In den vergangenen Jahren glaubte der Fußball, die Hooligans seien verschwunden. In Köln zeigte sich: Sie waren nie weg. Sie brauchten schlicht ein neues Feindbild und ein altes Territorium.
Am Sonntag in Köln sind die Hools so geschlossen wie lange nicht mehr aufgetreten. 4000 Mann sollen mitgelaufen sein. Die Zahl wirkt zunächst erstaunlich, weil die Veranstalter selbst wohl nur von 1000 Teilnehmern ausgegangen waren und die ZIS (Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze) in ihrer Datei „Gewalttäter Sport“ lediglich 400 Rechtsextremisten im Fußball-Umfeld listet. Die Polize rückte mit etwas mehr als 1000 Beamten an.
Doch war das alles wirklich nicht vorhersehbar? Der Zug durch die Kölner Stadt passte den Hooligans. Es gab endlich wieder eine Masse zum Verstecken, einen Mob, in dem man mehr Gleichgesinnte als Kritiker findet, wieder harter Asphalt, kalte Straße, bekanntes Territorium – und keine Wir-haben-uns-alle-lieb-Gesänge wenige Meter neben dem Familienblock der wohltemperierten Multiplexarena.
Andererseits war die Andockfläche riesig, denn auf das proklamierte Feindbild der Hooligans können sich nicht nur Stramm-Rechte einigen: Die ultrakonservativen Salafisten werden in diversen Talkshow schließlich seit Monaten als IS-Brutstätte und das ultimative Böse dargestellt. Vermutlich hätte dieser Tage nicht mal das Motto „Hooligans gegen schlechtes Wetter“ mehr Menschen mobilisieren können.
Action und Gewalt
In einem solchen Endlich-macht-mal-jemand-was-Umfeld finden sich eben auch jene Personen richtig aufgehoben, denen explizite Neonazi-Rhetorik und ‑Symbolik von NPD-Demos ein bisschen zu weit gehen. In einem solchen Umfeld können die Veranstalter auch offen über Facebook und andere soziale Netzwerke trommeln und müssen nicht in konspirativen Foren Werbung für ihre Sachen machen. Für die einen mag die Aktion der Deckmantel für Fremdenhass gewesen sein, für die anderen ein Vorwand für Action und Gewalt.
Und so kam eine wilde Mischung an Personen zusammen, Parteimitglieder der Rechten, Kameradschaften, NPD-Kader, Mitläufer, in der Mitte dann auch all jene Hooligans, die sich normalerweise ganz gerne gegenseitig vermöbeln. In den Farben getrennt, in der Sache vereint. Im Vorfeld hatte ein Wortführer der Demonstration via Youtube erklärt: „Ein Aufruf an die Medien: Ihr könnt euch die Nazikeule schenken.“
Bei der Demo skandierten dann Teilnehmer „Ausländer raus!“ oder „Nationaler Widerstand“. Der Soundtrack zur Veranstaltung stammt von der Rechtsrockband „Kategorie C/Hungrige Wölfe“, die wiederum auf dem Youtube-Channel der Veranstalter verlinkt ist und am Sonntag bei der Veranstaltung auftrat. Diese Band hält es wie die „HoGeSa“. Sie nennt sich unpolitisch. Auch ihr Motto lautet: „Fußball ist Fußball, Politik ist Politik“.