Sind aktive Fans für Profivereine unverzichtbar? Manch Funktionär ist sich da nicht so sicher. Die Initiative „Zukunft Profifußball“ blickt kritisch auf diese Entwicklung und fordert mehr Mitspracherecht.
Ende Februar ging ein großer Aufschrei durch die Presse. Die Ultras von Rekordmeister Bayern München hatten im Spiel bei der TSG Hoffenheim Mäzen Dietmar Hopp mit Spruchbändern angegriffen. Das Spiel wurde quasi abgebrochen, die Spieler und Vereinsbosse solidarisierten sich mit Hopp, kickten sich den Ball nur noch im Mittelkreis zu. Die Medien berichteten von Krawall, zeigten die Bilder in allen Sendungen.
In Talkshows wurde über Chaoten gesprochen, die den Fußball kaputt machen würden. Von der „hässlichen Fratze des Fußballs“ war die Rede. Unvergessen, wie Sandra Maischberger die Ultras vor acht Jahren als „Taliban der Fußballfans“ deklarierte und Johannes B. Kerner vor einem Fernsehstudio eine Stoffpuppen abfackelte, um die Gefährlichkeit von Pyrotechnik zu demonstrieren.
„Zukunft Profifußball“ sucht nun wieder das Gespräch, um ihre Bestrebungen vorzubringen. Die Initiative setzt sich aus über 50 Vertreter*innen unterschiedlicher überregionaler Fanorganisationen zusammen. Sie möchten den Entwicklungen des Profifußballs nicht mehr tatenlos zusehen, weswegen sie ein Empfehlungsschreiben aufgesetzt haben, das sich an die deutschen Profiklubs, die DFL und den DFB richtet. Die Forderung: Mehr verpflichtender Dialog mit den Fans und mehr Partizipation für die Fans. Auf allen Ebenen.
Die Interessengemeinschaft Zukunft Profifußball kritisiert den modernen Fußball dahingehend, dass die Zuschauer*innen und Fans nicht die nötige Anerkennung fänden, die ihnen zustünde. Mit Sorge betrachten sie, dass sich Vereine und Verbände „mit einem immer intensiveren Streben nach Gewinnmaximierung zunehmend von ihrer Basis entfernen.“ Die Corona-Krise habe den Verfasser*innen diese Fehlentwicklungen nochmals vor Augen geführt.
Den Vereinen und Verbänden wird unterstellt, Stadionbesucher*Innen zu bevorzugen, die den Fußball fleißig konsumieren und offensichtliche Missstände kritiklos hinnehmen. Denn mal ehrlich: Wer braucht schon kritische Spruchbänder, wenn man die Fans auf der Haupttribüne auch mit Klatschpappen und Popcorn glücklich machen kann?