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Dieser Text erschien erst­mals zum Abschied von Franck Ribery und Arjen Robben vom FC Bayern im Mai 2019.

Das süd­ost­bay­ri­sche Burg­hausen ist ein Städt­chen von 18.000 Ein­woh­nern und stolz auf sein Wahr­zei­chen, die längste Burg der Welt (1051 Meter). Einige Jahre war es auch von seinen Fuß­bal­lern angetan. Damals beschäf­tigt der hei­mi­sche SV Wacker berühmte Spieler wie den Tor­wart Uwe Gos­po­darek, der früher mal beim FC Bayern war, oder den Mit­tel­feld­mo­zart Thomas Broich, über den sogar ein Film gedreht wurde später, oder den Ver­tei­diger Markus Pali­onis, der eines Abends genau elf Meter davon ent­fernt war, das Bayern-Debüt von Franck Ribéry zu ver­mas­seln. 

Elf Meter ent­fernt stand Oliver Kahn, und natür­lich stand Kahn nicht ein­fach da: Kahn kau­erte. Auf der Linie, vor dem ent­schei­denden Schuss, mög­li­cher­weise. 

So war das am 6. August 2007, einem Mon­tag­abend­spiel live in der ARD. Am Mit­tel­kreis tigerte Ribéry umher, der Frisch­ling, er hatte seinen Ver­such im Elf­me­ter­schießen ver­wan­delt, nachdem Burg­hausen ein 1:1 erreicht hatte im Pokal. Ribéry ist zu diesem Zeit­punkt ein 24- jäh­riger Fran­zose, der gerade für eine Multi-Mil­lionen-Summe aus Mar­seille ver­pflichtet wurde und keine Ahnung hat, was er jetzt in dieser Pro­vinz soll. Der keinen Schimmer davon haben kann, was da noch kommen soll.

Die emp­find­li­chen Egos finden einen Nenner

Es ist der Beginn von etwas Großem, nur ahnt es keiner, nicht einmal Kahn, der Pali­onis‘ Schuss um den Pfosten brüllt. Bayern ist weiter, Wacker nicht, Ribéry ward nie wieder gesehen in Burg­hausen, er igno­rierte auch die längste Burg der Welt. Muss er selber wissen. 

Rib ist da. Und Rob wird folgen, später. Zusammen werden sie Rib und Rob sein, ein Duo von beträcht­li­cher Explo­si­vität, sie werden zu einer Sym­biose ver­schmelzen, in der Rib nicht ohne Rob kann und umge­kehrt; aller­dings brau­chen sie Zeit, um sich auf­ein­ander ein­zu­lassen. In den frühen Jahren gibt es Zank und Eifer­sucht wie in einer Daily Soap, und im April 2012 glaubt Rob, dass es zu viel ist. 

Rob heißt eigent­lich Arjen Robben und möchte einen Frei­stoß schießen im Cham­pions-League-Halb­fi­nale des FC Bayern gegen Real Madrid. Ribéry meldet Ein­wände an, erst verbal, dann, in der Kabine: nicht verbal. Tage danach schim­mert Rob­bens Auge vio­lett. Ich dachte, das geht nicht, ich kann nicht mehr mit ihm spielen“, wird der Nie­der­länder sagen, als die Sache ver­jährt ist. Ribéry und Robben spre­chen, sie finden einen Nenner, der allen hilft, ihren emp­find­li­chen Egos, spe­ziell dem Verein. 

So funk­tio­niert es

Im Sommer 2012 holt der FC Bayern ein Vize-Triple, das in keiner Vitrine unter­kommt. Ribéry und Robben nähern sich der 30, haben keinen Cham­pions-League-Pokal in der Vita und erkennen, dass eine Kar­riere end­lich ist. Sie kre­ieren ein Leit­motiv, Ribéry for­mu­liert es: Es ist egal, wer das Tor macht. Hier ist nicht der FC Ribéry oder der FC Robben.“ 

Beide bewahren sich ihren Frei­geist, ihre Extra­va­ganz und die ein oder andere Zickig­keit (etwa, als Ribéry dem Bayern-Trainer Carlo Ance­lotti sein Trikot vor die Füße pfef­fert), begreifen aber, dass sie Stars in der Manege sind – und nicht Zir­kus­di­rek­toren. So funk­tio­niert es. Schade, dass wir am Anfang keine so guten Freunde waren. Heute sind wir rich­tige Kumpel“, sagt Ribéry.