Die Premier League hat lange fast nur auf ausländische Trainer gesetzt, doch nun kehren die Engländer zurück. Das ist kein Zufall.
Vielleicht hat diese Entwicklung mit einer durch den Brexit veränderten Stimmung im Land zu tun. Andererseits liegt es sicherlich auch daran, dass Trainer nicht nur in England zu den wichtigsten Verkäufern ihres Klubs geworden sind, nach Außen wie nach Innen. Klopp oder Guardiola sind dazu in der Lage, selbst wenn Grammatik und Vokabular nicht immer perfekt sitzen. Wo die kommunikativen Fähigkeiten in der fremden Sprache allerdings zu begrenzt sind, wird es halt schwierig.
Deshalb ist es übrigens auch verständlich, dass sich der FC Bayern immer wieder einem nicht deutschsprachigen Trainer verweigert. Und Lucien Favre würde sich in Dortmund zweifellos deutlich leichter tun, wenn er sich auf Deutsch so komplex äußern könnte wie auf Französisch.
Bekenntnis zu Tempo, Kampf und die Verbindung zum Publikum
Es gibt in der Premier League aber noch ein anderen interessanten Aspekt der Rückwendung zu Englishness auf der Trainerbank. Als Nigel Pearson kürzlich als neuer Trainer des Tabellenletzten FC Watford vorgestellt wurde, lobte der Klub vor allem die „Passion“, die er mitbringen würde. Das mag man für eine sprachliche Standardsituation halten, aber The Athletic schrieb dazu. „Passion war im englischen Fußball ein hässliches Wort geworden, das für wilde Grätschen, ziellos nach vorne geschlagene Bälle und ausgefahrene Ellbogen stand. Aber jetzt ist Passion wieder en vogue. Nur keine plumpe, hirnlose Passion, sondern das Bekenntnis zu hohem Tempo, den Kampf um jeden Ball und das Bemühen, eine Verbindung zum Publikum herzustellen.“
Die Fußballgeschmäcker sind von Land zu Land unterschiedlich, und ein englischer Trainer kennt den in England viel selbstverständlicher als einer aus dem Ausland. In der Premier League übernehmen Trainer von der Insel die Jobs zudem vor allem dort, wo es ganz wesentlich um die Weiterentwicklung junger englischer Talente geht. Das gilt selbst für den FC Chelsea, wo Frank Lampard aufgrund des Transferverbots Nachwuchsspieler wie Reece James oder Mason Mount in seine Mannschaft einbaute. Auch mit einer solchen Aufgabe tun sich einheimische Trainer eher leichter. Den englischen Trainern fehlt für den ganz großen Durchbruch im eigenen Land eigentlich nur noch, dass einer von ihnen mal wieder einen der Topklubs übernimmt.