Frankreich hat von Tag zu Tag an Selbstbewusstsein gewonnen und spielt endlich wie ein EM-Favorit. Da kommen die Deutschen im Halbfinale grade recht.
Dann ist da noch Paul Pogba, die französische Antilope. Pogba war zuletzt häufig und schwer kritisiert worden, als einer, der zuvorderst auf seine wechselnden Frisuren bedacht sei. Gegen Island brachte er seinen Speed so gewinnbringend ein, dass ihm das Stade de France Ovationen widmete. Sein ganzer Willen kulminierte in jenem 3:0, als er den Ball mit dem Kopf ins Tor rammte und der neben ihm hoch springende Verteidiger hilflos von Pogba abprallte. Im zentralen Mittelfeld ist er von einem Wert wie bei den Deutschen Sami Khedira oder Bastian Schweinsteiger, beide werden den Deutschen am Donnerstag wohl nicht zur Verfügung stehen.
Und, viertens, Olivier Giroud. Der Stürmer vom FC Arsenal ist in Frankreich nicht immer geliebt worden. Er wirkt ein bisschen hölzern, Schönheit ist seinem Spiel nur bedingt zu unterstellen. Vor ein paar Wochen hat ihn das Publikum im Testspiel gegen Kamerun ausgepfiffen. Giroud war in der Heimat noch vor kurzem ungefähr so beliebt wie Mario Gomez in Deutschland nach seinem legendären Fehlschuss bei der EM 2008 gegen Österreich.
„Wir wollen Revanche für Brasilien“
Dass viele Franzosen über die dubiose Rolle von Karim Benzema in der Erpressungsaffäre um Mathieu Benzema gern hinweggesehen hätten, lag vor allem daran, dass ihnen damit Olivier Giroud erspart geblieben wäre. Gegen Island aber zeigte der ungeliebte Stürmer, wie wertvoll er für seine Mannschaft sein kann. Giroud schoss zwei Tore und war an zwei weiteren beteiligt. Es war sein bisher bestes Spiel für Frankreich.
Alle vier französischen Galaktischen trafen am Sonntag für Frankreich, und nun freuen sie sich auf Deutschland. „Wir wollen Revanche für Brasilien“, sagt Giroud – Satisfaktion für das 0:1 im Viertelfinale der WM 2014, als die Franzosen schon dicht dran waren am Triumph, aber eben nicht dicht genug. Das deutsche Siegtor schoss damals Mats Hummels, aber der wird am Donnerstag fehlen. Frankreich bietet seine Bestbesetzung auf. Giroud durfte vor zwei Jahren im Maracana von Rio de Janeiro nur die letzten fünf Minuten spielen.
Diesmal ist er gesetzt und hofft auf die symbolische Kraft seines Vollbarts, er will ihn pflegen bis zum Finale, für das die emsigen Helfer schon kurz nach dem Schützenfest gegen Island den Rasen pflegten. „Der Bart bleibt stehen“, sagt Giroud, er will ihn in einer Woche sehr gern blau-weiß-rot färben.