Mitchell Weiser ist ein exzellenter Fußballer. Abseits des Rasens aber kokettiert er in grellen Outfits gern mit dem Image des extrovertierten Stars. Wie ernst meint er es? Eine Shopping-Tour.
Natürlich bewegt sich ein Bundesligaspieler wie Weiser in einer hedonistischen Blase. Er hat für sein Alter extrem viel Geld. Der Blick, den er von außen auf sein Privatleben zulässt, zeigt Spaß, Luxus, Oberflächlichkeiten. Andererseits ist er beileibe nicht der erste junge Mensch, der seine Social Media Kanäle mit blank polierten Inhalten bespielt.
Instagram ohne Filter ist wie Waldi ohne Schnauzer – das will keiner sehen. So gesehen ist Weiser ein ganz gewöhnlicher Vertreter seiner Generation.Und die Reaktionen geben ihm recht. Er hat eine Wahrnehmungsreichweite, von der sportlich vergleichbare Spieler nur träumen können. Das liegt vor allem an seinem Umgang mit den verschiedenen Plattformen. Denn im Vergleich zu anderen Sportlern nimmt er sich selbst nicht zu ernst, und Spott, den er mit manchen Darstellungen fast provoziert, kann er auch ertragen.
Mitchell Weiser ist ein Digital Native
Ein Foto mit bärtigen Freunden versieht er mit den Hashtags #BartKamFrüh, #BeiMirAuch&AberRasiert und ein Selfie mit Tanga dann eben mit #photoiwouldneverpost. Seine Leute verstehen das, seine Altersklasse fühlt sich davon unterhalten, ob sie ihn nun mögen oder nur peinlich finden.
Ihm diese Bilder als Dumm- oder gar Frechheit auszulegen, zeigt nur, wie wenig vor allem ältere Semester nach wie vor vom Internet im Allgemeinen und Social Media im Speziellen verstehen. Kurz gesagt: Mitchell Weiser ist ein Digital Native. Leute, die diese Bezeichnung aus Lehrbüchern kennen, eher nicht.
Doch seit dem vermeintlichen Tanga-Gate fällt Weiser der breiten Öffentlichkeit vor allem sportlich auf. Sein erstes Jahr bei Hertha lief für die Mannschaft und ihn persönlich überraschend gut. Als Leistungsträger spielte er sich in den Dunstkreis der Nationalmannschaft. Für Olympia hätte er es sogar in den Kader geschafft.
Gern mal ins Berghain
Doch am Ende machte ihm der eigene Verein einen Strich durch die Rechnung. „Es war ein Traum von mir, nach Rio mitzufahren. Und es wurde die ganze Zeit kommuniziert, dass ich auch darf.“ Zwei Tage vor dem Nominierungsstichtag verweigerte Hertha BSC ihm jedoch die Freigabe.
Weiser und seine Jungs haben Kaffee und Wasser ausgetrunken und die Handys für einen kurzen Moment zur Seite gelegt. Sie diskutieren über farblose Social-Media-Auftritte von Weisers Kollegen, über seine Fotos mit den US-Stars Chris Brown, Usher oder Drake (Weiser witzelt: „Die wollten mich treffen“) und über den Berliner Klub Berghain. „Ich will da schon mal rein“, sagt Weiser, „aber ich habe gehört, mit meinen Klamotten hätte ich an der Tür keine Chance.“
Dabei hat er genug Argumente auf seiner Seite, um Berghain-Bouncer Sven Marquardt und dessen Kollegen an den Türen der angesagten Läden in Berlin zu überzeugen. Jung ist er, dazu erfolgreich, vielleicht sogar eine Art Star in einer ansonsten recht unscheinbaren Hertha-Mannschaft. Und dann wäre da ja noch die Sache mit dem Swag.