Hans-Jörg Criens war einer der erfolgreichsten Stürmer in der Geschichte von Borussia Mönchengladbach. Und doch so viel mehr. Vor einem Jahr verstarb er im Alter von 59 Jahren. Ein Lebewohl. Und Dankeschön.
„Ohne den Langen wäre das alles nicht möglich gewesen“, hatte der Trainer Wolf Werner einmal gesagt. Über Hans-Jörg Criens, seinen Spieler, und über die Saison 1988/89, die Borussia Mönchengladbach trotz namhafter Abgänge und großer Verletzungssorgen noch auf Rang sechs beendete.
So ähnlich dachten am 26. Dezember 2019 sehr viele Anhänger der Borussia, da sie vom Tod des dritterfolgreichsten Bundesligatorschützen (92 Tore!) in der Geschichte des Klubs erfuhren. Mit 59 Jahren verstorben, acht Tage nach seinem Geburtstag, an den Folgen eines Herzinfarkts. Eine Unendlichkeit zu früh.
Hans-Jörg Criens war ein sehr guter Fußballer. Er war schnell und trotzdem stark im Kopfball. Er war technisch gut und ein Raumdeuter, als das noch Torriecher hieß. Vor allem aber war Hans-Jörg Criens ein besonderer Fußballer. Weil er allein es vermochte, Menschen für den Fußball zu begeistern. Und damit meist zwangsläufig für Borussia Mönchengladbach.
Er spielte Fußball wie Woody Allen in seinen Filmen
Als „phlegmatisch“ und „wechselhaft“ wurden er und seine Leistungen oft beschrieben. Er war nicht nur einer der ersten „Joker“ der Bundesliga (wenn nicht sogar der erste, aber das ist ein anderes Thema …), sondern auch einer der ersten Spieler, für die die Leistungsklasse „zwischen Kreis- und Weltklasse“ eröffnet wurde. Zudem galt er als schüchtern, sensibel und trotzdem auch als „Sonnyboy“, dem man nicht lange böse sein konnte. Oder wollte.
Das alles musste man nicht wissen. Man sah es. Hans-Jörg Criens spielte Fußball wie Woody Allen in seinen Filmen: gewitzt und doch voller Melancholie. Im scheinbaren Wissen darüber, dass alles halb so wild ist und doch furchtbar wichtig. Dass man erfolgreich sein kann, ohne ein Arschloch zu sein. Dass es okay ist, die Dinge zu tun, wie man sie für richtig hält, auch wenn man gar nicht weiß, was richtig ist, sondern nur fühlt. Und er war schön und zart. In allem. So schön.