Endlich: Auch die 3. Liga startet in die Rückrunde. Steigt der FCM wirklich auf? Geht Erfurt pleite? Und was geht sonst noch so? Hier sind die wichtigsten Fragen zum Rückrundenstart.
Steigt der FCM wirklich auf?
Beim 1. FC Magdeburg läuft’s gerade richtig gut. Mit schon zehn Punkten Vorsprung auf Relegationsrang drei stehen die Blau-Weißen nach überzeugender Hinserie an der Spitze des Tableaus. Wenig spricht dafür, dass es in 2018 zum großen Einbruch kommt. Und so hat auch Jens Härtel, der Trainer des Teams, das erst 2015 aus der Regionalliga aufgestiegen und seitdem zweimal Vierter geworden ist, die zweite Liga längst zum Saisonziel erklärt. Den letzten Test gegen Regionalligavertreter Energie Cottbus gewannen die Magdeburger am Sonntag souverän mit 4:0.
Der Aufstieg wäre mehr als überfällig. Seit der Wiedervereinigung hat es der Europapokalsieger von 1974 niemals in eine der Bundesligen geschafft. Nichtsdestotrotz ist der Club noch immer der Zuschauermagnet schlechthin in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.
1.000 Fans begleiteten ihre Mannschaft in der vergangenen Woche zum Testspiel ins englische Bolton. Vor dem Start des Ligaalltags verkündete der Drittliga-Zuschauerkrösus zudem einen neuen Dauerkartenrekord: 11.400 Tickets sind nun abgesetzt, fast 1.500 neue Dauerkarteninhaber werden zur Rückrunde begrüßt. Zudem ist Stürmer Christian Beck mit einem sehenswerten Hackentreffer für das „Tor des Jahres“ nominiert.
Grund zum Stolpern gibt es für die Magdeburger vorerst nicht. Los geht es erst am Montagabend mit einer ebenso machbaren wie prestigeträchtigen Aufgabe: Auswärts geht es zu Schlusslicht Rot-Weiß Erfurt.
Kann Erfurt sportlich und finanziell noch überleben?
In Erfurt dagegen gehen langsam die Lichter aus. Zwar ist mit sechs Punkten Abstand auf das rettende Ufer sportlich noch alles drin, die Verantwortlichen planen aber trotzdem bereits für Liga vier. Daran ist zu einem Gutteil die prekäre Finanzlage des FC Rot-Weiß Schuld.
Bis zum kommenden Dienstag muss der Verein im Rahmen des DFB-Nachlizensierungsverfahren eine Summe von rund 1,5 Millionen Euro aufbringen. Andernfalls drohen vier Punkte Abzug und der dann wohl endgültig besiegelte Abstieg. Bisher fehlt noch ein gutes Drittel des Geldes. Die Stadt Erfurt, in der Vergangenheit immer mal wieder als Geldgeber zur Stelle, springt nicht mehr in die Bresche.
Aber auch wenn das Geld noch aufgetrieben wird, drücken den Verein weitere 6,5 Millionen Euro Schulden. Womöglich läuft es also ohnehin auf Insolvenz und Abstieg in die vierte Liga hinaus. Manche Stimmen befürworten gar einen noch radikaleren Schritt: Vereinsauflösung und Neuanfang in der Thüringenliga.
Mit einem Abstieg würde in jedem Fall eine Ära zu Ende gehen. Rot-Weiß Erfurt ist der einzige Verein, der seit Gründung der 3. Liga vor zehn Jahren ununterbrochen dabei ist.
Wie geht es nach der Ausgliederung der Profi-Abteilung bei Preußen Münster weiter?
Auch Preußen Münster muss bis zum nächsten Dienstag noch 500.000 Euro nachweisen, um die Lizenz für die laufende Saison endgültig zu erhalten. Zudem sollen über drei Millionen Euro Schulden die Vereinskonten belasten.
In Münster wähnt man sich aber einen entscheidenden Schritt weiter. Am vergangenen Sonntag stimmte die überwältigende Mehrheit der Mitgliederversammlung für die Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Gesamtverein in eine Kapitalgesellschaft. Durch die Mittel privater Investoren verspricht man sich nicht nur einen Schuldenschnitt, sondern auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.
Allerdings könnte die Entscheidung auch für Unruhe im Vereinsumfeld sorgen. Teile der aktiven Preußen-Fanszene hatten sich vehement gegen die Ausgliederung positioniert. Selbst die verschiedenen Ultra-Gruppen, die sich jahrelang spinnefeind waren, standen seit November plötzlich wieder gemeinsam hinter einer Pro‑e.V.-Fahne. Und auch sportlich sieht es nicht gerade rosig aus: Als Tabellensiebzehnter liegen die Preußen nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen.
Geldsorgen plagen im Übrigen nicht nur Erfurt und Münster. Fast die Hälfte der Drittliga-Teams steht im finanziellen Minus. Ob es da noch das eine oder andere böse Erwachen geben wird?
Holt Paderborn den DFB-Pokal?
Selbst der SC Paderborn, 2015 immerhin noch Bundesligist, hat Millionenschulden und strebt ebenfalls die Ausgliederung der Fußballsparte an. Auf dem Platz läuft es hingegen geradezu optimal für die im Vorjahr sportlich schon abgestiegenen und nur durch die fehlende Lizenz für 1860 München in der Liga verbliebenen Ostwestfalen.
Knapp hinter Magdeburg belegt der SCP Rang zwei in der Tabelle. Erfolgsrezept ist die mit 47 Toren stärkste Offensive der Liga. Gleich vier Kicker haben in der Hinserie mindestens siebenmal genetzt. Alles deutet also auf Aufstieg hin, Erfolgscoach Steffen Baumgart hat am Donnerstag wohlweislich schon mal seinen Vertrag verlängert.
Das Saisonhighlight steht trotzdem schon Anfang Februar an, wenn Paderborn im DFB-Pokal-Viertelfinale die großen Bayern empfängt. Ein Segen für den Finanzvorstand! Und wer weiß, vielleicht geschieht ja doch mal die Sensation und der deutsche Meister stolpert in der Paderborner Wellblech-Arena?!
Verliert die Liga ihre letzte Zweitvertretung?
Nachdem Mainz II in der vergangenen Saison den Weg in die Viertklassigkeit antreten musste, ist Werder Bremen mittlerweile der einzige Verein, der über zwei Teams in den ersten drei Ligen verfügt. 2016/17 rettete sich Werder II noch am allerletzten Spieltag vor dem Abstieg, in diesem Jahr könnte der feuchte Traum aller hoffnungslosen Fußballromantiker wahr werden und die kommende Saison allein mit Traditionsklubs vom Format SV Wehen Wiesbaden und Sportfreunde Lotte starten…
Zumindest wird das der Fall sein, wenn der Werder-Nachwuchs nicht bald mal ein Ende seiner gewaltigen Pechsträhne findet. 16 Spiele am Stück sind es nun, in denen kein Sieg mehr eingefahren werden konnte. Das hat im deutschen Profifußball in jüngerer Vergangenheit nur der FC Köln geschafft. Das Resultat: Abstiegsplatz 18 und ewiger Drittliga-Negativrekord für Bremens Zweite.
Allzu viele Fans dürften bei einem möglichen Gang in die Regionalliga ohnehin nicht trauern. Zur 0:5‑Klatsche gegen die SG Sonnenhof Großaspach Anfang November verlief sich eine Minuskulisse von gerade einmal 403 Zuschauern auf Platz 11 am Weserstadion.