Die BVB-Ultras von The Unity“ schrieben vor der Partie gegen Bayer Lever­kusen einen offenen Brief an die Süd­tri­büne. Sie pran­gerten die schlechte Stim­mung an und for­derten, Dort­munds West­fa­len­sta­dion müsse sich wieder in einen Hexen­kessel ver­wan­deln.

In der ersten Halb­zeit gegen Bayer Lever­kusen war von einem Hexen­kessel nichts zu spüren. Im Gegen­teil. Aus­ge­rechnet Ex-Trainer Peter Bosz brachte die Dort­munder Anhänger zum Schweigen. 70% Ball­be­sitz und eine Partie, die fast aus­schließ­lich in der BVB-Hälfte statt­fand – das waren die Fans in dieser Saison nicht mehr gewohnt.

Umso explo­siver war die Stim­mung nach der Pause. Tau­sende Fans brüllten vor Freude, nachdem der BVB den Gegner mit 3:2 nie­der­ge­rungen hatte – und das, obwohl Lever­kusen über weite Stre­cken min­des­tens ein eben­bür­tiger Gegner war. Wir lie­fern fünf Thesen, warum Lever­kusen die Dort­munder im eigenen Sta­dion domi­nierte und wieso der BVB am Ende trotzdem gewann.

1. Lever­kusen beherrscht das Bosz-System

Peter Boszs Rück­kehr nach Dort­mund war eine kleine Reise in die Ver­gan­gen­heit. Es war alles wie vor einem Jahr, als der Nie­der­länder die Geschicke des BVBs lenkte: 70% Ball­be­sitz hatte sein Team, störte den Gegner früh, domi­nierte die Partie. Gerade in der ersten halben Stunde beein­druckten die Lever­ku­sener mit einem aggres­siven Pres­sing – ganz wie der BVB in den ersten Wochen unter Bosz.

Tat­säch­lich scheint es so, als habe der Nie­der­länder in Lever­kusen ein Team gefunden, das seinen Ideen bedin­gungslos folgt. Sie hatten den Mut, mit der gesamten Mann­schaft bis weit in die geg­ne­ri­sche Hälfte vor­zu­schieben. Da kam es sogar mal vor, dass Innen­ver­tei­diger Sven Bender im geg­ne­ri­schen Drittel zum Gegen­pres­sing über­ging.

Die Spieler passen zu Boszs System. Julian Brandt fühlt sich pudel­wohl in seiner Rolle als spiel­ge­stal­tender Achter. Kevin Volland darf als Stürmer viel aus­wei­chen. Sechser Charles Aran­guiz wie­derum passt mit seiner Aggres­si­vität sehr gut in das Pres­sing­system von Bosz. Die Lever­ku­sener frem­deln nicht mit dem neuen 4 – 3‑3-System, im Gegen­teil: Sie setzen es im Kol­lektiv um.

2. Boszs Idee gegen den BVB war gut

Ein gän­giger Vor­wurf an Bosz zu seinen Dort­munder Zeiten lau­tete, er ver­folge stur seinen Plan A und kenne keinen Plan B. In der Tat ist er auf stra­te­gi­scher Ebene wenig fle­xibel. Sein Team muss früh stören, muss den Ball haben, muss immer Vollgas geben. Tak­ti­sche Details ver­än­dert er jedoch durchaus. So auch gegen Dort­mund. Bosz hatte sich die rechte Abwehr­seite der Dort­munder als Schwach­stelle aus­ge­guckt. Schon Tot­tenham nutzte beim 3:0 in der Cham­pions League die defen­siven Schwä­chen von Jadon Sancho und Achraf Hakimi aus. Das Spiel der Lever­ku­sener war äußerst links­lastig. Rechts­außen Kai Havertz rückte fast durch­ge­hend in die Mitte, wäh­rend Leon Bailey seine Posi­tion hielt. Lever­kusen gelang es, den Ball­be­sitz über die linke Seite auch vor das Tor zu tragen.