Im Dezember 1997 trat Südafrikas Nationaltrainer überraschend zurück, obwohl er den Afrika-Cup gewonnen und die WM-Qualifikation geschafft hatte. Es soll an Geflügel gelegen haben.
Regelmäßige Leser dieser Rubrik werden sich vielleicht daran erinnern, dass wir vor etwas mehr als fünf Monaten einem Team begegnet sind, das angeblich mit einem Fluch belegt wurde, weil es einen Hexenmeister um dessen Lohn betrog.
Das klingt ein bisschen wie eine Geschichte von Clive Barker, dem englischen Horrorspezialisten, Autor und Regisseur von „Hellraiser“ und „Candyman“. Doch vielleicht ist so etwas in der Art tatsächlich einem anderen Clive Barker zum Verhängnis geworden, jedenfalls wenn man dem amerikanischen Journalisten Mark Zeigler glaubt.
Jener zweite Clive Barker wurde 1994 Nationaltrainer von Südafrika. Zwei Jahre später führte er das Team zu seinem größten Triumph, dem Gewinn der Afrikameisterschaft. Doch das Sahnehäubchen folgte noch. In der Qualifikation für die WM 1998 in Frankreich setzte sich Südafrika zunächst in einem Playoff gegen Malawi durch und erreichte so die Gruppenphase. Dort hießen die Gegner Kongo, Sambia und Zaire.
Südafrika unter Druck
Es begann nicht gut für Barkers Team, denn aus den ersten drei Spielen holte er bloß einen Sieg. Da nur der Gruppensieger zur WM fahren würde, war Südafrika schon stark unter Druck, als man am vierten Spieltag gegen Zaire antrat.
Die Partie fand Ende April 1997 in der Stadt Lomé in Togo statt, weil in Zaire die bewaffneten Auseinandersetzungen tobten, an deren Ende aus Zaire die Demokratische Republik Kongo wurde. Vor 7.000 Zuschauern ging Südafrika durch Doctor Khumalo in Führung (der übrigens so genannt wird, weil sein zweiter Vorname „Doctorson“ lautet), doch nur wenig später glich Zaire aus.
In der 66. Minute schlug Doctor Khumalo auf dem rechten Flügel ein paar Haken, dann flankte er mit links vors Tor. Am Elfmeterpunkt stieg Phil Masinga hoch und köpfte zum 2:1 ein. Danach mussten Barker und die Seinen noch mächtig um den Sieg zittern. So traf Zaires Landou Ndombasi in der Nachspielzeit nur den Pfosten den südafrikanischen Tores.
Magischer Sieg?
Jener Pfosten sah übrigens ganz normal aus. Das ist der Erwähnung wert, weil fünf Jahre später, im Juni 2002, Mark Zeigler für die Zeitung „San Diego Union-Tribune“ einen Artikel verfasste, in dem es hieß, die Sache wäre damals nicht mit rechten Dingen zugegangen.
„Südafrika sicherte sich bei der Qualifikation zur WM 1998 angeblich die Dienste eines gefeierten Juju-Mannes aus Togo“, schrieb Zeigler. Mit diesem Begriff ist ein Zauberer oder Hexenmeister gemeint. „Er schlachtete zwölf Hühner“, fuhr Zeigler fort, „mischte das Blut mit einigen anderen Substanzen und wies die Südafrikaner an, die Torpfosten der Gegner damit zu bestreichen.“