Patrick Platins galt einst als großes Torwarttalent, er trainierte unter Felix Magath und wurde ohne Einsatz Deutscher Meister. Dann folgte der Absturz. Wie plant ein Spieler seine Karriere, wenn er nie das richtig große Geld verdiente?
Glücklich geworden ist er trotzdem. Er war Stammtorhüter, bis er nach einem Trainerwechsel plötzlich nur noch auf der Bank saß. „Aufgeben ist keine Option“, sei sein Motto in diesen Monaten gewesen. Er kämpfte sich wieder in die Mannschaft, war Leistungsträger und verlor in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit doch wieder den Stammplatz zwischen den Pfosten.
Den Spaß am Fußball hat ihm dieser „ewige Kampf“ nicht nehmen können. Auch wenn dieser ihn im Juli 2014 vorübergehend wieder in die Arbeitslosigkeit führte. Sein Vertrag in Bielefeld wurde nicht mehr verlängert, Kontakte zu anderen Zweitligisten wie Fortuna Düsseldorf oder Union Berlin zerschlugen sich. „Es wird einem eben nichts geschenkt“, lautet eine alte Phrase im Fußball. Auch Platins kennt sie.
„Ich traue mir die zweite Liga absolut zu“
„Je höher man spielt, desto ausgeprägter ist auch das Ellenbogen-Denken untereinander“, sagt Platins. Gerade die raren Torhüterpositionen im Profifußball sind hart umkämpft, wie er selber feststellen musste. Platins profitierte in Darmstadt Ende Juli davon, dass der Vertrag mit dem als ersten Keeper vorgesehenen Christian Wetklo aufgelöst wurde. Quasi über Nacht intensivierten Verein und Spieler den schon seit Monaten bestehenden Kontakt – 24 Stunden später unterschrieb Platins beim Aufsteiger.
Für den Familienvater ein „Gefühl der Sicherheit“. Da kann er es auch zähneknirschend akzeptieren, dass er bislang stets auf der Bank saß anstatt das Tor zu hüten. „Natürlich will ich auch lieber spielen. Da ist mein Ziel, ich traue mir die zweite Liga absolut zu“, sagt Platins. Und doch: Die Prioritäten des 31-jährigen Keepers dürften sich, auch durch das Auf und Ab seiner Karriere, deutlich verändert haben. „Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen, konnte mein Hobby zum Beruf machen. Und wer kann das schon von sich behaupten“, sagt er.
Während er spricht, summt plötzlich sein Smartphone. Ein entschuldigender Blick, dann ein Lächeln auf dem Gesicht. Martina und die Kleine warten, sagt er, ich muss los. Schlüpft in seine Daunenjacke, verlässt unerkannt das Café mitten im Zentrum Darmstadts und bahnt sich seinen Weg durch den Trubel der Stadt.