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Als Javairo Dil­rosun dort ange­kommen war, wo fast jeder Fuß­baller hin will, auf der Zehn, der Posi­tion des Spiel­ma­chers, da hat er seine Tränen nicht zurück­halten können. Es waren aller­dings keine Tränen der Freude oder des Glücks, es waren eher Tränen der Ver­bit­te­rung.

Eine rea­lis­ti­sche Option

Die dazu­ge­hö­rige Geschichte, die der hol­län­di­sche Natio­nal­spieler dem Magazin Elf Voetbal“ aus seiner Heimat erzählt hat, liegt schon etwas zurück. Dil­rosun spielte in der Jugend von Ajax Ams­terdam, und das Trikot mit der 10 bekam er aus­ge­rechnet in einem Duell mit einem Klub aus seinem Stadt­teil. Viele Freunde und Ver­wandte standen an der Sei­ten­linie, und Dil­rosun war natür­lich ganz beson­ders moti­viert, sein Bestes zu zeigen. Aber auf der Zehn? Dil­rosun wollte lieber außen spielen. So wie immer. In der Pause kamen ihm die Tränen, und er fragte seinen Trainer, ob er nicht auf den Flügel wech­seln dürfe. Durfte er, und da ging es gleich viel besser“.

Es ist gut mög­lich, dass dem über­zeugten Außen­bahn­spieler Javairo Dil­rosun an diesem Samstag erneut das schlimme Schicksal droht, auf der Zeh­ner­po­si­tion spielen zu müssen. Wenn Hertha BSC den SC Pader­born emp­fängt, ist das für Trainer Ante Covic eine durchaus rea­lis­ti­sche Option. Jav hat in der Vor­be­rei­tung gezeigt, dass er das kann“, sagt er.

Hertha braucht Sicher­heit

Einen Vor­ge­schmack bekam der 21 Jahre alte Hol­länder bereits am ver­gan­genen Wochen­ende, als er im Spiel gegen Mainz 05 zehn Minuten vor Schluss ein­ge­wech­selt wurde. Covic reagierte auf die Sys­tem­um­stel­lung der Mainzer, löste seine Drei­er­kette auf und for­mierte das Mit­tel­feld zu einer Raute – mit Dil­rosun auf der zen­tralen offen­siven Posi­tion hinter den Spitzen. Der Plan sei auf­ge­gangen, sagte Covic am Tag nach dem Spiel, weil Javairo das 1:1 vor­be­reitet, weil er von der Zeh­ner­po­si­tion in die Tiefe startet und für den Gegner nicht greifbar ist“.

Erst vier Spiele ist die Saison bisher alt, aber Her­thas Trainer hat in diesen vier Spielen sowohl tak­tisch als auch per­so­nell schon einiges aus­pro­biert. Viel­leicht täte der Mann­schaft, die durch die 1:2‑Niederlage in Mainz auf den letzten Tabel­len­platz abge­rutscht ist, ein biss­chen Kon­stanz ganz gut, damit sie Halt findet und Sicher­heit. Ande­rer­seits drängen über kurz oder lang ver­mut­lich noch min­des­tens zwei Spieler in die Startelf, die bisher noch keine oder keine allzu große Rolle gespielt haben.

Arne Maier steht nach seinen Patel­la­seh­nen­pro­blemen gegen Pader­born zwar noch nicht zur Ver­fü­gung; in abseh­barer Zeit aber wird der Mit­tel­feld­spieler ins Team zurück­kehren. Am Mitt­woch soll er über 90 Minuten im soge­nannten Pre­mier League Inter­na­tional Cup gegen Ben­fica Lis­sabon zum Ein­satz kommen und in einer Aus­wahl von U‑19- und U‑23-Spie­lern die nötige Spiel­praxis sam­meln. Javairo Dil­rosun, der zu Sai­son­be­ginn eben­falls wegen einer Ver­let­zung pau­sieren musste, ist bereits einen Schritt weiter. In Schalke und Mainz wurde er zumin­dest schon wieder ein­ge­wech­selt. Er wartet sehn­süchtig auf mehr Minuten“, sagt Covic. Und, ja: Er ist eine Alter­na­tive für das Spiel gegen Pader­born.“

Höhe­punkt und Ende

Vor ziem­lich genau einem Jahr war Dil­rosun auf der Höhe seines bis­he­rigen Schaf­fens. Hertha hatte ihn ein paar Wochen zuvor für nicht mehr als eine Aus­bil­dungs­ent­schä­di­gung aus der zweiten Mann­schaft von Man­chester City ver­pflichtet. Viel erwartet wurde erst einmal nicht von ihm, doch dann star­tete der unbe­kannte Neue gleich richtig durch und ent­zückte das Publikum mit Tricks und Tempo. In seinen ersten vier Ein­sätzen für Hertha schoss er zwei Tore, drei berei­tete er vor – und kurz darauf debü­tierte er sogar für Hol­lands Natio­nal­mann­schaft. Es war sowohl der Höhe­punkt als auch das vor­läufe Ende einer bemer­kens­werten Ent­wick­lung: Dil­rosun ver­letzte sich bei seinem ersten Län­der­spiel und fiel für meh­rere Monate aus.

In den 27 Liga­spielen seitdem stand er nur noch neun Mal auf dem Platz, davon kein ein­ziges Mal in der Startelf. Er bringt viele Vor­aus­set­zungen mit, um ein sehr guter Spieler zu werden“, sagt Ante Covic. Wichtig ist aber, dass der Junge gesund bleibt und seinem Körper ver­traut. Das macht er im Moment.“

Wel­ches System bevor­zugt Covic?

Für die offen­siven Außen­bahnen links und rechts man­gelt es Her­thas Trainer ganz sicher nicht an Optionen; aber die ideale Beset­zung hat er bisher noch nicht gefunden. Javairo Dil­rosun könnte die Lösung sein. Von allen poten­zi­ellen Anwär­tern ver­eint keiner Technik und Tempo so wie er. Mit seinen Fähig­keiten kann er Situa­tionen auf­lösen, die eigent­lich unauf­lös­lich scheinen. So wie vorige Woche in Mainz, als er zwei Gegen­spieler auf sich zog, eigent­lich schon gestellt war und den Ball trotzdem noch aus dem Stand so prä­zise zu Marko Grujic flankte, dass der zum zwi­schen­zeit­li­chen 1:1 ein­köpfen konnte.

Ob und wo Dil­rosun gegen Pader­born spielen wird, hängt wohl auch davon ab, für wel­ches System sich Ante Covic ent­scheidet. Bleibt er beim 3−5−2, mit dem er in Mainz ange­fangen hat, ist Dil­rosun eher nicht erste Wahl, weil er dann die kom­plette Seite, offensiv wie defensiv, bear­beiten müsste. In einem 4−4−2, 4−2−3−1 oder 4−3−3 sähe das schon anders aus. Wenn du aus­ge­macht hast, dass der Gegner auf der Seite etwas schwä­cher ist, benö­tigst du zwei Spieler auf dem Flügel, damit du besser durch­bohren kannst“, sagt Covic. Javairo Dil­rosun hat schon gezeigt, dass er über eine außer­ge­wöhn­liche Bohr­kraft ver­fügt. Aber not­falls könnte er auch als Zehner aus­helfen. Heulen würde er ganz sicher nicht mehr.