der Tabellenletzte gegen den Vorletzten. Not gegen Elend also? Nein, es war noch schlimmer.
Nach dem Spiel erklärte der Trainer, seine Mannschaft habe Paderborn bewusst den Ball überlassen . Er habe seinem Team gesagt, „dass wir selbst nicht unbedingt den Ball haben müssen, sondern ihn Paderborn geben.“ Beziehungsweise: Lasst die mal machen, die können’s nämlich auch nicht. Eine Strategie, irgendwo zwischen Armutszeugnis und Genial. Für die Zuschauer bot sich ein müder Kick. Der trotz zweier schneller Tore nach der Pause nicht besser wurde.
Dass ein Flitzer in Unterhose gekleidet, der nach dem 2:0 aufs Feld lief, die gesamte Ordnerschaft in Berlin langen Schrittes zum Narren hielt und erst am Marathontor endgültig dingfest gemacht werden konnte, zu den sportlich Glanzlichtern des Nachmittags gehörte – das genügt, um zu wissen, wie schwach dieses Spiel war.
Um Sicherheit bemüht
Covic und Spieler wie Davie Selke und Marko Grujic waren bemüht darum, den Sieg als eifrig erkämpften Kollektiverfolg zu verkaufen, der nun den Druck rausnehmen und sicher Kräfte freisetzen würde, damit schon bald wieder attraktiverer Fußball gespielt werden könne. Nicht ausgeschlossen, schließlich wartet Hertha BSC mit Arne Maier noch auf den zweiten Jungstar, der aktuell verletzt fehlt. Covic sagte derweil Sätze wie: „Wir brauchen eine gewisse Sicherheit in unserem Spiel.“
Auf dem Platz hatte Hertha deshalb wie eine Ur-Berliner Kneipe agiert, die kurz vor der Insolvenz steht, und mit einem neuen Konzept Gäste locken will, indem sie einmal halbfeucht durchgewischt hatte und neben Berliner Weisse nun auch Bier der Schultheiss Brauerei anbietet. Im Ergebnis natürlich stimmig, ansonsten recht inspirationslos.
Dem Wachstum verpflichtet
Doch wie lange wird sich ein Investor wie Lars Windhorst diesen Fußball mitansehen in einer Stadt, die auch für die 43.588 potentiellen Wiederkehrer beim nächsten Heimspiel ausreichend Alternativen der Freizeitgestaltung bieten dürfte? „Wir sind dem Wachstum sozusagen verpflichtet“, sagte Ingo Schiller unter der Woche. Ob das mit Sicherheitsfußball und einem jungen Einzelkönner allein gelingt, dürfte unwahrscheinlich sein. Unwahrscheinlicher, als die Möglichkeit, dass die Hertha schon bald sehr viel Geld in die Hand nehmen wird.
Bis dahin sollten die Fans der Hertha besser geduldig in den Kneipen warten – und zwei große Bier bestellen.