Frankreich hat von Tag zu Tag an Selbstbewusstsein gewonnen und spielt endlich wie ein EM-Favorit. Da kommen die Deutschen im Halbfinale grade recht.
Der Mittelfeldspieler Deschamps hat mit Frankreich 1998 die Weltmeisterschaft gewonnen und zwei Jahre später die Europameisterschaft. „Ist schon lange her, ich kann mich gar nicht mehr genau daran erinnern“, sagt der graumelierte Trainer. Dass er nun als Verantwortlicher auf der Bank ein Da Capo hinlegen kann, hat er vor allem der wieder belebten Angriffslust seiner Mannschaft zu verdanken.
Die Geschichte des französischen Fußballs ist eine Geschichte von Offensivbegabungen. Raymond Kopa, Just Fontaine, Michael Platini, Thierry Henry, Zinedine Zidane – die Liste ist lang. Die Bereitschaft zur Offensive ist ein französischer Mythos, und er erfährt seine Bestätigung im Sommer 2016. Frankreich kann wieder attackieren, und wie!
Die vier Galaktischen
Die unbedingte Angriffsbereitschaft der Grande Nation bei dieser Europameisterschaft spiegelt sich in vier Interpreten, die in der Heimat schon die Galaktischen genannt werden. Die Wucht dieses Quartetts trat am Sonntag gegen Island so deutlich zutage, wie sie von keiner anderen Mannschaft bisher zu sehen war. Es handelt sich dabei um:
Antoine Griezmann, den Windhund mit dem blonden Haarschopf, der seine Torchancen so gnadenlos nutzt wie früher das deutsche Strafraum-Phänomen Gerd Müller. Dazu ist Griezmann schnell, perfekt am Ball und robuster, als es seine filigrane Gestalt vermuten lässt. Am Sonntag schoss er das schönste der vier Tore, mit einem Chip aus vollem Lauf über den isländischen Torhüter. Anschließend verbeugte sich der Künstler Dimitri Payet vor ihm und küsste symbolisch Griezmanns goldenen Fuß, der im konkreten Fall in einem rosa-schwarz-weißem Schuh steckte.
Eben jener Payet, der so schön und zielorientiert dribbeln kann wie kaum ein anderer. Auf sein Konto ging natürlich auch ein Tor, das zwischenzeitliche 3:0, das alle Zweifel am Einzug ins Halbfinale beseitigte.