Der Karlsruher SC verabschiedet sich heute vom Wildparkstadion. Nach 63 Jahren soll eine neue Arena gebaut werden. Eine Erinnerung.
Es gibt einen Satz, der sich mir besonders eingeprägt hat. Ein Reporter hat ihn vor vielen Jahren über das Stadion im Karlsruher Hardtwald losgelassen: „Wenn das Flutlicht angeht“, hat er gesagt, „dann brennt der Wildpark.“ Ein schöner Satz, besonders wertvoll im Rückblick auf den Tag genau vor 25 Jahren, als eine aufregende KSC-Elf den spanischen Tabellenführer, der damals FC Valencia hieß, mit 7:0 aus dem Stadion schoss. Was für ein Spiel!
An diesem Samstag tritt der KSC erneut im Wildpark an. In der Dritten Liga und gegen einen Gegner, die Würzburger Kickers, gegen den er früher, als der wuschige Winnie noch regierte, nicht mal Testspiele ausgetragen hätte. Würzburg wird dennoch in Erinnerung bleiben. Nach 63 Jahren wird das Karlsruher Wildparkparkstadion abgerissen. Das Oval, gut begrünt, muss bis 2022 einer neuen Arena weichen. So wollen es die Stadt Karlsruhe und der KSC. Nach Würzburg rollen also die Bagger an, zuerst werden die weit in den Stadthimmel ragenden Flutlichtmasten abgerissen, wuchtige, graue Pfeiler, gehalten von dicken Betonklötzen, bestückt mit so viel Lux, dass sie nachts die halbe Stadt illuminieren. Auch die gewaltige Haupttribüne mit ihren 13 roten Dachträgern wird weichen. Dass der KSC eines Tages tatsächlich ein neues Stadion stemmen würde, glaubte angesichts einer chronischen Veranlagung zum Chaosklub kaum ein Anhänger.
Die Aufregung war groß, die Enttäuschung noch größer
Doch nun gehen die Flutlichter wirklich aus – und viele denken zurück, was sie darunter schon so alles erlebt haben. So wie ich und einer meiner besten Freunde. Beim „Wunder vom Wildpark“ war er in der Kurve und schwärmt noch heute vom legendären Vierfachtorschützen „Euro-Eddy“ Schmitt. Dass er damals erst drei Jahre alt war und im Familienblock das Schaukelpferd bespaßte – egal. Er war dabei. Ich nicht.
Ich wurde erst später vom KSC-Virus infiziert, als es bergab ging mit diesem Klub. Interessiert hätte mich dieses größte Uefa-Cup-Spiel aller Zeiten gewiss schon. Aber anders als die Mutter meines Kumpels liebte meine den Fußball im Allgemeinen so sehr wie ein Rudel Küchenschaben. Jedenfalls fand ich erst in den Wildpark als die Vorbereitung auf die Saison 1997/1998 lief – und meine Fußballkarriere soeben anfing. Ich war an der F2-Jugend-Meisterschaft meines Dorfvereins maßgeblich beteiligt, zur Belohnung durften wir beim KSC-Training vorbeischauen. Die Aufregung war groß, die Enttäuschung noch größer, weil Winnie die Stars um Icke Häßler zum Laufen in den Wald geschickt hatte.
Fotos mit Keeper Reitmaier, der immer ein bisschen wie ein Kohlenkumpel aussah, und Torkrokodil Dundee retteten diesen missglückten Ausflug noch, die Saison leider nicht. Der KSC stieg ab, als ich richtig einstieg.