Frankreich hat von Tag zu Tag an Selbstbewusstsein gewonnen und spielt endlich wie ein EM-Favorit. Da kommen die Deutschen im Halbfinale grade recht.
Mitternacht war schon passé und das Stade de France menschenleer. Es begann die Vorbereitung für die große Party, die Frankreich noch feiern will. Mit Rasenmähern schritten die emsigen Helfer über das Grün von Saint-Denis, auf dem am kommenden Sonntag das Finale der Europameisterschaft ausgespielt wird. Der Dauerregen hatte ein wenig nachgelassen, er störte die Männer und Frauen ohnehin nur am Rande, denn in der Luft lag immer noch der jüngste Triumph der Equipe Tricolore, jenes 5:2 im Viertelfinale gegen den Favoritenschreck Island. Es war das torreichste Spiel eines Turniers, das wahrscheinlich nicht als Offensivspektakel in die Geschichte des Fußballs eingehen wird. Aber wen interessiert schon die Vergangenheit, wenn die Zukunft so hell strahlen kann?
Frankreich freut sich auf Deutschland
„Diese fünf Tore helfen uns“, spricht Paul Pogba, der französische Antreiber mit den raumgreifenden Schritten, er hat wie seine Kollegen in Blau-Weiß-Rot endlich so aufgespielt, wie es die Nation verlangt. Dominant, schön und erfolgreich. Frankreich verlangt nach einer Rückkehr ins Stade de France, und dass dieser Weg nur über den Weltmeister führt, beflügelt die Grande Nation eher, als dass es sie hemmen könnte. Frankreich freut sich auf Deutschland.
Frankreichs Selbstwertgefühl ist in diesen europäischen Wochen von Tag zu Tag gewachsen. „Das ist keine einfache Zeit für unser Land“, konstatiert der Trainer Didier Deschamps, „deswegen ist es für uns sehr wichtig, dass wir den Leuten hier Freude bereiten können.“
Ist die Europameisterschaft, ist die Equipe endlich angekommen bei den Landsleuten? Ein französischer Reporter konstatiert, mit der Qualifikation für das Halbfinale sei das Ziel doch schon erreicht. „Ist es das?“, entgegnet Deschamps. – „So hat es der Verbandspräsident doch vorher gesagt!“ – „So, hat er das? Na, dann ist ja gut!“