Am Computer kann man alles sein: Landwirt oder Astronaut, Postbote oder Zirkusdirektor. Man kann sogar Trainer des HSV werden und den Klub zum Europapokalsieger machen. Erinnerungen an die beste Fußballsimulation aller Zeiten: „Bundesliga Manager Professional“.
Vor ein paar Jahren erlebten Berufssimulationen einen echten Hype. Sie waren beinahe so primitiv wie der BMP, und viele Leute fragten sich: Worin liegt eigentlich der Reiz, sich nach getaner echten Arbeit noch vor den Computer zu setzten, um einer virtuellen Arbeit nachzugehen? Noch dazu einer Tätigkeit, bei der man den Algorithmen eines Computers wehrlos ausgeliefert ist?
Die Antwort ist einfach: Am Computer kann man Dinge tun, die man eigentlich nicht tun kann. Weil man keine Ausbildung hat oder kein Studium; weil man zu unbegabt oder zu ängstlich ist. Am Computer aber kann man alles sein: Busfahrer oder Flugzeugpilot, Landwirt oder Arzt, Astronaut oder Drogendealer, Uli Hoeneß oder Jean Löring. Man kann den Rechner anschreien: „Für die Scheißstimmung seid ihr doch verantwortlich!“, oder im Vorbeigehen nonchalant flüstern: „Ich als Verein musste reagieren!“
Der BMP war auch wie ein Blick in den Maschinenraum des Fußballs, zumindest für mich, der fast sein gesamtes Wissen aus Paniniheften und einem Fußballbuch von Harry Valerien zur WM 1986 hatte. Mit dem BMP fühlte es sich zumindest an, als sei man nicht mehr nur ein passiver Kunde, man war Akteur, Macher und auch ein bisschen Gott. Manager wurde man an der School of BMP.
Man musste dafür weder BWL studieren, noch in irgendwelchen Zauberwäldern Prinzessinnen befreien oder gar Pilze und Sterne einsammeln. Man brauchte keine Ausbildung und keine Superkräfte. Man war sofort mittendrin im harten Fußball der Neunziger: BSV Brandenburg gegen Bayer Uerdingen 0:0 vor 3482 Zuschauern, und kurz vor Schluss bekommt Helmut Rahner die Rote Karte. Gab es jemals ein realistischeres Spiel?
Und trotzdem konnte man ein wenig die eigene Fan-Sozialisation weiterträumen. Denn endlich mal sah man das Wappen des eigenen Klubs im Europapokal der Landesmeister neben schillernden Namen wie Real Madrid oder Inter Mailand. Endlich mal lief die eigene Mannschaft in ein ausverkauftes Stadion ein, was in der Realität so gut wie nie vorkam.
Nun also sitze ich am Schreibtisch und gehe nicht mehr raus. Vor mir die weiße Wand, die Lego-Steine auf dem Boden. Ich würde gerne den Amiga 500 aufbauen, er würde surren und ächzen, und ich würde ihn tätscheln wie einen treuen Hund, aber leider habe ich ihn vor vielen Jahrzehnten auf einem Flohmarkt für 20 Mark verkauft.
Es bleibt also nur, Danke zu sagen. Danke, lieber BMP. Nur durch dich kenne ich Vereine wie den KSV Baunatal, Wormatia Worms oder den SV 1919 Irxleben. Danke, lieber Amiga 500. Ich weiß heute nichts mehr von Algebra oder dem Bauernkrieg. Ich spreche kaum noch ein Wort Französisch, obwohl ich es vier Jahre in der Schule gelernt habe. Aber egal, denn ich weiß immer noch, wo bei „Gianna Sisters“ der erste Warp versteckt ist (Level 3) oder wie die Bar bei „Leisure Suit Larry“ heißt („Lefty’s“).
Und ich weiß, dass man bei BMP 10.000 Mark ergaunern konnte, wenn man im Menü „Bank“ auf das Schild neben Eingang klickt. Und ich bin mir sicher, wenn ihr den Text bis hierhin gelesen habt: Ihr wusstet es auch.