Der TSV 1860 München e.V. bietet seit diesem Sommer wieder Frauenfußball an. Verantwortlich dafür sind drei Löwen-Anhängerinnen – die ihre Liebe zum TSV jetzt endlich auch auf dem Platz zeigen können.
Doch genau diese Tatsachen untermalen: Beim TSV 1860 geht es nicht darum, sich in zehn Jahren überregional etabliert zu haben oder dem Stadtrivalen FC Bayern München das Wasser reichen zu wollen. Stattdessen werden grundlegende Torschusstechniken trainiert und Kondition aufgebaut. „Uns ist einfach wichtig, dass wir miteinander Sport machen können, dass wir zusammen Spaß daran haben. Und dass wir als Löwenfans für unseren Lieblingsverein den Löwen auf der Brust tragen können, das ist einfach so geil“, sagt Seemann. Dennoch zeigt sich mittlerweile bei allen Sportlerinnen der Ehrgeiz, ihre fußballerischen Fähigkeiten zu verbessern. Manche von ihnen gehen auch in ihrer Freizeit zusätzlich eine Runde Fußball spielen oder laufen.
Die Frage nach der Finanzierung war für die Damen des TSV 1860 auch rasch geklärt. Ebenso wie alle anderen Amateurmannschaften des Vereins finanzieren sich die Löwinnen vor allem über ihre Mitgliederbeiträge, vom offiziellen Ausrüster der Sechziger wurden Trainingsmaterialien bestellt. Der Einstieg in die A‑Klasse München, Bayerns unterster Spielklasse, bedeutet für den Club ebenfalls kaum finanziellen Mehraufwand. Anders als bei den Herrenteams bleiben zudem Spielerinnen im Regelfall auch bis in die Regionalligen unbezahlt. Neben unzähligen Spieler- und Traineranfragen haben sich außerdem etliche willige Sponsoren gemeldet, die ihre Hilfe angeboten haben.
Der Bayerische Fußball Verband entschied sich pandemiebedingt dazu, die Rückrunde der Saison 2019/20 bis zum Sommer 2021 zu beenden, anstatt eine Saison 2020/21 einzuleiten. Daher starten die Damen des TSV 1860 München erst im kommenden Herbst in den Ligabetrieb.
Die Umstände kommen allen sehr gelegen. Das Team kann sich einspielen, die Verantwortlichen können sich den To-Do-Haufen zu dritt vornehmen und auch vom Verein gibt es etliche Unterstützung. Ganz oben auf der Aufgabenliste der drei Frauen: die Trainersuche. Zur Zeit werden die Löwinnen von dem Vater einer Spielerin gecoacht. Mit seiner Trainererfahrung schafft er es, den Spagat zwischen den verschiedenen Leistungsniveaus auszubalancieren, außerdem bringt er Geduld mit und nimmt sich auch für Einzelkritiken Zeit. Da dies jedoch nur eine Übergangslösung darstellt, treffen sich Silke Dehling, Veronika Seemann und Hannah Conrad fast täglich mit potenziellen Kandidaten. „Es ist uns wichtiger, dass jemand sympathisch ist und zu uns passt, als dass er 17 Lizenzen und 48 Trainerschulungen vorweisen kann“, erklärt Seemann. Aus diesem Grund wurde auch die Position der Torwarttrainerin frühzeitig festgemacht. „Die hat gepasst wie die Faust auf’s Auge“, sagt Seemann. Dehling ergänzt: „Die geb’n ma nimma her“.
Michaela „Michi“ Vogel hatte sich per E‑Mail auf die Pressemitteilung der Löwinnen gemeldet. Aktuell steht sie noch beim Bezirksligisten SV Salamander Türkheim zwischen den Pfosten, doch die Rückrunde der aktuellen Saison wird ihre letzte sein. Mit dem TSV 1860 möchte die Torhüterin eine Trainer-Laufbahn einschlagen. Aus ihrer Zeit als aktive Spielerin kann „Michi“ einen großen Erfahrungsschatz an die neuen Löwen-Keeperinnen weitergeben. Bereits in der ersten Trainingswoche erkannten Dehling, Conrad und Seemann die immensen Fortschritte, die ihre Torhüterinnen dank Michi machten. Auch das Feedback der Spielerinnen war nach den ersten Trainingseinheiten durchweg positiv. Aufgrund ihrer Verpflichtungen als Spielerin begleitet Michi das Training der Löwinnen aktuell einmal pro Woche.